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Second Life - Filmposter
Original Title:
Chong jian tian ri

China 2024

Genre:
Action, Comedy

Director:
Huo Suiqiang

Cast:
Yuen Qiu
Philip Ng
Ji Jiahe
Lei Mu
Chen Zhihui
Zhou Xiaofei
Liu Yaxi
Dao Dao
Xu Zhanwei


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Second Life

Second Life - Film Screenshot 1

Story: Liang Jie (Zhou Xiaofei) rächt sich im Affekt an dem Gangsterboss, der ihren Ehemann umgebracht hat. Sie muss dafür ins Gefängnis, ist jedoch auch schwanger. Nachdem das Kind zur Welt gekommen und ein Jahr geworden ist, muss es in ein Waisenhaus. Dreißig Jahre vergehen und Liang (Yuen Qiu) kommt aus dem Gefängnis frei. Sie führt ihr Akupressur-Studio weiter und meldet sich bei der Polizei, dass sie ihren Sohn sucht. Der Sohn des von ihr getöteten Gangsterbosses, Meng (Lei Mu), ist mittlerweile selbst Chef der Gang und will sich an der alten Frau rächen. Erste Versuche, sie auszuschalten, scheitern jedoch, da sie eine herausragende Kämpferin ist. Ah Gui (Philip Ng), ein guter Vertrauter und Untergebener von Meng, soll sich nun als ihr Sohn ausgeben und sie in einem unachtsamen Moment um die Ecke bringen. Liang Jie ist außer sich vor Freude, endlich ihren vermeintlichen Sohn wieder zu haben, und bringt ihm nicht nur die Akupressur und Akupunktur, sondern auch den Umgang mit verschiedenen Kräutern bei. Ah Guis Versuche, die alte Frau zu töten, schlagen mehrmals fehl, sodass der Gangsterboss noch weitere Auftragskiller anheuert. Ah Gui will zwar seinen Boss nicht hintergehen, aber er muss sich selbst eingestehen, dass er inzwischen keine Ambitionen mehr hat, Liang Jie umzubringen, obwohl sie ihr Geschäft und alles, was sie besitzt, auf ihn umgeschrieben hat.

Filmroll Second Life - Film Screenshot 2 Second Life - Film Screenshot 3 Filmroll
Second Life - Film Screenshot 4

Kritik: Nachdem man über X/Twitter Ausschnitte aus dem Making-of zu "Second Life" sehen konnte und dort die 74-jährige (!) Yuen Qiu - wahrscheinlich jedem als Vermieterin aus "Kung Fu Hustle" bekannt - schier Unglaubliches in ihrem Alter zeigte, durfte diese Action-Komödie nicht lange auf meiner Liste der noch zu sehenden Filme bleiben. Kurz gefasst kann "Second Life" problemlos als gelungenste Martial-Arts-Komödie des Jahres 2024 bezeichnet werden. Dass man sich hin und wieder bei Stephen Chows bereits erwähntem kleinen Meisterwerk bedient, zeigt sich nicht nur darin, dass für Yuen Qiu mehr oder weniger das gleiche musikalische Thema gespielt wird wie bei ihrer ikonischen Rolle der stets Lockenwickler tragenden Vermieterin. Die Action hat ebenfalls einige humoristische Töne, auch wenn sie nicht ganz so comichaft ist. Am meisten dürfte aber wohl überraschen, dass die an sich nicht sonderlich ausgefallene Geschichte um einen Schwindler, der sich als Sohn ausgibt, aber sich letztlich wirklich als solcher versteht, auf dramatischer Ebene durchaus punkten kann. Aus diesem Grund bleibt man nicht nur für die lustigen Momente und Kämpfe am Ball.

Second Life - Film Screenshot 5

Es erübrigt sich, zu erwähnen, dass sich der Film auch wie eine kleine Zeitreise in die 90er evtl. frühen 2000er anfühlt, als man den 70ern huldigen wollte. Falls das irgendwie Sinn ergibt ... Dazu tragen dann auch internationale Bösewichte bei, auch wenn diese nicht auf dem C-Niveau damaliger Zeiten angesiedelt sind. Speziell der etwas überdrehte, aber zuweilen auch recht trockene Humor trägt zu diesem Eindruck bei. Zu Beginn lässt man keinen Zweifel daran, dass die Fähigkeiten unserer Helden etwas leicht Übernatürliches haben und im weiteren Verlauf bekommen dann Druckpunkte, die einen z.B. lähmen oder durch Adrenalinausschüttung Gifte neutralisieren können, immer mehr an Bedeutung. Da das aber noch nicht reicht, ist der vermeintliche Sohn auch noch blind, was ihn nicht davon abhält, ein meisterhafter Kämpfer zu sein. Man hat ohnehin den Eindruck, dass der blinde Actionheld ein großes Comeback feiert - siehe nicht zuletzt "Blind War". Und erneut hat auch der Streaming-Dienst iQIYI als Produzent seine Finger im Spiel.

