Story: Akira Ninomiya (Kazuya Kamenashi) ist Anwalt und Psychopath. Er hat schon einige Morde begangen, wenn es ihm nutzte. So hat er auch den Vater seiner Freundin Emi (Riho Yoshioka) umgebracht, um dessen Firma übernehmen zu können. Eines Tages wird Akira jedoch in einer Tiefgarage von einem maskierten Mann mit einer Axt attackiert. Der Mann ist als Lumberjack Monster aus einem Bilderbuch verkleidet und muss schließlich fliehen, auch wenn er zuvor Akira am Kopf verletzen konnte. Im Krankenhaus teilt man dem Anwalt mit, dass er einen Micro-Chip im Kopf hat, was für ihn eine völlig neue Information ist. Zeitgleich ermittelt Detective Ranko Toshiro (Nanao) in zwei Mordfällen, die anscheinend miteinander verbunden sind. Den Opfern wurde mit einer Axt der Schädel gespalten und das Gehirn entnommen. Nach einigen Nachforschungen stellt sich heraus, dass die Opfer allesamt in Waisenhäusern aufgewachsen sind, auch wenn es sich um unterschiedliche handelt. Toshiro vermutet, dass auch Akira Opfer des Axtkillers werden sollte und sucht ihn auf. Dieser verheimlicht der Polizei wichtige Hinweise, hat den Überfall zudem wie einen Raub aussehen lassen und nichts von einer Axt oder der Maske erzählt. Er bleibt weiter bei seiner Geschichte, weiß nun aber, dass es sich um einen Serienkiller handelt. Nun setzt er alles daran, den Killer zu finden und auszuschalten, ohne dass ihm dabei die Polizei in die Quere kommt...
Kritik: Der besondere Reiz von "Lumberjack the Monster" ist natürlich, dass wir es hier mit einem Psychopathen zu tun haben, der einen Serienkiller aus ganz persönlichen Gründen ausschalten will. Der spezielle Clou dabei ist, dass die Geschichte sich auch darum dreht, was es bedeutet, ein Psychopath zu sein und wie dies über Experimente in Form eines Chips im Gehirn anderen aufgezwungen wird. Vielleicht ist "aufgezwungen" aber nicht das richtige Wort, denn einen Psychopathen stört es nicht, dass er keine Gefühle empfindet - wie auch? Aber seine Umwelt muss leiden, oder eben sterben. Mit Regisseur Takashi Miike hat man auch ganz klar den Richtigen für die absurde Geschichte gefunden. Denn alles wirkt hier etwas übertrieben, ohne ernsthaft lächerlich zu wirken. Das fängt schon an dem für Miike typischen Blutfontänen an, die dann doch ein Schmunzeln hervorrufen können. Daneben kann die Geschichte selbst nicht wirklich durch guten Erzählstil überzeugen. Dafür sind aber ein paar der Ideen ganz interessant und nett umgesetzt. Es ist auch nie so einfach, das Besondere an Miikes Werken herauszustellen, da er sich in verschiedenen Genres bewegt, aber "Lumberjack" ist letzten Endes wieder einmal recht unterhaltsam, wenn auch nicht mehr.
Zwar mag das neueste Werk vielleicht nicht so abgedreht sein wie beispielsweise sein "As the Gods Will", aber die Kinderbuchgeschichte, an der sich der Killer bei seiner Maske orientiert, ist schon etwas ungewöhnlich, um es milde auszudrücken. Jedoch steckt darin auch noch eine nette Analogie zum Leben des Protagonisten wie sich später herausstellt. Da man auch bald darüber im Bilde ist, dass Akira als Kind wohl Opfer eines Experiments war, ist man natürlich dazu verleitet, mit ihm auch etwas Mitleid zu haben. Das gelingt aber nicht wirklich und soll es auch gar nicht. Im weiteren Verlauf des Films wird es in dieser Hinsicht auch noch etwas komplexer und man spielt damit, dass wir nicht ernsthaft wissen, woran wir bei ihm sind. Das hält die Geschichte spannend und zum Finale hin ein paar Überraschungen bereit. Im Grunde ist die Geschichte aber leider nicht gut strukturiert. Das wird besonders deutlich, als die Ermittlerin, gespielt von Nanao ("The Snow White Murder Case") auf den Plan tritt. Denn die Ermittlungen werden nicht sehr intelligent geführt und ein paar Schlussfolgerungen wirken sogar an den Haaren herbeigezogen.
