Story: Seol Do-cheol (Hwang Jeong-min) zerschlägt mit seinem Team einen Autoschmuggel-Ring und darf sich zusammen mit seinem Vorgesetzten
Oh (Oh Dal-soo) bald über eine Beförderung freuen. Er gibt dem Familienvater Bae (Jung Woong-in), der ihm bei dem Fall geholfen hat, seine Visitenkarte, falls
er einmal Hilfe brauchen sollte. Diese hat Bae auch nötig, da er von seinem Arbeitgeber nicht bezahlt wird. Do-cheol kann Baes Anruf jedoch nicht
annehmen und Bae wird schließlich zusammen mit seinem Sohn von Jo Tae-oh (Yoo Ah-in), dem Sohn des Firmenchefs, zu sich geholt, der ihn daraufhin in einem
Faustkampf für sein Geld kämpfen lässt. Schwer verletzt schickt Bae seinen Sohn nach Hause und kurze Zeit später versucht er sich das Leben zu nehmen. Do-cheol
untersucht den Fall, da sich einige Fragen auftun. Da der Ermittler Tae-oh kürzlich persönlich kennengelernt hat, weiß er um dessen Hitzköpfigkeit und
Drogensucht. Do-cheol untersucht den Fall genauer, aber bald schaltet sich Tae-ohs rechte Hand Choi (Yoo Hae-jin) ein. Er macht Do-cheol und seiner Frau
ein Angebot, den Fall ruhen zu lassen und als das nicht funktioniert, entziehen plötzlich Do-cheols Vorgesetzte ihm den Fall. Aber der Ermittler lässt sich
nicht so leicht abspeisen...
Kritik: Wahrscheinlich war Regisseur Ryoo Seung-wan genauso überrascht über den enormen Erfolg seiner Action-Komödie "Veteran" wie all jene
Kritiker, die sich schon lange mit seinen Filmen auseinandersetzen. Ryoo ist ein Filmemacher, der es versteht Action auf eine physisch fassbare Art und Weise
zu transportieren, jene, die auch das 80er Jahre-Actionkino ausmachte. Damals, als die Helden noch bluteten und Effekte nicht vollständig am Computer kreiert
wurden. Ryoo liefert genau das wieder ab und das bleibt nach wie vor eine seiner besonderen Stärken. Davon abgesehen hat "Veteran" aber mit einigen Schwächen zu
kämpfen, wie einer unnötig langen Laufzeit und einer Geschichte, die keine Überraschungen parat hält. Als Genre-Film mag der Streifen daher besonders mit
seinem Humor punkten, aber warum er sich beinahe zu einem Phänomen in Korea entwickelt hat, bleibt ein Rätsel.
Unter Action-Fans ist Ryoo Seung-wan bereits seit "Arahan" und "The City of Violence" bekannt.
Aber auch das Mainstream-Publikum dürfte mit "The Berlin File" bereits eine Einführung in die Arbeit des Regisseurs bekommen
haben. Außergewöhnliche Geschichten sind nicht unbedingt die Stärke des Filmemachers, aber die Art, wie er Action transportiert, setzt ihn weit an die Spitze
der zur Zeit besten Regisseure des modernen koreanischen Kinos. Bereits die ersten Minuten des Films sind ein Beweis dafür. Hwang Jeong-min
("Ode to My Father", "New World") ist nicht gerade für seine Kampffähigkeiten bekannt, aber
die Kampfszenen in der Einleitung sind bereits atemberaubend, ohne dass irgendeine Form des Taekwondo etc. eingesetzt werden würde. Stattdessen bedient sich
der Protagonist seiner Umgebung und weiß auf effektive Art seine Gegner auszuschalten, während er sogar noch seinen Spaß dabei hat.
Spaß ist auch das Motto des Films. Diverse komödiantische Momente lassen niemals die Intention des Regisseurs in Frage stellen, dass er sein Publikum unterhalten
will. Manche der Gags, wie z.B. jene, in der sich die Polizisten gegenseitig ihre Verletzungen zeigen, funktionieren zwar immer noch, sind aber etwas zu sehr in
die Länge gezogen. Neben einem äußerst charismatischen Hwang Jeong-min sticht besonders Oh Dal-soo ("The Attorney",
"Miracle in Cell No.7") heraus, der die meisten lustigen Momente schultert und manchmal den Film sogar zu einem
Buddy-Streifen macht. Auch der Humor lässt Erinnerungen an 80er Jahre-Streifen aufkommen und gerade die bereits angesprochene Szene, in der man sich mit seinen
Verletzungen zu übertrumpfen versucht, darf als Referenz auf "Lethal Weapon 3" verstanden werden. Davon abgesehen bekleckert sich der Film hinsichtlich seiner
Charakterausarbeitung aber nicht gerade mit Ruhm. Yoo Ah-in ("Punch", "Tough as Iron") wirkt als
hitzköpfiger, verwöhnter Sohn eines Firmenchefs nicht gerade besonders originell.
Mit dem Rest der Geschichte verhält es sich nicht anders. Der Kampf eines kleinen Polizisten, der es mit einer gigantischen Firma aufnimmt und immer wieder
von korrupten Vorgesetzten in seinen Ermittlungen gestört wird, ist der x-te Aufguss einer Geschichte, die aufzeigt, dass Geld Einfluss und Macht sowie
Unantastbarkeit bedeutet. Speziell in Korea. Regisseur und Drehbuchschreiber Ryoo versucht allerdings auch Kritik am Jaebol-System Koreas unterzubringen.
Familienunternehmen haben letzten Endes großen (politischen) Einfluss in dem Land. Auch die stupide ihr Handy zur Videoaufnahme zückende Jugend bekommt im
Finale ihr Fett ab. Aber allzu sehr darf man auch nicht in die Absichten von "Veteran" hineininterpretieren. Letzten Endes fehlt es dem Film vor allem an
Originalität hinsichtlich seiner Geschichte und speziell die sehr lange Einleitung, die einen Fokus vermissen lässt, führt zu der Frage, worum es denn
nun eigentlich geht.
Die Originalität, die das Drehbuch vermissen lässt, findet sich aber in den Actionszenen wieder. Diese sind gut über den Film verteilt, dennoch hätte "Veteran" an einigen Stellen gut gekürzt werden können. Zum Finale hin zieht das Tempo aber noch einmal an und wir bekommen einen sehr schönen Faustkampf mitten in einer Einkaufsstraße Gangnams. Die kinetische Energie, die den Actionszenen innewohnt, ist der Verdienst einer schönen Kinematografie und Ryoo Seung-wans Auge für das, was die Essenz guter Action ausmacht. Auch der Humor arbeitet für den Film. Am Ende bleibt trotz allem die Frage, was der Grund für den Hype um "Veteran" ist. Hat man sich von diesem anstecken lassen, kann man den Film nur als eine große Enttäuschung betrachten. Doch das ist wohl nur die Schuld von Kritikern, von denen einer wohl die überaus positive Meinung eines anderen nachgeplappert hat, bis sich das irgendwie unnötig hochgeschaukelt hat. Sogar eine Fortsetzung ist deshalb jetzt schon sicher. Da ist man versucht, "Veteran" besonders streng zu bewerten, aber auch wenn man diese Actionkomödie vielleicht nicht lange im Gedächtnis behalten wird, Ryoo Seung-wan liefert schlichtweg erneut unterhaltsames Action-Kino ab. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.