Story: Lee Byeong-gu (Shin Ha-kyun) glaubt, dass die Erde in Gefahr ist. Er ist sich sicher, dass bei der nächsten
Mondfinsternis das Armageddon eintreten wird. Was die meisten Erdenbewohner nämlich nicht wissen, ist, dass
Außerirdische schon seit langem als Menschen getarnt unter uns wandeln. In genau sieben Tagen werden sie die
Menschheit vom Angesicht der Erde fegen. Der Einzige, der sie aufhalten kann, ist Lee Byeong-gu...
Byeong-gu findet nach langen Recherchen heraus, dass Kang Man-shik (Baek Yun-shik), der Generaldirektor einer großen
Chemiefirma, der Anführer der Aliens auf der Erde ist. Zusammen mit seiner Freundin Su-ni (Hwang Jeong-min), einer
Zirkusartistin, entführt er Kang und hält ihn in seinem abgelegenen Haus in den Bergen fest. Mit seiner Hilfe will
Lee Kontakt mit dem Prinzen von Andromeda aufnehmen und verhindern, dass die Welt untergeht. Doch Kang erweist sich als
stur. Er will nicht zugeben, dass er ein Außerirdischer ist.
Mittlerweile ist auch die Polizei Byeong-gu auf den Fersen, auch wenn es nur wenige Anhaltspunkte gibt. Es stellt sich
jedoch heraus, dass sein Motiv Rache sein könnte. Außerdem hatte Lee eine schlimme Kindheit und steht nun konstant
unter Drogen. Ist Byeong-gu etwa einfach nur verrückt? Und wenn nicht, kann er wirklich die Welt retten?
Kritik: Es gibt Werke, die sich an keine Richtlinien halten und sich in ihrer künstlerischen Freiheit losgelöst
von allen Zwängen durch das Medium Film bewegen, als ob sie niemandem Rechenschaft schuldig wären.
"Save the Green Planet" ist ein solcher Film. Im Gegensatz zu vielen anderen Regisseuren scheitert Jeong Jun-hwan aber
nicht an zu hoch gesteckten Zielen, sondern schafft ein wahres Meisterwerk.
Es gibt kein Genre, das hier nicht abgedeckt wird. Der Film ist mal ein düsterer Psycho-Thriller à la "Sieben", dann
wieder ein Sci-Fi Film mit schwarzem Humor, der ab und zu an "Men in Black" erinnert, und an anderer Stelle ist er
ein charaktererforschendes Drama. Das Erstaunliche ist, dass dies alles perfekt in einem harmonischen Ganzen
zusammenkommt und dabei zu jedem Zeitpunkt glaubwürdig bleibt.
Die größte Stärke des Films ist eindeutig die Story. Anfangs glauben wir einen Sci-Fi Film zu sehen zu bekommen und wer
schon ein paar Alien-Filme gesehen hat, wird schnell erkennen, dass sich hier fast jedem Klischee bedient wird.
Außerirdische besitzen telepathische Fähigkeiten, denen man sich am besten mit fragwürdigen Helmen erwehrt,
Experimente werden an Menschen durchgeführt, Außerirdische tarnen sich als Menschen und nehmen hohe Stellungen
in der Politik oder Wirtschaft ein, um die Geschicke der Menschen zu lenken etc. Dabei wird einem eine unheimliche
Detailfülle geboten, die zwar vom Inhalt her lächerlich wirken müsste (Aliens benutzen ihre Haare als
Antennen!), aber dank der Intensität der Darsteller und der Atmosphäre irgendwie immer glaubwürdig wirkt.
Hier kommen wir aber schon zum eigentlichen Clou des Films. Seine Alienjäger-Verkleidung sowie die etlichen
dubiosen B-Movies, Verschwörungstheorien-Zeitschriften und Pseudo-Wissenschaftsbücher, die Lee als Recherchematerial dienen,
lassen den zurückgezogenen, merkwürdigen jungen Mann gelinde gesagt etwas verrückt wirken. Regisseur Jeong nutzt dies
und spielt gekonnt mit unseren Erwartungen und Sympathien.
