Story: Jeob-sae (Eum Moon-suk) gibt sich als der Bohr-Profi Pin-dol-i aus und versucht ein Loch in eine Ölleitung zu bohren, um daraus illegal Öl anzuzapfen. Dabei geht etwas schief und es kommt zu einer kleinen Explosion. Sein Auftraggeber ist darüber alles andere als erfreut und man sucht nach dem echten Pin-dol-i (Seo In-guk), der dann für einen weitaus größeren Job herangezogen wird. Er soll mit einem Team einen Tunnel zu zwei nebeneinanderliegenden Ölleitungen graben und diese dann anzapfen. Das Öl soll dann in riesige Wassertürme gepumpt werden, die bald abgerissen werden. Daher bleibt dem Bohrexperten nicht viel Zeit. Sein Auftraggeber Geon-woo (Lee Soo-hyuk), dem eine Ölraffinerie gehört und der sich durch Zocken in Schulden getrieben hat, stellt Pin-dol-i ein Team an die Seite. Teil davon ist unter anderem sogar Jeob-sae. Mit diesem versteht sich Pin-dol-i kein bisschen und auch die anderen können nicht wirklich als Team fungieren. In einem verlassenen Hotel, das sie für Wochen nicht verlassen dürfen, versuchen sie dennoch zusammen einen Tunnel zu graben. Nicht nur der Boss macht ihnen immer wieder Ärger und behält jeden ihrer Schritte im Auge, auch die Polizei hat etwas gewittert. Zumindest Man-shik (Bae Yoo-ram), der Pin-dol-i schon seit einer Weile auf frischer Tat ertappen will, hat ein gutes Gespür und droht immer wieder die geheime Operation auffliegen zu lassen. Bald müssen sich Pin-dol-i und sein Team allerdings auch fragen, ob ihr Chef ihnen wirklich reinen Wein eingeschenkt hat und sie am Ende tatsächlich ihr Geld bekommen.
Kritik: Zunächst einmal überrascht die Prämisse des Films. Eine Bank auszurauben, Geld zu erpressen, mit Kunstwerken zu betrügen, all das ist im Heist-Genre gang und gäbe und gewinnt schon lange keine Innovationspreise mehr. Ölleitungen anzubohren ist dagegen etwas, was einem wohl seltener unterkommt, wenn es um den perfekten Raub geht. Man bekommt eigentlich sofort Lust zu recherchieren, ob bzw. wie oft so etwas im großen Stil schon vorgekommen ist, aber der Film erklärt uns gleich zu Beginn, dass es sich um Fiktion handelt und auf keiner wahren Begebenheit beruht. "Pipeline" verspricht aber, seinen ganz besonderen Stil zu haben und dem ist auch so. Aber nun folgt der Satz, den man als Kritiker einfach viel zu häufig von sich geben muss: Der Film verschenkt leider aber vollkommen sein Potential. Das liegt zum einen daran, dass die Charaktere besser hätten ausgearbeitet sein müssen, aber auch an einem Drehbuch, dass des Genres willen letztlich eine simple Geschichte unnötig zu verkomplizieren versucht.
Regisseur Yoo Ha hat mit seinem "A Dirty Carnival" bereits einen herausragenden Gangsterfilm geschaffen, hat aber über die Jahre etwas von seiner Klasse verloren, wie beispielsweise "Gangnam Blues", aber vor allem "Howling" gezeigt haben. Mit seinem neuesten Film versucht sich der Filmemacher etwas mehr im Comedy-Genre. Zumindest lässt das Setup dies vermuten. Die Gruppe, die das Öl anzapfen soll, ist wild durcheinandergewürfelt und niemand kann sich wirklich leiden. Darüber hinaus geht immer wieder etwas schief und es muss improvisiert werden. Der Lärm, den das Graben des Tunnels verursacht, sorgt für einige spannende Szenen, in denen die Polizei Verdacht schöpft, und da kann es manchmal auch drunter und drüber gehen. Doch gerade das Comedy-Potential wird nicht richtig ausgeschöpft. Einerseits scheint das zunächst nicht ganz so schlimm, da der Humor wohl schnell auch albern hätte werden können, wie die unnötigen Szenen beim Abspann beweisen, andererseits, so zeigt es sich im weiteren Verlauf, hätte dies eine Säule des Films darstellen müssen.
