Story: Nachdem Cheung Tin-chi (Max Zhang Jin) seinen Kampf gegen Ip Man hiner verschlossenen Türen verloren hat, schließt er seine Wing Chun-Schule und verdingt sich als Auftragsschläger, der jedoch nur gegen Gangster vorgeht. Doch auch damit will er bald nichts mehr zu tun haben. Er wünscht für sich und seinen Sohn ein einfaches Leben und eröffnet einen kleinen Laden. Eines Tages wird er jedoch Zeuge, wie die Sängerin Julia (Liu Yan) und ihre Schwester von dem Gangster Tso Sai Kit (Kevin Cheng) und seiner Gang angegriffen wird. Er verteidigt sie und alle Involvierten werden auf die Polizeistation gebracht. Schon bald werden Tso und seine Gangster wieder freigelassen, da sie anscheinend den Polizei-Captain gekauft haben. Tso rächt sich an Cheung, indem er seinen Laden in Brand steckt, während er ihn und seinen Sohn dort einschließt. Cheung kann gerade so mit seinem Sohn entkommen, aber auch diesen Vorfall legt die Polizei als Unfall zu den Akten. Cheung rächt sich dafür an dem Opiumdealer Tso. Währenddessen versucht Tsos Schwester Ngan Kwan (Michelle Yeoh), die Leiterin der Organisation, Schadensbegrenzung zu betreiben, weil sie ihr Geschäft eigentlich in ein legales umwandeln will. Ihr Bruder stellt sich aber weiterhin quer und hat mit dem Restaurantbesitzer Owen Davidson (Dave Bautista) einen neuen Boss, für den er Heroin vertreibt. Da in der britischen Kolonie Chinesen kaum etwas zu sagen haben und die Polizei sich nicht um die Anschuldigungen gegen Tso und Owen kümmert, muss Cheung selbst für Gerechtigkeit sorgen.
Kritik: Die Wartezeit bis zum Erscheinen von "Ip Man 4" können Fans des Kampfkunst-Genres mit dem Spin-Off "Master Z" überbrücken. Doch vielversprechend ist der Film auch für sich alleine genommen, da Max Zheng (aka Zheng Jin) seine Rolle aus "Ip Man 3" wieder aufnimmt. Dass er ein beeindruckender Kampfkünstler ist, dürfte spätestens seit seinem Auftritt in "SPL 2: A Time for Consequences" klar sein, in dem er unter anderem gegen Tony Jaa angetreten ist - ein Kampf, der wenige Minuten im Film eine Weiterführung erfährt. Doch als Film hat "Master Z" mit einigen deutlichen Schwächen zu kämpfen. Es ist zwar angenehm, dass man das Gefühl bekommt, in die 90er Jahre zurückversetzt zu sein, in denen alle Ausländer innerhalb der britischen Kronkolonie Bösewichte waren, aber es ist in erster Linie klischeehaft und beinahe lächerlich. Weiterhin stört in den Kämpfen ein zu hohes Maß an Wire-Fu, was zwar auch in den "Ip Man"-Streifen vorzufinden war, aber doch nicht in den Ausmaßen.
Seinen besonderen Anstrich der 90er Jahre bekommt der Film auch dadurch, dass fast alle Außenaufnahmen an einem großen Set aufgenommen wurden, einer Vergnügungsstraße Hong Kongs. Daneben gibt es eine Gangsterorganisation, die den Drogenhandel in ihrem Griff hat und einen einsamen Helden, der nicht mehr kämpfen will, aber im Angesicht der Ungerechtigkeit nicht mehr einfach nur zusehen kann. Das ist alles sicherlich nicht sehr originell, aber es gibt doch ein paar Versuche, die Geschichte etwas komplexer zu gestalten. So entpuppt sich die vermeintliche Bösewichtin, gespielt von Michelle Yeoh, als Frau, die weg von den illegalen Geschäften ihrer Familie möchte und ihr Unternehmen in eine legale Richtung lenken will, auch wenn ihr Bruder ihr stets einen Strich durch die Rechnung macht - eine komplizierte Beziehung. Somit ist Tso wohl der eigentliche Bösewicht der Geschichte, aber das scheint etwas antiklimaktisch, da er eher wie ein Kleinkrimineller wirkt, der darüber hinaus in einem Zweikampf keine Chance gegen Cheung hätte.
