Story: Ein Waffendeal in Berlin, den der nordkoreanische Agent Pyo Jong-seong (Ha Jung-woo) abschließen wollte, geht schief, als
plötzlich der Mossad auftaucht. Daraufhin ist der südkoreanische Geheimdienst in einer prekären Situation, denn eigentlich wollte die Einheit rund um Jung Jin-soo
(Han Suk-kyu) den Waffendeal stoppen und Pyo gefangennehmen, da dieser für sie ein völliger Unbekannter in ihren gefährlichen Ermittlungen ist, doch der
nordkoreanische Geheimagent kann entkommen. Jung muss nun herausfinden, woher der Mossad von dem Geschäft wusste. Es scheint einen Doppelagenten zu geben
und auch Pyo will diesen finden. Pyos Nachforschungen bringen aber unangenehme Fakten ans Licht. Entweder seine eigene Frau Ryun Jung-hee (Jeon Ji-hyun)
ist die Verräterin oder ihr Boss, ein hochrangiger nordkoreanischer Botschafter. Pjöngjang gefällt ebenfalls nicht, was sich in Berlin entwickelt und so
schicken sie den Agenten Dong Myung-soo (Ryoo Seung-beom), der die Loyalitäten prüfen und Verräter eliminieren soll. Besonders Pyos Loyalität soll auf den
Prüfstand gebracht werden, aber er befindet sich nicht nur auf einer Abschlussliste.
Kritik: Es kann gleich vorweg gesagt werden, dass es momentan keinen besseren Spionage-Film mit internationalem Look aus Südkorea gibt
als "The Berlin File". Regisseur Ryoo Seung-wan hat sich mit dem Action-Thriller seine Karte nach Hollywood so gut wie gesichert. Mag die Geschichte etwas
generisch und unnötig konfus erzählt sein, in Sachen Action bringt Ryoo frischen Wind in das Genre und liefert einige der besten Szenen seit langem ab.
Darüber hinaus kann er mit einer tollen Atmosphäre punkten, die an jene Spionage-Thriller erinnern, die zu Zeiten des Kalten Kriegs spielen, ohne dass seinem
Werk dabei zeitgemäße polierte Bilder fehlen würden. Gerade ein internationales Publikum, das sich nur wenig mit asiatischem Kino beschäftigt, wird daher
positiv überrascht sein.
Sicherlich ist "The Berlin File" jedoch nicht ohne ernste Probleme und diese zeigen sich in der Story. Eigentlich haben wir hier die gleichen Störfaktoren,
wie in so vielen Spionage-Thrillern. Es ist zuerst unglaublich anstrengend, die vielen Namen und Parteien sowie deren Verhältnisse untereinander geistig
aufzunehmen. Ist die erste Hürde getan, ergeben sich als Plotwendungen getarnte neue Verhältnisse. Verrat, Überläufer, Täuschungen, das alles gibt es in
Hülle und Fülle. Diese Informationsflut lässt einen fast schon an den eigenen geistigen Kapazitäten zweifeln, doch hat man ein wenig Zeit, alles einwirken zu
lassen, ergeben sich auch schon die ersten Logiklöcher und die Geschichte erweist sich als unnötig ineinander verschachtelt. Mehr bedeutet nicht intelligenter.
Im Endeffekt geht es bei Spionage-Thrillern eigentlich auch immer nur um dasselbe, nur die Namen der Parteien werden ausgetauscht.
Dummerweise ergeben sich ähnliche Schwierigkeiten bei den Charakteren. Diese bleiben flach, vor allem Jeon Ji-hyeon ("Daisy",
"My Sassy Girl") konnte schon Besseres leisten. Han Suk-kyu ("Villain and Widow",
"Eye for an Eye") sind die Szenen, in denen er Englisch reden muss, so unangenehm, dass er in diesen völlig überdreht
wirkt. Ha Jung-woo ("The Yellow Sea", "Nameless Gangster") verleiht seiner Rolle
dafür eine ruhige Professionalität, die sich in den Actionszenen besonders bezahlt macht. Nur Ryoo Seung-beom
("The Suicide Forecast", "No Mercy"), Bruder des Regisseurs, schafft es wieder
mal in seiner Rolle so sehr zu brillieren, dass er den anderen die Schau stiehlt.
Das Highlight des Films ist zweifellos die Action. Nicht nur ist diese innovativ umgesetzt, Regisseur Ryoo vermag es überdies mit diesen den Zuschauer
sofort wieder in den Film zu ziehen, sollte er bei der Story ausgestiegen sein. Ryoo beherrscht sowohl Schießeren, fängt diese immer stylisch ein, ohne
sich auf billige Slow-Motion verlassen zu müssen, als auch auf Verfolgungsjagden und Nahkampf-Szenen. Gerade letztere sind wirklich großartig umgesetzt,
was nicht verwundern sollte, hatte Ryoo doch bereits in "The City of Violence" oder
"Arahan" seinen Schwerpunkt dort gelegt. Nur diesmal sehen die Kämpfe so aus, wie man es von einem perfekt ausgebildeten
Agenten erwarten würde, Darsteller Ha bringt sich hervorragend ein und er darf auch einmal bluten. Die Dynamik der Actionsequenzen ist wahrlich
atemberaubend.
Außerdem darf nicht vergessen werden, dass der Film in Deutschland, Berlin, wie der Titel bereits verrät, spielt. Da es sich um das Heimatland des Schreibers diese Zeilen handelt, darf mit Genugtuung festgestellt werden, dass es hier bei den Sets keine peinlichen Fehler gibt wie bei so mancher Hollywood-Produktion. Ha darf sogar ein paar ziemlich gut verständliche Worte Deutsch reden. Deutschland sieht tatsächlich so aus, wie hier dargestellt, aber Ryoo schafft es außerdem mit seinen Sets, ein paar heruntergekommenen Apartments, etwas Schmutziges und Nihilistisches in den ansonsten polierten explosiven Thriller zu bringen. Das Finale kann leider nicht ganz mit den vorigen Sets mithalten, aber dennoch sieht der Film mehr als "nur" nach einer zehn Millionen Dollar-Produktion aus. Das Drama kann leider gegen Ende nicht vollkommen überzeugen, aber es gibt wie gesagt genug Positives, um darüber hinwegzutrösten. Fans des Genres können mit "The Berlin File" ohnehin nichts verkehrt machen.