Anfangs fiebern wir mit Byeong-gu mit, doch seine Foltermethoden an Kang schrecken uns ab und wir beginnen Mitleid mit
dem Geschäftsmann zu haben, da dieser alles andere als ein Alien zu sein scheint. Aber immer mal wieder gibt es einige
Ungereimtheiten, die uns fragen lassen, ob Byeong-gu nicht vielleicht doch Recht hat. Bevor wir uns versehen, sind
wir aber schon dabei, Kang die Daumen zu drücken, als er einen seiner Fluchtversuche unternimmt. Sein Entführer ist
aber nicht dumm und so hat Kang noch einige qualvolle Tage in dem dunklen Keller zu verbringen. Byeong-gus Tagträume,
sein nervöser Blick und die Pillen, die er ohne Pause einnimmt, lassen uns irgendwann ernsthaft an seinem
Gesundheitszustand zweifeln. Selbst als Kang am Ende seiner Kräfte seinem Entführer von der Alieninvasion erzählt,
hört sich das nur allzu sehr nach genau dem an, was Byeong-gu hören will. Der Zuschauer ist sich nie sicher, woran
er ist und was nun der Wahrheit entspricht. Selbst als wir glauben endlich durchzublicken, gibt es die nächsten zehn
Wendungen in Folge, die uns wieder mit Fragezeichen im Raum zurücklassen. Kein Wunder also, dass auch das Ende
kompromisslos und komplett anders ist, als wir es erwarten.
Shin Ha-kyun ("Sympathy for Mr. Vengeance") stellt erneut unter Beweis, dass er ein großartiger Schauspieler ist.
Er wandelt auf dem schmalen Grat entweder verrückt oder als einziger Wissender für die Rettung der
Welt verantwortlich zu sein. Gerade die später eingestreuten Rückblenden in seine Kindheit lassen
uns erst begreifen, was für ein Mensch Byeong-gu eigentlich ist und welche Schicksalsschläge er zu überwinden hatte.
Diese wenigen Minuten sind wahrscheinlich die emotionalsten und intensivsten des ganzen Films, denn plötzlich ergibt
alles einen Sinn. Wir lernen Byeong-gu zu verstehen und selbst seine unrechten Taten können wir ihm nicht verübeln.
Man kann gar nicht anders als ungeheueres Mitleid mit diesem armen Menschen zu empfinden.
Doch bis zur Auflösung am Schluss erfahren wir nie wirklich, ob Lee tatsächlich ein einsamer, trauriger Held ist oder doch nur
ein armer Irrer...
Generaldirektor Kang wird mit außergewöhnlicher Glaubwürdigkeit und Intensität von Baek Yun-shik ("Like a Virgin")
dargestellt. Auch er schafft es, seinem Charakter eine gewisse Ambiguität zu verleihen, so dass er genauso gut das
bemitleidenswerte Opfer als auch das hinterhältige Alien sein könnte.
Die Zirkustänzerin ist Teil einer ungewöhnlichen und subtilen, aber dennoch gut funktionierenden Liebesgeschichte.
Su-ni ist die einzige Freundin, die Byeong-gu hat und die ihm glaubt. Natürlich ist sie mit ihrer pummeligen Figur
auch für einige Lacher gut, aber die emotionalen Momente funktionieren doch erstaunlich gut.
Technisch ist "Save the Green Planet" top. Ausgefallene Spezialeffekte und Kameraeinstellungen verwöhnen das Auge genauso
wie die etlichen gelungenen und detailverliebten Sets. Der dunkle Keller mit den Schaufensterpuppen erzeugt eine
beklemmende Psychothriller-Atmosphäre und die eingestreuten Erklärungen darüber, welche Verbindung die Aliens schon
seit Millionen Jahren zur Erde haben, strotzen nur so vor tollen Ideen und tricktechnischer Finesse. Hier findet sich
alles wieder, von der Erklärung des Aussterbens der Dinosaurier, über Atlantis, bis zu Noahs Arche. Die Mühe, die man
sich hier storytechnisch gegeben hat, ist wirklich erstaunlich.
Darüberhinaus überzeugt noch der sehr gelungene Soundtrack, der in seinen Motiven auch immer wieder das gleiche
Augenzwinkern durchscheinen lässt, das auch den Film selbst auszeichnet. Denn trotz allem lässt es sich der Film
nicht nehmen, eine ordentliche Portion schwarzen Humor unterzubringen.
Zuallerletzt bietet "Save the Green Planet" auch noch eine sehr ernst zu nehmende Botschaft. Mit seinem Ende schafft
der Film ein plötzliches emotionales Vakuum, bis etliche Gefühle und Empfindungen auf einmal auf einen einstürzen.
Der Film ist bewegend und regt zum Nachdenken an, was umso erstaunlicher ist, als dass man dies von ihm gar nicht
erwartet hätte.
"Save the Green Planet" ist ein zu jedem Zeitpunkt spannender Film, der sich mit Leichtigkeit durch etliche Genres
bewegt und der gekonnt mit den Erwartungen des Zuschauers spielt. Man hätte ohne Probleme gleich mehrere Filme aus
der Story machen können, doch Regisseur Jeong schafft es, ein einheitliches und überragendes Ganzes zu schaffen.
Der Film hat mehr als nur den Kultstatus verdient, den er momentan einnimmt. Da mir selbst nach längerem hin
und her kein wirklich negativer Aspekt einfallen will, ist es endlich wieder einer dieser seltenen Momente...
Höchstwertung!