Story: Nachdem Chi-sung (Jeong Jae-yeong) für seinen Boss (Min Ji-hwan) einen Mann mit dem Messer attackiert hat, landet er im Gefängnis.
Da er sich weigert, seinen Boss zu verraten, muss er wegen versuchten Mordes sieben Jahre hinter Gittern bleiben. Im Gefängnis trifft er den schon längst
totgeglaubten Soon-tal (Ryoo Seung-ryong) wieder, mit dem er zusammen aufgewachsen und unter seinem Boss gedient hat. Chi-sungs Boss lohnt es seinem treuen
Untergebenen, dass er dicht gehalten hat, indem er seinen Mord befiehlt. Denn es stellt sich heraus, dass der Mann, den Chi-sung attackiert hat, einen
lukrativen Deal für den Gangsterboss hat. Im Gegenzug will er Chi-sung tot sehen. Ju-joong (Jeong Joon-ho), ebenfalls ein Freund von Chi-sung, der nun
dessen Platz als rechte Hand des Boss einnimmt, weiß von all dem nichts. Als Chi-sung im Gefängnis jedoch von seinem Mordauftrag erfährt, macht er es sich zur
Aufgabe, zusammen mit Soon-tal und einigen anderen Gefangenen zu fliehen, um seinen Boss zur Rede zu stellen. Allerdings sind die Ausbruchspläne äußerst
chaotisch und es wird immer unwahrscheinlicher, dass Chi-sung tatsächlich freikommt.
Kritik: Filme, in denen das Bild des ritterhaften Gangsters mit seinem eigenen Ehrenkodex dekonstruiert wird und stattdessen die
tatsächliche Amoralität einer brutalen kriminellen Vereinigung gezeigt wird, in der einzig das Recht des Stärkeren herrscht, kennen wir bereits. Selbst jüngere
Asien-Filmfans sollten seit Johnnie Tos "Election" darüber im Bilde sein. Regisseur Jang Jin (
"Going by the Book") deckt aber die wahre Natur der koreanischen Gangster mit der für ihn typischen Form von Zynismus und Humor auf. Das Endergebnis
ist unterhaltsam und unvorhersehbar, aber leider auch inkonsistent. Jang verliert sehr häufig den Überblick und scheint je nach Laune gerade sein Augenmerk
auf etwas anderes zu legen. Das kennen wir von ihm nur zu gut und auch für "Righteous Ties" bedeutet das einige Abzüge.
Es fällt sehr leicht, Zugang zum Gangster Chi-sung zu bekommen. Wir erfahren in der ersten Hälfte seine Geschichte und zahllose weitere Charaktere werden
uns vorgestellt. Leider wird das ab einem bestimmten Punkt etwas ermüdend. Das zeigt sich besonders ab der zweiten Hälfte, als das Tempo endlich wieder
etwas anzieht und der Gefängnisausbruch geplant wird. Hier offenbart sich wieder die hit-or-miss Natur von Jang Jins Art Filme zu schreiben. Er konstruiert
abgedrehte Momente, die oft in einem völligen Chaos enden. Entweder man muss darüber lachen oder es kommt einem schlicht merkwürdig vor. Glücklicherweise
ist in "Righteous Ties" meistens ersteres der Fall. Jangs ständiges Augenzwinkern, das einen Großteil des Humors ausmacht, ist einfach erfrischend,
zumal man so über viele der problematischen Unwahrscheinlichkeiten leichter hinwegsehen kann.
Um ein Bild davon zu geben, mit welcher Art von Zufällen wir es hier zu tun haben, sei eine Episode wiedergegeben. Ju-joong und weitere Männer sollen die
Angst vor dem Schießen verlieren, schließlich reichen Messer und Baseballschläger nicht mehr aus, um sich Respekt und Sicherheit als Gangster zu verschaffen.
Bei Schießübungen in die Luft wird jedoch ein Kampfjet des nahe gelegenen Militärstützpunkts getroffen und eine Kettenreaktion ist die Folge. Als Zuschauer denkt
man sich da häufig: Ist das eben wirklich passiert? Aber all diese merkwürdigen Zufälle können wie gesagt dank des Humors besser funktionieren als erwartet.
Was aber ein nicht zu leugnendes Problem darstellt, ist, dass "Righteous Ties" wie ein Film wirkt, der eigentlich aus mindestens drei verschiedenen Filmen
zusammengesetzt ist.
Zum Einen haben wir die Gangstergeschichte, in der ein Gangster von seinem Boss fallengelassen wird, um die Gelegenheit zu bekommen, in ein neues lukratives
Geschäft einzusteigen. Hier werden Themen wie Loyalität, Bruderschaft und Verrat in den Vordergrund gestellt. Dann ist der Film zur Mitte hin ein Gefängnisstreifen,
in dem sich der augenscheinliche Abschaum der Gesellschaft als eigentlich recht liebenswert entpuppt. Zum Ende hin wird dann gezwungenermaßen ein Rachethriller
aus dem Ganzen. Zusammengehalten wird das von dem Motiv der Freundschaft, das in mehreren Variationen dargestellt wird. Regisseur Jang nimmt sich aber oft
einfach zu viel Zeit, Charaktere auszugestalten und vergisst darüber, seinem Film durch eine durchdachte Geschichte Zusammenhalt zu geben.
Jang hat allerdings ein hervorragendes Händchen, wenn es um die Darsteller geht. Selbst die kleinste Rolle ist toll besetzt. Jeong Jae-yeong ("Castaway on the Moon") trägt den Film großartig auf seinen Schultern, doch Ryoo Seung-ryong ("War of the Arrows") stiehlt ihm trotz seiner ruhigen Art häufig die Schau. Ähnlich verhält es sich mit den anderen Nebendarstellern. Merkwürdigerweise ist dann auch die bewegendste Szene jene, in der einer der Gangster seine Frau im Gefängnis besucht. Weniger glücklich gewählt ist allerdings die Übersentimentalität gegen Ende, die auch von einem etwas kitschigen Soundtrack herrührt. Am Ende hat man über weite Strecken viel Spaß mit "Righeous Ties" gehabt, aber das chaotische Drehbuch frustriert leider auch und schwächt damit die Stärken des Films um einiges ab.