Story: Kim Jong-tae (Park Won-sang) wird 1985 von Agenten der Regierung gekidnappt und nach Namyeong-dong gebracht. Der Ort ist berüchtigt
dafür, dass dort grausame Folterungen an der Tagesordnung sind. Jong-tae ist ein Aktivist gegen die Regierung von Präsident Chun Doo-hwan und ehemaliges
Mitglied der Youth Federation for Democracy. Der Secret Service KCIA will nun augenscheinlich herausfinden, was er weiß und so soll er sein gesamtes Leben zu
Papier bringen. Drei Tage am Stück schreibt er, ohne etwas essen oder schlafen zu dürfen. Doch Park Jeon-moo (Myeong Kye-nam) und seine Männer wollen
mehr wissen. Sie wollen Namen von Kontaktpersonen und ein Geständnis, dass Jong-tae mit Nordkorea kollaboriert. Der Häftling weigert sich allerdings dieses
Geständnis zu machen, da es nicht der Wahrheit entspricht und er lediglich für die Demokratisierung Südkoreas kämpft. Als die ersten Folterungen fruchtlos
bleiben, wird Lee Doo-han (Lee Kyeong-yeong) hinzugezogen. Er hat bisher aus jedem ein Geständnis herausbekommen und gerade solche, die nicht der Wahrheit
entsprechen. Für Jong-tae beginnen die schrecklichsten drei Wochen seines Lebens...
Kritik: Nichts kann einen auf "National Security" vorbereiten. Genauso wenig wie der bemitleidenswerte Protagonist dieser Geschichte sich
hätte vorstellen können, was ihn in Namyeong-dong wirklich erwartet. Die Geschichte? Ja, bei dieser handelt es sich leider um keine fiktive... Der Film basiert
auf wahren Ereignissen und das verwundert, denn so viel Grausamkeit, wie hier gezeigt wird, möchte man nur in der kranken Fantasie einiger weniger Personen
wissen und nicht in einem Regierungsapparat. Und das wird das Publikum spalten. "National Security" ruft extreme Emotionen hervor, solcherart, dass sogar
einige Festivalbesucher aus dem Kino gegangen sind. Es wird also Zuschauer geben, die mit so viel harscher Realität, die hier gezeigt wird, nicht umgehen
können, und das ist keine Schande, vielmehr stellt es den Grund dar, warum solche Grausamkeiten nicht häufiger begangen werden und es eventuell noch
Hoffnung für die Menschheit gibt.
"National Security" ist eine Dokumentation - in der Verkleidung eines Films. Regisseur Chung Ji-young, der schon seit Jahrzehnten in dem Geschäft tätig ist und
Werke wie z.B. den Kriegsfilm "White Badge" aus dem Jahre 1982 oder aus letzterer Zeit "Unbowed" in seiner Filmografie stehen hat,
hat nur ein sehr geringes Budget zur Verfügung gehabt, aber das sieht man dem Film nicht an, vielleicht einmal von dem Umstand abgesehen, dass der Großteil
der Ereignisse in einem Folterzimmer stattfindet. Die Bilder sind gestochen scharf und die Schauspieler sind großartig, wenn es sich auch um solche handelt, die
man sonst nur in Nebenrollen zu sehen bekommt. Beim Abspann kommen aber einige der tatsächlichen Opfer der Folterpraktiken zu Wort. Jede Dokumentation sollte so
aussehen wie diese, denn seine emotionale Wirkung auf den Zuschauer verfehlt sie keinesfalls...
Die Folter, deren wir Zeuge werden, ist von solch grausamer Natur, dass man eigentlich öfter eine Pause bräuchte. Aber um wirklich erahnen zu können, was
Kim hier über sich ergehen lassen musste, sollte man sich diese auf keinen Fall gestatten. Ein Großteil des Films besteht aus Folterszenen und eigentlich
möchte man häufig genug abschalten, da man so etwas einfach nicht sehen möchte. Es soll zwar ein Publikum für diese Art von Film geben, aber für jene ist
Chungs Werk keinesfalls gedacht. Die zahlreichen Folterszenen lassen an der allgemeinen Menschlichkeit zweifeln und lassen einen vor Wut über die
Ungerechtigkeit, die an den Tag gelegt wird, beben. Was ist der Sinn hinter all dem? Eine fadenscheinige Ideologie, die nach einem Feindbild nicht nur
im Norden sucht, sondern auch im eigenen Land.
Über die genauen politischen Hintergründe in Südkorea zu der Zeit muss man glücklicherweise nichts wissen, auch wenn es hilft. Schnell ist klar, dass
die Militärdiktatur demokratische Aufständische loswerden will, indem es diese als Kommunisten brandmarkt und zu Geständnissen zwingt. Merkwürdigerweise
erkennt man aber in den Folterknechten auch Menschen wieder. Zum Teil ruft das einige Lacher hervor, die von extremem schwarzem Humor geprägt sind, z.B.
als Kim sich in seiner offensichtlichen Lügengeschichte bei der Niederschrift verstrickt und seine Peiniger nach den Fakten zu den Taten, die er begangen
haben soll, befragt - oder als einer der Folterer immer wieder von seiner unglücklichen Romanze anfängt. Aber man sollte sich nicht täuschen lassen,
"National Security" ist bitterer Ernst und zeigt in ausführlichen und zahlreichen Folterungen, dass egal wie idealistisch ein Mann sein mag, irgendwann der
Punkt erreicht ist, an dem man brechen muss.
Es ist erschreckend, was für tatsächliche Folter Darsteller Park Won-sang ("Secret [2009]") für den Film über sich hat ergehen
lassen, speziell die diversen Varianten des Waterboardings. Seine körperlich sehr fordernde Rolle ist eine Glanzleistung, denn selbst der Zuschauer fühlt
irgendwann nur noch körperliche Erschöpfung. Dass die Foltermethoden übrigens keine sichtbaren Male zurücklassen dürfen, machen diese keinesfalls weniger
grausam.
Lee Kyeong-yeong ("The Berlin File"), sonst der ewige Gangsterboss in der Nebenrolle, zeigt hier eine furchteinflößende
Leinwandpräsenz, sodass sein bloßes Auftreten irgendwann schon zu einem nervösen Zusammenzucken führt. Denn neben den körperlichen Schmerzen ist es vor allem
der psychische Druck der niemals enden wollenden Pein, welche die Gefangenschaft Kims zu einem Besuch in der Hölle macht. Besonders ist es aber die
Ungerechtigkeit, dass ein unschuldiger Mann zum Opfer einer totalitären Ideologie wird, die dafür sorgt, dass "National Security" noch lange beim Zuschauer
nachhallen wird. Ein Film, der verstört, und zwar in solch einem Grade, dass ihm die Höchstwertung verweigert werden muss, da nicht jeder damit zurechtkommen
wird. Trotz allem bleibt Chungs Film ein Juwel, das wegen der mangelnden Werbung Gefahr läuft, von der Mehrheit vollkommen übersehen zu werden.
Und das hat er nicht verdient.