Die Frage ist dementsprechend letztlich, ob "Pipeline" überhaupt eine Komödie sein will. Es gibt durchaus auch mal Tote, aber der Ton bleibt die meiste Zeit doch unbeschwert, auch im Angesicht großer Gefahr. Damit kann man sich schließlich anfreunden, aber man wundert sich eben, warum dann die Tendenz zur Komödie nicht bereitwillig angenommen und konsequent umgesetzt wurde. Da wäre beispielsweise der Bösewicht. Er ist wahrscheinlich der schlechteste Arbeitgeber, den man sich vorstellen kann, da er Ergebnisse sehen will und zwar am besten vorgestern, aber den Tunnelgräbern selbst etliche Steine in den Weg legt. Warum? Da dies vollkommen unverständlich ist, hätte man diesen Umstand zu humoristischen Zwecken ausschlachten können. Weil dies nicht geschieht, wird das zu einer großen Schwäche des Drehbuchs. Wenn schon nicht der Bösewicht ernstgenommen werden kann, dann doch vielleicht der Polizist, der einen erstaunlich guten Riecher in dem Fall hat? Doch er wird nie richtig von seiner Umgebung ernstgenommen, ohne dass man dies für ein paar lustige Momente heranziehen würde.
Der Ton in "Pipeline" bleibt also unbeschwert, aber echte Lacher bleiben aus. Es ist nicht so, als gäbe es gar keine lustigen Szenen, aber diese wirken manchmal wie ein nachträglicher Einfall draufgesetzt. Stattdessen folgt dieser Heist-Film, der anfangs vielleicht doch keiner zu sein scheint, dann ganz klar der Linie, die durch die Regeln des Genres vorgeschrieben sind. Druck wird aufgebaut, die Helden scheinen, auch wegen eines Verräters in den eigenen Reihen, kaum eine Chance zu haben, reich oder auch nur lebend aus der Sache herauszukommen, aber dann gibt es natürlich noch eine Wende und ein weiteres Ass im Ärmel. Das ist aber nicht alles. Es kommt sogar noch zu einer deplatziert wirkenden Massenschlägerei, mit der Regisseur Yoo Ha wohl einen Bogen zu seinen früheren Werken spannen wollte. Oder vielleicht wollte er einfach noch ein wenig Action im Film unterbringen. Nötig wäre das aber nicht gewesen, zumal er auch hier ein wenig Humor einbringt, aber sich nicht traut, wirklich eine Komödie auf die Leinwand zu bringen.
Unglücklicherweise sind die einzelnen Charaktere auch nicht gerade dreidimensional angesetzt. Es handelt sich lediglich um Archetypen, mit denen man schnell mitfiebern kann, doch bald merkt man, dass man kaum über ihre wahren Persönlichkeiten Bescheid weiß. Es gibt genug Interaktionen zwischen ihnen, aber es mangelt ihnen an Tiefe und man bekommt sogar das Gefühl, dass die meiste Arbeit von den Darstellern bewältigt wird und die Persönlichkeiten ohne sie noch flacher hätten ausfallen können. Lob also an die Darsteller. Regisseur Yoo Ha führt die Regie immerhin mit sicherer Hand und verbaut ein paar ideenreiche Übergänge zwischen den Szenen. Das Endprodukt bleibt von vorne bis hinten spannend, aber am Schluss stellt sich Enttäuschung ein, weil man das Gefühl hat Fast Food zu sich genommen zu haben. Das steht im krassen Gegensatz zur ungewöhnlichen Prämisse, die einem lange im Gedächtnis bleiben wird. Damit hätte es Yoo Ha eigentlich einfach haben müssen eine schöne Komödie auf die Beine zu stellen, aber er hat die Stärke der Geschichte nicht erkannt und stattdessen einen zwar ordentlichen, aber auch wieder vergessenswerten Heist-Film daraus gemacht.