Story: Baek Hyo-joo (Kim Ha-neul) ist Lehrerin an einer Jungenschule. Sie ist nicht festangestellt, ist aber als nächste unter ihren Kolleginnen an der Reihe, einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu unterschreiben. Zunächst sieht es aber nicht sehr rosig für sie aus. Sie muss für eine Kollegin, die in Schwangerschaftsurlaub geht, als Klassenlehrerin einspringen. Ihr langjähriger Freund, der Schriftsteller ist, sitzt nur zuhause rum und nimmt Hyo-joo als eine Selbstverständlichkeit hin. Das Leben der Lehrerin wird aber erst richtig kompliziert, als sich Choo Hae-young (Yoo In-young) als neue Kollegin vorstellt. Sie ist die Tochter des Chefs der Schulbehörde und wird daher noch vor Hyo-joo eine Festanstellung bekommen. Die neue Kollegin ist jung, hübsch und freundlich, doch Hyo-joo vermutet dahinter eine Taktik, mit der sie ihre Kollegen um den Finger wickeln will. Dank ihres Vaters lesen die Kollegen Hae-young aber ohnehin jeden Wunsch von den Lippen ab. Einzig ihr Schüler Jae-ha (Lee Won-keun), der sich auf einen Tanzwettbewerb vorbereitet, macht Hyo-joo das Leben erträglich. Eines Tages sieht sie jedoch, wie er mit Hae-young in der Schule Sex hat. Sie konfrontiert die Kollegin und sitzt fortan am längeren Hebel. Zunächst erzählt sie niemandem von dem Verhältnis der beiden, da Hae-young schwört, dass es sich um eine einmalige Sache gehandelt hat. Doch Hyo-joo geht auf Nummer sicher und bezahlt dem Schüler professionellen Tanzunterricht, damit er für sein Training nicht länger als nötig in der Schule ist. Mit der Zeit wird der Lehrerin aber klar, dass sie mehr Gefühle für Jae-ha hegt, als sie angenommen hat...
Kritik: Da es auch in Korea immer wieder Fälle gibt, in denen ein Lehrer ein Verhältnis mit einem Schüler hat, und zwar eben auch Lehrerinnen mit männlichen Schülern, ist es nur naheliegend, daraus ein Liebesdreieck für die Leinwand zu bauen. Anders als vielleicht erwartet, erweist sich "Misbehavior" aber weder als Romantikstreifen noch als reines Drama, sondern beschreitet den Weg eines Psychothillers, in dem die Grenzen zwischen gut und böse verwischt werden. Das macht den Film äußerst spannend und kreiert Interesse für die Charaktere. Traurigerweise werden die einzelnen Personen aber nicht so sehr ausgeleuchtet, wie man sich das gewünscht hätte. Vieles bleibt in der Schwebe, auch um den Spannungsgehalt oben zu halten. Letztendlich sorgt das aber nur dafür, dass man etwas frustriert zurückgelassen wird. Dennoch ist die ständige Frage über Täter- und Opferrolle faszinierend umgesetzt und lässt einen bis zum Schluss nicht los.
Alles startet damit, dass Hyo-joo um ihren Job fürchten muss, womit hier auch ein sozialkritischer Ton vorzufinden ist, da die Sicherheit des Arbeitsplatzes in Korea ein großes Problem darstellt. Gleichzeitig ist da ein langjähriger Freund, der sich von ihr bemuttern lässt und selbst nichts auf die Beine stellen kann. In einer Szene konfrontiert sie ihn deshalb, aber sie macht dies auf eine kühle, direkte Art und Weise, die uns fast schon auf die Seite des Freundes drängt, obwohl er sie ohne Zweifel ausnutzt und nicht zu schätzen weiß, was er an ihr hat. Das ist das Faszinierende an "Misbehavior". Auch in dieser Szene macht es uns die eigentliche Heldin der Geschichte nicht leicht, Partei für sie zu ergreifen. Und durch den inneren und äußeren Druck, der auf die Protagonistin aufgebaut wird, gerät sie immer mehr auf eine Bahn, von der sie irgendwann nicht mehr zurück kann. Da Hyo-joo ziemlich extrem in ihren Konfrontationen sein kann, pendelt der Zuschauer stets zwischen Sympathie und Antipathie.