Second Life - Film Screenshot 6

Dementsprechend sollte es auch keine sonderlich große Überraschung sein, dass die Sets sehr schön anzusehen sind und für einige der Kämpfe sinnvoll herangezogen werden. Und auch wenn Liang Jie mit ihrem Alter und einer drohenden Demenz zu kämpfen hat, die das Fundament für das nötige herzerwärmende Drama darstellt, darf Darstellerin Yuen Qiu einige fantastisch choreografierte Kampfszenen zeigen. Einzig das geschulte Auge wird erkennen können, dass sie sich nicht mehr ganz so schnell bewegt, aber es ist immer noch um ein Vielfaches schneller als das, was einem Hollywood als Powerfrau verkaufen will. Als wäre das nicht schon genug, spielt Zhou Xiaofei (in einer kleinen Rolle ebenso in "Ip Man 4 - The Finale" zu sehen) die etwas jüngere Variante und darf auch ihr Können unter Beweis stellen. Auf kreative Art darf sie so auch während des Finales nochmal etwas Tempo in die Kämpfe bringen. Dort treffen dann auch ein paar unterschiedliche Kampfstile aufeinander, sodass neben einer Katana schwingenden Japanerin auch ein Capoeira-Kämpfer nicht fehlen darf.

Second Life - Film Screenshot 7

Es wäre eine Lüge, wenn man sagen würde, dass das alleine nicht schon Spaß macht. Doch dazu gesellt sich noch eine angenehm rührende Geschichte um Mutter und Sohn, die eben auch deshalb funktioniert, weil sie immer wieder durch gelungenen Humor aufgelockert wird. Wer bei der Einleitung Bedenken hat, dass die lustigen Szenen etwas zu abgedreht ausfallen könnten, darf beruhigt sein. Diesbezüglich wird der Ton etwas zurückgeschraubt und es sind gerade jene Szenen, in denen der trockene Humor hervorbricht, die punkten können. Philip Ng ist auch genau der Richtige für den Job, obwohl er zuletzt in "Twilight of the Warriors: Walled In" als direkt einem Manga entsprungener Bösewicht auf sich aufmerksam machen konnte. Diesmal spielt er jemanden, der zwar Gangster ist, aber das Herz am rechten Fleck hat. Es dauert, bis er das auch selbst realisiert, aber das ist schließlich der Motor von Filmen dieser Art. Wichtig dabei ist nur, dass es funktioniert. Und das tut es. Dass Philip Ng in den Actionszenen abliefert, braucht selbstverständlich nicht erwähnt zu werden.

Filmroll Second Life - Film Screenshot 8 Second Life - Film Screenshot 9 Filmroll

Second Life - Film Screenshot 10

Regisseur Huo Suiqiang hatte mit dem bereits erwähnten "Blind War" einen überaus unterhaltsamen B-Movie auf den Bildschirm gebracht. Bei "Second Life" fällt das "B" tatsächlich sogar weg, ist aber doch immer wieder dann zu erkennen, wenn der Film eine Hommage an Klassiker sein möchte. Einzig das Ende lässt der chinesischen Zensurbehörde geschuldet wieder ein wenig sauer aufstoßen. Im Grunde bleibt aber ein toller Kampfkunst-Film, der nicht nur ein Augenöffner ist, welche Körperbeherrschung man im hohen Alter noch haben kann, sondern der auch eine ansprechende emotionale Geschichte abliefert, in der das Alter eben auch ein zentrales Thema spielt. Sicherlich mag es ein paar Längen geben und die Geschichte ist im Grunde genommen nun wirklich nichts Herausragendes, aber alles ist mit dem Herzen umgesetzt und so verfestigt sich immer mehr der Eindruck, dass iQIYI als Streamingdienst ganz alleine das gute alte HK-Kino doch noch irgendwie am Leben halten kann. Auch Regisseur Huo Suiqiang könnte noch für die eine oder andere Überraschung gut sein.

(Autor: Manfred Selzer)
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