Zu den namhaften Stars, aus denen die Besetzung besteht, gehört aber auch Ex-Wrestler Dave Bautista ("Guardians of the Galaxy"). Seine Figur scheint anfangs noch liebenswert und charismatisch, was irritierend ist, da nie ein Zweifel besteht, dass er der große, böse Gangsterboss sein muss, gegen den unser Held am Ende alle seine Wing Chun-Tricks auspacken muss, um das physische Kräfteverhältnis auszugleichen. Schließlich ergibt sich aber alles genau wie erwartet und Owen erweist sich als skrupelloser Gangster. Dann ist da noch die Polizei, die von einem korrupten britischen Captain geleitet wird und somit komplett nach Owens Wünschen geformt wird. Die Ungerechtigkeit und die Machtlosigkeit der Chinesen gegenüber einer weit über ihr stehenden Kolonialmacht war schon so oft Thema von Hong Kong Filmen, als dies noch aktuell war, dass es hier lediglich ein Wiederkäuen bereits bekannter Situationen ist. Zumal man in den 90ern zuweilen sogar subtiler vorgegangen ist (wenn auch zugegebenermaßen die meiste Zeit nicht).
Die Geschichte hat also einige Wendungen und dank einer Vielzahl von Charakteren gibt es auch noch Freundschaften und Feindschaften, die sich bilden, sodass am Ende alles recht komplex wirkt. Man könnte anführen, dass der Film mit seinen zahllosen Charakteren ein wenig überladen wirken kann, aber die meiste Zeit weiß jeder, wo er seinen Platz hat und der rote Faden der Geschichte bleibt abgesehen von der genannten Verschiebung zum echten Gangsterboss der Unterwelt recht geradlinig. Die Geschichte wird trotz diverser Ausschweifungen auch nie unübersichtlich, da sich die meisten Zuschauer des Hong Kong Kinos in Geschichten dieser Art auskennen. Das darf man eben auch als Kritik verstehen, denn etwas wirklich Neues gibt es hier nicht. Aber das mag in Ordnung sein, da man hauptsächlich wegen der Kämpfe Interesse an dem Streifen zeigen mag. Diese sind auch ansprechend choreographiert und das sollte nicht verwundern, da Altmeister Yuen Woo-ping für die Kämpfe verantwortlich ist.
Allerdings hätte man sich bei einem Film dieser Art etwas mehr Bodenständigkeit bei den Kämpfen erhofft. Es wird zu viel Wire-Fu eingesetzt und in einer Sequenz, in der an den Neonschildern der Straße entlanggeklettert wird, hat man gar den Eindruck, dass die Gravitation vollkommen ausgesetzt hat. Der Endkampf gegen Dave Bautista ist eigentlich recht zufriedenstellend, da dieser aber vergleichsweise etwas kurz geraten ist und darüber hinaus der Film auch danach noch weitergeht, fehlt in "Master Z" ein echter Höhepunkt. Dieser ist dann vielleicht eher in Max Zhengs Konfrontation mit Tony Jaa oder dem Kampf gegen Michelle Yeoh, die wieder mit einem Säbel antreten darf, zu finden. Kampfkunstfans werden nicht enttäuscht, es hätte aber mehr und vor allem mehr Wing Chun sein dürfen. Als Film wird "Master Z" nicht langweilig, die Geschichte ist stets in Bewegung, aber es mangelt ihr an Originalität, auch in der Umsetzung. Yuen Woo-ping kann wie schon in "The Thousand Faces of Dunjia" nicht mehr richtig als Regisseur überzeugen.