Kann man sich mit diesen widerstreitenden Gefühlen nicht abfinden, wird man als Zuschauer kaum Spaß an dem Film haben können. Die neue Kollegin scheint mit ihrer naiven Art alle für sich gewinnen zu wollen, nur Hyo-joo erweist sich als resistent gegenüber den alten Strukturen der Gesellschaft, die verlangen, dass man jemandem in den Hintern kriecht, weil der Vater ein mächtiger Mann ist. Dann wiederum hat man das Gefühl, dass Hyo-joo die Kollegin auch dann noch tritt, als diese bereits am Boden liegt. Den Typ Mensch, den Hae-young verkörpert, kennt man nur zur Genüge: hübsch aussehen, unsicher tun, lächeln und sich entschuldigen, wenn man etwas falsch gemacht hat. Irgendetwas Falsches ist an Hae-young, kein Zweifel, zumal sie ihren Verlobten mit einem Schüler betrügt. Allerdings bekommt man auch oft genug das Gefühl, dass sie ihre Taten wirklich bereut und Hyo-joo auf sadistische Weise auslebt, dass sie endlich die Kontrolle hat. Etwas, das in ihrem Leben nicht oft genug vorkommt.
Kim Ha-neul ("Blind") gibt ihrem Charakter eine erstaunliche Kälte, aber auch eine sich angedeutet zeigende Verletzlichkeit. Es steht irgendwann außer Frage, dass Hyo-joo in den Schüler verliebt ist und eben genau das macht sie verletzlich. Jae-ha, gespielt von Lee Won-geun ("The Net"), ist ein Junge voller Hormone. Eine Schülerin als Opfer zu sehen, wäre einfacher, aber bei einem Jungen ist es recht offensichtlich, dass er es genießt, zwei Frauen zu haben. Allerdings sollte man nicht außer Acht lassen, dass er auch ein Opfer der Liebe wird, denn es gibt nicht nur zwei Frauen, die sich für ihn interessieren, sondern auch bei ihm zeigt sich, dass er für eine von ihnen doch mehr fühlt, als man das zunächst annehmen mag. Und genau daraus resultiert dann schlussendlich auch das Drama der Geschichte. Woran es dem Film jedoch mangelt, sind tatsächlich eindeutigere Sexszenen. Diese hätten die Leidenschaft und das Dilemma der Beziehung besser herausarbeiten können.
Andererseits war Kim Ha-neul laut Berichten gegen ausgedehnte Sexszenen, da sie den Fokus von der Geschichte genommen hätten. Das Gegenteil wäre wie gesagt der Fall gewesen, aber sowohl sie als auch ihr Partner sehen ohnehin etwas verkrampft bei jenen kurzen Szenen aus, also mag dies vielleicht die bessere Wahl gewesen sein. Was letzten Endes aber einiges an Tiefe aus dem Film nimmt und "Misbehavior" somit auch seiner Essenz beraubt, ist, dass es mehr Szenen zwischen den beiden Frauen, aber vor allem zwischen Jae-ha und Hae-yeong, verkörpert von Yoo In-young ("Veteran"), hätte geben müssen. Einige Szenen sind auch der Schere zum Opfer gefallen, was keine besonders gute Idee war, zumal der Film mit seinen 96 Minuten durchaus noch Raum für etwas mehr Charakterausbau gehabt hätte. "Misbehavior" ist ein Film, der in die richtige Richtung geht und gerade zum Schluss hin wird der Film fesselnd und durchaus auch schockierend. Aber es fehlt ihm der letzte Schliff, um als Thriller wirklich überzeugen zu können.