Story: Ein Gesetz von 1972 erlaubt es männlichen Erben innerhalb der Dörfer von Hong Kongs New Territories eine bestimmte Größe Land zu besitzen
und dort ein Haus zu bauen. Der Luk Clan, angeführt von Onkel To (Kenneth Tsang), beschließt seine Landstücke zusammen mit Hilfe der Investitionen des
Festland-Chinesen Wan (Huang Lei) mit Hochhäusern zu bebauen und lokale Baulöwen auf diese Weise aus dem Geschäft zu drängen. Allerdings will einer der
Clan-Mitglieder sein Landstück dafür nicht zur Verfügung stellen. Man beschließt diesen zu töten und die Aufgabe fällt Jau (Louis Koo) zu, der den Mord wie einen
Autounfall unter Alkoholeinfluss aussehen lässt. Fünf Jahre später ist Jau aus dem Gefängnis und versucht sich wieder bei seinen Brüdern, angeführt von
Keung (Lau Ching-Wan), ins Geschäft zu bringen. Tatsächlich spioniert er den Luk Clan jedoch mit Yu (Michelle Ye), seiner früheren Freundin und Tochter
von Onkel To, und dem Abhörspezialisten Joe (Daniel Wu) aus. Welche Gründe haben Jau und Yu, den Luk Clan auszuspionieren und wie passt Moon (Zhou Xun), die
Joe immer wieder zufällig über den Weg läuft, in das Puzzle?
Kritik: Es gibt Trilogien, die hätten durchaus auch mit dem ersten Teil aufhören können. "Overheard" war ein
guter Thriller, genauso konnte "Overheard 2" mit seinem Fokus auf Aktienhandel punkten. Doch was genau hält diese drei Teile
eigentlich zusammen? Zuerst einmal die Regisseure Alan Mak und Felix Chong ("Infernal Affairs") sowie die drei
Hauptdarsteller. Und dann vor allen Dingen die Abhörspielereien, die jedoch lediglich als Kunstgriffe in der Geschichte dienen und keinerlei eigenes Gewicht
haben. Genau genommen handelt es sich hier also gar nicht um eine Trilogie, da es komplett neue Protagonisten gibt und diesmal das Thema Immobilien als Dreh-
und Angelpunkt für viel Verrat und verkomplizierte Familienbeziehungen ist. "Overheard 3" ist unnötig vertrackt, was die Persönlichkeiten und ihre
Beziehungen zueinander angeht und hätte dringend entschlackt werden müssen.
Die Geschichte wurde für die Zusammenfassung wirklich auf das Nötigste heruntergebrochen. Tatsächlich ist sie so kompliziert, dass wir die meiste Zeit
damit beschäftigt sind, einen Familienstammbaum zu zeichnen und die verschiedenen Beziehungen an die Pfeile zu schreiben. Natürlich auf mentaler
Ebene. Dazu muss man noch versuchen sich zu merken, wer wen um Geld, Grundstück oder eine frühere Liebe betrogen hat, während man gleichzeitig rätselt,
was für ein Problem Jau und Yu mit dem Rest des Luk Clans haben. Denn natürlich ist der Clan ein Haufen von widerwärtigen Geschäftsmännern Schrägstrich
Gangstern, aber darunter fallen die beiden doch letztlich auch! Womöglich meldet sich ja das Gewissen bei ihnen, aber die meiste Zeit hat man als Zuschauer
das Problem, das man niemanden hat, der als Bezugsperson funktioniert.
Verzweifelt versucht man aber wenigstens einen Überblick über die Vielzahl an Personen zu behalten. Sinnvoller wäre es wohl gewesen "Overheard 3" als
Trilogie rauszubringen, denn die zahllosen, verschachtelten Beziehungen sind nur ein Problem der überkomplizierten Geschichte. Daneben muss man nämlich noch
bei den Grundstücksgeschäften am Ball bleiben. Maks und Chongs Thriller ist damit sehr anstrengend. Außerdem werden die Beziehungen der Charaktere nur
leicht angerissen, gerade Yu und Jau verbindet viel, aber da man kaum Szenen mit ihnen zusammen zu sehen bekommt, kann der Thriller davon nicht profitieren.
Oftmals wissen die Regisseure auch selbst nicht, wo sie ihren Fokus setzen wollen und scheinen über die 131 Minuten Laufzeit allem ungefähr gleich viel
Zeit auf dem Bildschirm gewähren zu wollen, obwohl wahrscheinlich Jau unser Anker in der Geschichte sein soll.
Stattdessen stiehlt Zhou Xun ("Painted Skin: The Resurrection", "Perhaps Love")
allen anderen die Schau. Alles ist in "Overheard 3" dermaßen komprimiert, dass niemand, von Lau Ching-wan in einer Szene einmal abgesehen, in der kurzen
Zeit wirkliche Emotionen vermitteln kann. Nur Zhou Xun zaubert aus dem Nichts Tränen hervor, die nahegehen, und ihre Beziehung zu Joe wird zur subtilen
Liebesgeschichte, die eigentlich wohl nur als kleine Dreingabe gedacht war. Außerdem ist sie die einzige Person, und dank ihr auch Joe, die nicht von den
Zahnrädern der Gier nach Geld und Macht moralisch zermalmt wird. Um mögliche Missverständnisse auszuschließen: Die darstellerischen Leistungen sind bei
der Top-Besetzung durchaus ansprechend, doch kann man sich mit den wenigsten Personen identifizieren.
Die Bebauung der New Territories ist ein brandaktuelles Thema. Viele Personen und Verweise werden auch nur Hong Kongern wirklich verständlich sein. Allerdings verzichten Mak und Chong darauf, in irgendeiner Weise wertend mit ihrem Thriller zu sein, es sei denn man sieht Moon als die eigentliche Heldin des Films, was durchaus möglich ist, obwohl ihre Rolle eigentlich so klein ist, dass dies kaum die tatsächliche Absicht der Macher gewesen sein kann. Letztendlich ist das Immobilien-Thema aber nur ein Aufhänger für die vielen Wendungen und Verrat an jeder Ecke. Genauso sind auch die Kameras und Wanzen, die in der Trilogie eigentlich vom Namen her im Fokus stehen sollten, nur Spielereien in einem epischen Familiendrama, das zu viele Charaktere auf zu wenig Raum vorstellt und schnell viel zu kompliziert und vor allem überladen wirkt.