Gleiches gilt auch für die Nebengeschichte eines Detectives, der zwangsversetzt wurde, weil er in seiner Vergangenheit nicht nach den Vorschriften gehandelt hat. Natürlich ist das später auch noch von Belang. Ebenso ist Akiras Freundin Emi für die Geschichte noch wichtig, aber als Individuum bekommt sie überhaupt keine Farbe. Anders verhält es sich auch nicht mit Akiras "Kollegen", der eben einfach nur ein weiterer Psychopath ist. Kazuya Kamenashi soll in der Hauptrolle natürlich keine Sympathien erwecken, zumindest gegen Ende hin mag sich das aber leicht ändern. Es bleibt aber der Fakt, dass es vielen schwerfallen wird, im Film einen echten Bezugspunkt zu finden. Die Geschichte selbst lässt zwar zu, dass wir uns langsam für Akira erwärmen können, aber nicht jeder wird das wollen. Es ist also gut vorstellbar, dass einige Zuschauer etwas orientierungslos auf der Strecke gelassen werden. "Lumberjack" will aber genau genommen die Grenze zwischen Gut und Böse verwischen bzw. die Frage danach stellen, was eigentlich als böse betrachtet werden kann. An diese Thematik wird unglücklicherweise nicht mit dem nötigen Feingefühl herangegangen, aber es reicht doch, dass man ab und zu fast nachdenklich werden muss.
Das Ende kann im Besonderen mit ein paar Überraschungen aufwarten, die einige der Längen und das teilweise unfokussierte Drehbuch wieder wettmachen können. Daneben weiß die Atmosphäre zu punkten. Es gibt düstere Aufnahmen, einige Sets sind sogar richtig gruselig, dann wiederum können die Innenräume auch sehr steril ausfallen, was sehr gut Akiras Charakter und den seines Freundes widerspiegelt. Regietechnisch gibt es nichts zu beanstanden, nur leider gibt es hier auch nichts wahrlich Herausstechendes. Wie bei der Geschichte auch hat man das Gefühl, dass man alles schon einmal gesehen hat. Das Drama ist weiterhin einer jener Aspekte, die leider sträflichst vernachlässigt wurden, denn auch wenn man es zunächst nicht glauben mag, öffnet sich im weiteren Verlauf der Geschichte tatsächlich der Raum dafür. Es wird aber gerade einmal gestreift. Damit verliert auch das Ende etwas von seinem Potential. Wie bereits erwähnt hätten aber vor allem die Charaktere besser ausgearbeitet werden müssen und nicht einfach nur Zahnräder in der Geschichte darstellen dürfen.
Als Thriller kann "Kaibutsu no kikori: Lumberjack the Monster" immer wieder spannende und unterhaltsame Abschnitte aufweisen. Beim Raten um die Identität des Killers mag man vielleicht auch seinen Spaß haben, aber Fans von Takashi Miike wird es wohl stören, dass bei dem düsteren Material die Gewalt erstaunlich zurückgeschraubt wurde. Wäre der Streifen etwas explorativer ausgefallen, wäre der Stil und die Atmosphäre etwas stimmiger ausgefallen. Immerhin ist der Film aber stellenweise auf eine angenehme Art absurd, was durchaus Spaß machen kann. Storytechnisch bleibt "Lumberjack" aber hinter dem zurück, was er hätte sein können. Einen Blick auf das Fundament eines Psychopathen zu bekommen, ist immer faszinierend und hier hätte der Regisseur mehr herausholen müssen. Am Ende bleibt also ein teilweise unterhaltsamer Thriller, der jedoch mit zu vielen Schwächen zu kämpfen hat und damit hauptsächlich Fans des Regisseurs zu empfehlen ist.