Story: Zhang (Wang Qianyuan) und seine Gangsterbande entführen den Schauspieler Wu (Andy Lau), obwohl es sich dabei mehr um einen Zufall
handelt. Ihr Opfer haben sie nämlich nicht gezielt ausgewählt. Zhang verdient schon eine ganze Weile sein Geld mit Entführungen. Aus diesem Grund ist ihm
die Polizei auch schon auf den Fersen. Nach der Entführung von Wu setzen die leitenden Ermittler Xing Feng (Liu Ye) und Cao Gang (Wu Ruofu)
alles daran, den Unterschlupf der Gangster ausfindig zu machen. Derweil will Zhang an das Geld von Wu herankommen. Da Zhang zuvor bereits Xiao Dou (Cai Lu)
entführt hat und dieser nicht zahlen kann, will er ihn umbringen, doch Wu verspricht auch für diesen zu zahlen. Der Schauspieler kontaktiert daher seinen
Freund Su (Lam Suet), damit dieser sein Geld von der Bank abholt. Su kontaktiert jedoch die Polizei und mit Hilfe der anderen Hinweise die Xing und Cao
bisher sammeln konnten, können sie tatsächlich Zhang festnehmen. Allerdings wissen sie immer noch nicht, wo Zhangs Bande mit den Entführten sitzt. Zhang
spielt auf Zeit und sollte er bis zu einer bestimmten Uhrzeit nicht angerufen haben, werden die Entführungsopfer hingerichtet...
Kritik: Regisseur Ding Sheng festigt seine Position als Blockbuster-Garant immer weiter. Nach seinen durchaus vielversprechenden, aber
letztendlich nicht vollständig überzeugenden Jackie Chan-Vehikeln "Little Big Soldier" und
"Police Story 2013" versucht sich Ding nun an einem Action-Drama, das auf einer wahren Begebenheit beruht. Der schnelle
Schnitt und die sich stets vorwärts bewegende Geschichte mögen den Film zwar zu einem soliden Polizei-Thriller machen, doch es sind die unerwartet guten
schauspielerischen Leistungen und vor allem die Arbeit auf Meta-Ebene, die "Saving Mr. Wu" zu einem Gewinner machen. Andy Lau teilweise in der Rolle des
Andy Lau zu sehen und gleichzeitig in einer Nebenrolle das wahre Entführungsopfer aus dem Jahr 2004 einzusetzen, gibt dem Thriller einfach den gewissen
Wow-Faktor.
Jetzt mag man sich vielleicht darüber echauffieren, dass bereits vorweggenommem wurde, dass Wu Ruofu augenscheinlich die Entführung überlebt hat, wie könnte
er sonst in der Verfilmung seiner eigenen Entführung mitspielen? Aber um ehrlich zu sein, besteht daran trotz all der Spannung, die aufgebaut wird, nie ein
Zweifel. Kommen wir daher gleich zum Highlight des Films. Wu Ruofu war seinerzeit keineswegs so berühmt wie Andy Lau heute und so war es eine gute Entscheidung,
den Film auch zur Enführung von Andy Lau zu machen. Sehr oft gleitet "Saving Mr. Wu" damit auf eine Meta-Ebene. Es wird sich darüber unterhalten, dass
Wu nur ok als Darsteller ist, andere wiederum finden ihn einfach fantastisch und wieder andere haben einfach keine Karte mehr für sein letztes Konzert
bekommen. Außerdem altert Wu seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Kommt einem das bekannt vor?
Andy Lau ("Blind Detective", "A Simple Life") vermag es hier eine seiner besten
darstellerischen Leistungen seit langem abzuliefern. Und das ist umso bemerkenswerter, als dass er eigentlich leicht Gefahr hätte laufen können, bei der ganzen
Meta-Arbeit ins ungewollt Komische abzugleiten. Aber das ist keinesfalls so. Vielmehr lockern ein paar Szenen, Mr. Wu wird beispielsweise mehr als einmal mit
Chow Yun-Fat verglichen, die ansonsten sehr düstere Stimmung auf. Lau muss überdies komplexe Emotionen unter einer Maske der Tapferkeit verbergen, um seinen
Mitgefangenen nicht zu entmutigen. Besonders gefallen kann jedoch die Chemie zwischen Lau und Wang Qianyuan ("Brotherhood
of Blades"), der den Bösewicht mimt. Es ist ein ständiges Hin und Her in den Dialogen und der Entführer beweist sich dabei auch als guter Schauspieler, um
so viel Geld wie möglich aus der Entführung herauszuholen.
Wangs darstellerische Leistung ist aber gerade deshalb so beachtenswert, weil er neben seinen Eigenschaften als skrupelloser Entführer und Killer auch ein
paar menschliche Seiten hat. Nicht vielen Darstellern würde man die sich entgegengesetzten Seiten dieses Charakters abkaufen. Liu Ye
("The Last Supper") und Wu Ruofu geben dagegen nur solide Leistungen ab, wobei Wu aber vor allem deshalb Lob gebührt,
weil er sich erneut diesem Trauma stellt und vielleicht sogar eine Form der Katharsis erfährt, wenn er als Polizist seinen Entführern hinterherjagt. Ja, auch
hier schlägt der Meta-Hammer wieder voll zu! Davon abgesehen erweist sich "Saving Mr. Wu" also grundsolider Thriller. Positiv herausgestellt werden muss das
hohe Tempo, dass gerade dadurch niemals absackt, weil die Polizei immer einen neuen Hinweis aufdeckt. Aber: Beinahe schon zu perfekt funktioniert hier die
chinesische Polizei, als dass es noch glaubwürdig wäre.
Schaut man sich die Geschichte objektiv an, wird aber klar, dass hier gerade mit dem Schnitt und der Erzählweise getrickst wurde, um die Spannung aufrecht zu erhalten. So wird ständig zwischen den Zeitebenen herumgesprungen, um die Geschichte komplexer darzustellen, als sie ist, und daneben bedient man sich auch einiger Mittel, um doch noch ein paar Actionszenen unterzubringen, auch wenn diese eigentlich keinen Platz im Film haben. So bekommen wir mehr als einmal zu sehen, wie sich die Protagonisten ausmalen, was bestimmte Entscheidungen für fatale Folgen haben könnten. Von solchen etwas ungeschickten Versuchen, weg von der Originalgeschichte und mehr in Richtung Actionkino zu kommen, einmal abgesehen, kann der Thriller neben den bereits erwähnten positiven Punkten auch noch mit nicht zu aufgesetztem Drama in ein paar starken Momenten punkten. "Saving Mr. Wu" ist gelungenes (Meta-)Kino.