Story: Außerirdische infiltrieren in Form von Parasiten eine Stadt. Normalerweise nehmen sie das Gehirn ihres Wirts in Besitz, doch
Shinichi Izumi (Shota Sometani) kann sich wehren und so landet der Parasit in seiner Hand. Shinichi ist schockiert, als dann seine Hand zu reden anfängt.
Nachdem Migi (Sadao Abe), wie sich seine rechte Hand vorstellt, den Jungen über ihr von nun an symbiotisches Verhältnis aufgeklärt hat, ist in den Nachrichten
immer wieder von grausamen Morden zu hören. Die Parasiten haben mittlerweile etliche Personen unter ihre Kontrolle gebracht und als Nahrungsquelle dienen ihnen
Menschen. Die Lehrerin Ryoko Tamiya (Eri Fukatsu) ist auch unter der Kontrolle eines Parasits und da sich diese untereinander spüren können,
klärt sie Shinichi darüber auf, dass sie jetzt an an seiner Schule arbeitet und seine Klasse, darunter auch die Freundin Satomi (Ai Hashimoto), als Geisel
hält. Ryoko hat kein Interesse daran, unter den Menschen aufzufallen und forscht an Möglichkeiten sich besser verborgen zu halten, wobei sie auch weniger
Menschen isst als ihre Artgenossen. Doch auch für sie ist ein Menschenleben nichts wert und Shinichi muss sich langsam fragen, ob es nicht seine Pflicht ist,
als Wissender um diese Invasion etwas zu tun. Nur Migi könnte ihm dabei helfen...
Kritik: Der Hype um "Parasyte" war enorm hoch und das obwohl der Trailer durchaus etwas albern wirkte. Überraschenderweise hält der Film
aber sein Versprechen - und mehr. Leichte Fäden einer schwarzen Komödie durchziehen einen ansonsten ernsten Sci-Fi/Horrorstreifen, der eine erfrischende
Neuinterpretation des Klassikers "Die Dämonischen" von Don Siegal und den Body Horror Filmen eines David Cronenbergs oder John Carpenters darstellt. Es gibt ein
paar Mängel, beispielsweise dass "Parasyte: Part 1" nur den Auftakt eines zweiteiligen Gesamtwerks darstellt und damit als eine einzige große Einleitung
daherkommt, und für manche mag daher auch die Action zu kurz kommen. Doch es ist schön zu sehen, dass sich ein Regisseur die Zeit nimmt, die Charaktere richtig
auszugestalten, vor allem in einem Sci-Fi Film. Nicht nur im zweiten Teil mag sich das auszahlen, bereits in der letzten Hälfte dieses Teils ist das der
Fall.
Die Geschichte basiert auf der Manga-Serie "Kiseiju" von Hitoshi Iwaaki. Besonders beeindrucken kann Shinichi, der eine komplexe Persönlichkeit darstellt.
Die vielen Facetten des Protagonisten sind der Schlüssel zum Erfolg des Films und der langsame Wandel des schüchternen High-School-Jungen zu einem Helden
mit übermenschlichen Fähigkeiten, während Shinichis Symbiose mit dem Alienorganismus seine Emotionen immer mehr auslöscht, ist voller ernstzunehmendem
Drama. Shota Sometani ("Himizu") verdient großes Lob für sein differenziertes Schauspiel. So kann er die leicht eigenartigen
komödiantischen Szenen zu Beginn genauso überzeugend tragen wie die Momente, in denen er als Mensch beinahe zerbricht und langsam durch die fremden Zellen
in seinem Körper zu etwas anderem mutiert.
Aber auch unter den Parasiten gibt es interessante Persönlichkeiten. Die Lehrerin Ryoko, gespielt von Eri Fukatsu ("Villain"), sieht
sich als Forscherin und obwohl sie ebenfalls Menschen tötet, scheint sie nach einer Lösung zu suchen, dies zukünftig zu umgehen, gerade um weniger aufzufallen.
Als sie dann schwanger wird, kommt ein neues Element hinzu - so könnte man glauben, dass sie fast schon ein paar menschliche Züge bekommt. Leider ist die
Geschichte um Shinichis mögliches Liebesinteresse, verkörpert von Ai Hashimoto ("The Kirishima Thing"), etwas unbeholfen
in den Film integriert. Das Mädchen scheint lediglich eines der Zahnräder der Geschichte zu sein, um dem Helden als Jungfrau in Not zu dienen. Hier hätte
man sich mehr Charakterausarbeitung gewünscht, zumal sie sicherlich im zweiten Teil auch ein paar weitere Male gerettet werden muss.
Regisseur Takashi Yamazaki hat bereits sein Faible für Sci-Fi mit Filmen wie "Returner" oder "Space Battleship Yamamoto" bewiesen.
Demnach weiß er um die Notwendigkeit guter Spezialeffekte um eine solche Geschichte zu tragen. Die Effekte in "Parasyte" sind durchgängig gut, auch wenn
nicht zu leugnen ist, dass die sich auffaltenden Köpfe in ihrem Einfallsreichtum beinahe absurd wirken. Der polierte Look von Shinichis Handparasyt wirkt
dagegen oftmals albern und unterstreicht wohl auch den schwarzen Humor des Films. Beinahe könnte man meinen, dass Migi unbedingt auch als Puppe vermarktet
werden sollte und daher irgendwie süß aussehen musste. Würde man wahllos in den Film reinschalten, würde das wohl mehr Befremden auslösen, als es beim
Betrachten des Gesamtwerks der Fall ist. Zumal unterstrichen werden muss, dass die Effekte tatsächlich umso besser aussehen, desto ausgefallener die
Situationen. Besonders zu loben ist weiterhin, dass für einige Körperteile sowie für das Blut physische Effekte benutzt wurden, was auch eine kleine
Verneigung vor den Klassikern des Body Horrors sein könnte.
"Parasyte: Part 1" kann brutal und grausam sein. Aber niemals so stark, dass ein Mainstream-Publikum dadurch abgeschreckt würde. Andererseits wird das Resultat eines wahren Gemetzels an einer Schule gezeigt... Aber es ist hier so wie mit dem Element des schwarzen Humors und dem ernsthaften Sci-Fi-Horror: Es ist ein schmaler Grat, auf dem Regisseur Takashi Yamazaki wandert, doch er stolpert nicht. Technisch ist der Film top, düstere Szenen wechseln sich mit High-School Momenten ab, doch das actionreiche Ende sowie der Soundtrack von Naoki Sato, der etwas zu oft sein Hauptthema wiederholt, lassen keinen Zweifel daran, dass der kleine Rahmen des ersten Teils nur der Auftakt für einen epischen zweiten Teil darstellt. Die ausgefallene Action zum Ende hin und der Fokus auf das Drama um einen interessanten Helden lassen "Parasyte: Part 1" aber bereits für sich als einen gelungenen Sci-Fi/Horror-Film funktionieren. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass viele Fans des Mangas das anders sehen - einen Vergleich zwischen Film und Manga konnte ich bisher leider noch nicht anstellen.