Story: Cheung (Andy Lau) ist ein Experte für Bombenentschärfung und hat vor sieben Jahren eine Gangsterorganisation unter dem Kriminellen
Hung (Jiang Wu) infiltriert. Während eines Bankraubs, bei dem auf der Flucht mehrere C4-Ladungen gezündet werden, überwältigt Cheung eine Hälfte der Gangster,
darunter auch Hungs Bruder. Hung selbst kann im zweiten Fluchtwagen jedoch entkommen. Er schwört Rache, doch erst Jahre später soll es zu dieser kommen.
Cheung ist mittlerweile befördert worden und hat auch im Privatleben mit seiner Freundin Carmen (Song Jia) Glück. Doch plötzlich erschüttert eine Reihe von
Bomben Hong Kong. Schließlich wird der Cross-Harbour Tunnel von Hung, der sich nun Blast nennt, in seine Gewalt gebracht. An beiden Enden des Tunnels steht
ein Truck mit jeweils 500kg C4. Blast hat einige Hundert Geiseln in seiner Gewalt und möchte nur mit Cheung als Vermittler sprechen. Er fordert die
Freilassung seines Bruders und droht, alle verstrichenen zehn Minuten über dem Ultimatum eine Geisel zu töten. Allerdings kommt es beim Transport des
Bruders zu einem Verkehrsunfall. Darüber hinaus verfolgt Cheung mit seiner Geiselnahme aber noch ein ganz anderes Ziel.
Kritik: Würde man "Shock Wave" nüchtern bewerten, gäbe es kaum einen Grund, den Film uneingeschränkt zu empfehlen. Will man aber einfach
mal wieder gut von einem Actionstreifen aus Hong Kong unterhalten werden, ist man mit Herman Yaus Big-Budget Blockbuster bestens bedient. Wer nach
Explosionen sucht, wird nicht enttäuscht werden. Außerdem gibt es einige Schießereien und die Brutalität zeigt auch ganz klar, dass es sich trotz der
Angleichung an festlandchinesische Wünsche hier um einen Hong Kong Streifen handelt. Deutliche Schwächen offenbart der Film aber bei seinem Drehbuch und
speziell den Charakteren. Man hat das Gefühl, als wollte Yau eine Hommage an diverse Klassiker des 80er und 90er Actionkinos abliefern. Das macht Spaß,
ist aber einfach nicht zeitgemäß und steht im Kontrast zum modernen Look des Films.
Es ist schwierig, sich vorzustellen, dass ein Film wie "Shock Wave" an den Kinokassen floppt. Und so hat das 23 Millionen Dollar teure Spektakel seine Kosten
locker wieder eingespielt. Das Geld sieht man den aufwändigen Sets jedenfalls an. Auch die Explosionen sind hervorragend und größtenteils nicht am
Computer generiert. Wie so häufig sehen die CGI-Effekte, wie die Helikopter, nicht immer sehr überzeugend aus. Dafür hat man sich bei der Action einiges
einfallen lassen und die Kamerafahrten durch den Tunnel während des Finales erzeugen eine wunderbare Dynamik. Der Film ist zweifellos teuer produziert
und so begeistern speziell die Actionsequenzen. Bei den Schießereien sterben auch mal ein paar Geiseln, was dem Film zusammen mit ein paar überraschend
harten Szenen - ein Arm wird abgetrennt, eine andere Person fliegt in die Luft - den bereits erwähnten Hong Kong Flair gibt.
Den Einfallsreichtum, den man bei der Action und der Regie zuweilen zeigt, sucht man leider beim Drehbuch vergebens. Es scheint als hätte man hier diverse
Versatzstücke aus anderen Actionklassikern wiederverwendet. Und es ist nicht so, dass es nicht neue Ideen geben würde. Gelungen ist nämlich die Nebengeschichte
um den Besitzer eines Tunnels, für den die Geiselnahme ein Explodieren seines Firmenwertes und der Aktien bedeutet. Hier hätte Yau mehr mit arbeiten müssen.
Stattdessen bringt er noch eine Liebesgeschichte mit ein, die vielleicht die langweiligste der letzten Jahre ist. Song Jia ("The
Final Master") versprüht in ihrer Rolle so wenig Charisma, dass man sich andauernd fragt, was Cheung eigentlich genau an ihr findet. Und obwohl ganz
klar er zunächst ein Interesse an ihr hat und sie die Kälte einer Gefriertruhe von sich gibt, wartet sie auf nichts sehnlicher, als die berühmten drei
Worte von ihm zu hören, und er bringt sie nicht über die Lippen?
Gleichermaßen unglaubwürdig und dämlich verhält es sich mit manchen Dialogen. Cheung und den Antagonisten schreiend aufeinander schießen zu sehen und
Blast immer wieder die gleichen Worte sagen zu hören, zeugt nicht gerade von Kreativität. Es hilft auch nicht, dass Blast zu emotional als Bösewicht
daherkommt. Für jemanden mit einem so komplexen Plan scheint das etwas eigenartig. Und so richtig hassenswert ist er auch nicht, obwohl er immer wieder
mal eine Geisel umbringt. Jiang Wu ("A Touch of Sin") liefert hier also eine recht enttäuschende Darbietung ab. Auch der
Rest der Besetzung ist eindimensional und besteht bestenfalls aus Klischees. Andy Lau ("Saving Mr. Wu") schafft es dagegen,
seiner Rolle das nötige Charisma zu geben. Wie bei den anderen Individuen mangelt es aber auch seiner Rolle an echten Charaktereigenschaften. So fällt vor
allem die unglaubwürdige Pflichtbesessenheit immer wieder negativ auf.
Problematisch ist weiterhin, dass sich Herman Yau auch an ein paar dramatischen Momenten versucht, diese aber oft eher lachhaft daherkommen. Dadurch mangelt es dem Film an emotionaler Anteilnahme seitens des Zuschauers. Herman Yau hat in seinem "Sara" Drama auch schon etwas besser verpackt. Für all die Probleme bei den Charakteren und den Dialogen entschädigt Yau aber bei der Action. Das Finale ist fantastisch und extrem dynamisch. Außerdem gibt es hier noch eine kleine Überraschung, die man so in einem Hong Kong Streifen vielleicht nicht mehr erwarten würde. Trotz allem kann man "Shock Wave" nicht einfach empfehlen. "Firestorm", ebenfalls mit Andy Lau (und Philip Keung), hatte hier beispielsweise weniger Mängel und stellt daher eine gute Alternative dar. Davon abgesehen ist "Shock Wave" aber absolut unterhaltsam.