Story: Siu-Ho (Chin Siu-Ho) war einst ein erfolgreicher Schauspieler, doch seine Blütezeit ist Vergangenheit. Nach einem einschneidenden
Erlebnis zieht er in ein kleines Apartment eines etwas heruntergekommenen Hochhauses. Dort trifft er allerhand illustre Gestalten. Die frühere Bewohnerin
seines Apartments, Feng (Kara Hui), kommt immer wieder an seiner Wohnung vorbei, da dort etwas Grausames passiert ist und sie innerlich damit abschließen
möchte. Als Siu-Ho versucht Selbstmord zu begehen - der einzige Grund, warum er in die kleine Wohnung gezogen ist - ergreift ein Geist von ihm Besitz
und der ehemalige daoistische Mönch Yau (Anthony Chan) eilt zu seiner Rettung. Siu-Ho erfährt von Yau, dass dieser einst ein Vampirjäger war und nun ein
Restaurant betreibt, in dem der ehemaliger Schauspieler auch Mui (Bau Hei-Jing) trifft, die sich wegen eines Verlusts an den Mönch Gau (Chung Fat) wendet.
Gau beschäftigt sich auch mit dunkler Magie und schon bald spukt es nicht mehr nur in Siu-Hos Apartment, sondern auch ein Vampir treibt in dem Gebäude sein
Unwesen...
Kritik: Juno Maks Hommage an die "Mr. Vampire"-Reihe ist ein ungewöhnlich düsterer Horrorfilm, der durch atemberaubend schöne Bildkompositionen
besticht. Die überragend gestaltete Visualität des Films sowie die beeindruckenden Spezialeffekte kreieren eine enorm dichte Atmosphäre, die "Rigor Mortis" zum
besten Horrorfilm aus Hong Kong in den letzten Jahren macht. In Anbetracht der Originalfilme mag es verwundern, dass diese Neuinterpretation völlig ohne
Humor auskommt. Ja, es gelingt dem Regisseur sogar einen herumhopsenden Vampir, das Markenzeichen der Vampire, wie sie in der östlichen Welt dargestellt
werden, als angsteinflößend zu porträtieren. Alleine dafür verdient Regisseur Mak ein Lob. Aber es ist nicht alles perfekt in diesem Horrorstreifen, denn
das Drehbuch hätte noch etwas Feinschliff vertragen.
Zuerst muss aber festgehalten werden, dass Schauspieler Juno Mak ("Revenge: A Love Story") eine wahrlich fantastische
Leistung mit seinem Regie-Debüt abliefert. Als Produzent hat ihm Takashi Shimizu, der durch seine Regie bei "Juon - The Grudge" bekannt geworden ist, mit seiner
Erfahrung zur Seite gestanden. Das Auge für Details, das Mak hier an den Tag legt, und der Ideenreichtum machen "Rigor Mortis" zweifellos zu
etwas Besonderem. An sich lässt einen dieser Horrorfilm selten wirklich von der Sitzgelegenheit aufspringen, d.h. es gibt keine jener gewohnt plötzlichen
Schockmomente, in denen die Musik aufdreht, und das ist dankenswert, beweist der Film doch so, dass man auch Horror durch eine sehr gruselige
Atmosphäre kreieren kann. Hier spielen auch die hervorragend gestalteten Sets eine große Rolle.
Das Grau in Grau des Films, die heruntergekommenen Wohnungen, die aber durch gelungene Ausleuchtung und Detailverliebtheit bei der Ausgestaltung zu
gruseligem Leben erwachen, und eine gelungene Regie lassen einen selbst in den ruhigeren Szenen gebannt vor dem Bildschirm sitzen. Und es gibt einige ruhige
Szenen. Das Tempo ist recht langsam, aber das gibt einem Gelegenheit, sich auf die Atmosphäre des Films einzulassen. Und das ist auch nötig, denn die Geschichte
um Siu-Ho ist etwas verwirrend erzählt. Er bleibt als Charakter außerdem völlig flach und so ist die größte Schwäche von "Rigor Mortis", dass der Film zu kühl
ist und Emotionalität oder Drama vermissen lässt. Schließlich will Siu-Ho sich umbringen, da könnte man meinen, dass seine Hintergrundgeschichte etwas mehr
Anteilnahme durch den Zuschauer hervorrufen könnte. Leider bleibt seine Vergangenheint mehr oder weniger ein Rätsel.
Chin Siu-Ho ("Fist of Legend", "Tai Chi Master") aus dem Original "Mr. Vampire" an Bord
zu holen, war eine nette Idee - da er durchaus irgendwie auch sich selbst spielt, eröffnet das für den Horrorfilm außerdem eine Metaebene -, Anthony Chan und
Billy Lau sind ebenfalls zu sehen und der bereits verstorbene ursprüngliche Vampirjäger-Darsteller
Lam Ching-Ying taucht in einem Foto auf. Fan-Service gibt es hier also durchaus, doch "Rigor Mortis" behandelt das Thema Geister und Vampire sehr ernst und
schafft es vor allem die von den daoistischen Mönchen betriebene Magie als etwas Gefährliches und Unheilbringendes vorzustellen. Es sind auch keinerlei
Vorkenntnisse nötig, denn es wird im Detail gezeigt, wie ein Vampir überhaupt erschaffen wird. Und das sind keineswegs lustige Gesellen. Es gibt hier nur
einen einzigen Vampir, aber dieser wird durch seine Stärke zu einer ausreichenden großen Bedrohung für die Bewohner des Hochhauses und so ist "Rigor Mortis"
auch überraschend blutig.
Die visuelle Glanzleistung, die hier abgelegt wurde, erinnert an "Re-cycle". Die Brüder Pang haben schon lange keinen vernünftigen Horrorfilm mehr abgeliefert und so scheint Juno Mak die neue Hoffnung am Firmament zu sein. Besonders überrascht haben mich die herausragenden Spezialeffekte, die zusammen mit dem Einfallsreichtum bei der Bildkomposition und der stets schauerlichen Atmosphäre etwas Einzigartiges auf die Beine stellen. Da ist es umso trauriger, dass die Geschichte und Charaktere zu kühl sind. Das Ende will noch eine Wendung in letzter Minute einbringen, aber auch wenn es etwas Art-House-Artiges für sich beanspruchen will und man tatsächlich zum Nachdenken gezwungen ist, konnte es mich nicht richtig überzeugen. "Rigor Mortis" ist damit keine Meisterleistung, aber ein visuell extrem anspruchsvoller Horrorfilm, an dem man sich kaum satt sehen kann, und die Atmosphäre stimmt einfach. Mak will noch eine Director's Cut Version des Film herausbringen, vielleicht sind dort einige der Schwächen etwas ausgemerzt. Es bleibt aber in jedem Fall zu hoffen, dass wir zukünftig mehr von ihm zu sehen bekommen.