Story: Jang-bu (Cha Tae-hyun) leidet an einer speziellen Krankheit der Augen. Er sieht Dinge in Zeitlupe, wenn er sie fokussiert. Was sich
zunächst nach einem unglaublichen Talent anhört, erweist sich als Problem. Jang-bu muss stets eine Sonnenbrille tragen, da seine Augen empfindlich sind. Außerdem
kann er wegen seiner außergewöhnlichen Fokussiertheit nicht Rennen. In der Schule wurde er deshalb ausgegrenzt und auch später hat er sich von den Menschen
ferngehalten. Nun arbeitet er in der städtischen Zentrale für Verkehrsüberwachung, wo ihm sein Talent eine große Hilfe ist. Er beobachtet dort die Menschen
und hat bald an ein paar von ihnen besonderes Interesse gefunden. Speziell an Soo-mi (Nam Sang-mi), in der er eine alte Schulfreundin vermutet. Zunächst ist
diese von Jang-bus eigenartigem Auftreten irritiert, aber er kann sie schließlich für sich gewinnen. Auch Jang-bus Arbeitskollege Byeong-soo (Oh Dal-soo)
leistet seinen Beitrag, dass der Mann mit der Zeitlupenwahrnehmung kein sozial Ausgestoßener mehr ist. Zwischen Jang-bu und Soo-mi bahnen sich romantische
Gefühle an, doch hat die Frau mit einigen privaten Problemem zu kämpfen, u.a. einer großen Menge an Schulden.
Kritik: Mit "Slow Video" haben wir wieder einmal einen Film, bei dem man lange Zeit nicht weiß, was er eigentlich sein will. Und hat man sich
dann an die Eigenheiten dieser Romantik-Komödie gewöhnt, tritt das Drama in den Vordergrund und zerstört wieder alles. Aber das Drama überrascht hier niemanden.
Man zählt sogar die Minuten und wartet nur darauf, bis der positive und lustige Gesamtton, der aus dem Fokus auf eine eigenartige Persönlichkeit mit einer
außergewöhnlichen Begabung resultiert, von Kitsch und Tränen zerstört wird. Ja, so weit ist es mittlerweile bei koreanischen Filmen gekommen. Zumindest eine
der vielen Eigenheiten ist damit geklärt. Nämlich, warum die Augen als Jang-Bus besonderes Talent dargestellt werden und nicht sein Gehirn, was ja eigentlich
die Bilder verarbeitet und damit seine Slow-Motion-Sicht ermöglicht. Denn mit den Augen kann man später toll die dramatische Richtung einschlagen.
Muss man heutzutage vielleicht sogar dankbar sein, dass ein Streifen wie dieser sich nicht letztlich um eine tödliche Krankheit dreht? Mag sein, aber alleine
dieser Umstand ist schon wieder traurig. Gut 70 der 105 Minuten sind jedoch heiter und liefern ungewöhnlich viele Comedy-Momente. Diese resultieren aus
Jang-Bus Eigenartigkeit, welche wiederum ein Resultat seiner jahrelangen Isolation ist. Auf andere muss er gruselig wirken und seine Sprüche, die
er aus Seifenopern der 80er hat, überzeugen auch keine Frau. Das ist natürlich fatal, da sich Jang-Bu für die Liebe aus seinem Schneckenhaus herauswagt und
im Laufe der Geschichte auch weitere Freunde macht. Diese haben ebenso ein paar Ecken und Kanten, allerdings kann man diese nicht mit dreidimensionaler Tiefe
verwechseln, wie es wohl Ziel des Drehbuchschreibers gewesen sein mag.
Der Titel des Films müsste eigentlich "Slow Motion" sein, da "Slow Video" der koreanische Ausdruck für genau das ist. Eben so, wie man in Deutschland "Handy"
zu einem Mobiltelefon sagt, obwohl das Wort von einer englischsprachigen Person so nicht verwendet werden würde. Jang-bus Talent ist ihm aber zu nichts wirklich
nütze. Als Mitarbeiter der städtischen Überwachungsfirma kann er seine Fähigkeit aber immerhin manchmal gewinnbringend einbringen, auch wenn er die meiste
Zeit seiner Liebe Soo-mi hinterher rennt, wenn sie mal nicht mehr direkt im nächsten zu erwartenden Kamerawinkel auftaucht. Sie könnte ja plötzlich von einem
Schwarzen Loch verschluckt worden sein. Und für Soo-mi ist es anscheinend auch überhaupt nicht beängstigend, dass ihr jemand Tag für Tag per Überwachungskameras
hinterher spioniert. Sie stört sich da lieber an der Sonnenbrille des Protagonisten...
Wie auch immer, es wird erst noch wirklich eigenartig. Denn irgendwann gibt es dann auch noch den Fall eines Entführers, der auf äußerst unglückliche Weise
in den Film gewoben wird und ganz am Schluss, wenn es niemanden mehr wirklich interessiert, auf lustige Weise aufgeklärt wird. Das kann lediglich Fragezeichen
hervorrufen. Bis zur 70 Minutenmarke scheint "Slow Video" aber ganz interessant, gerade weil er nicht so poliert wirkt, sondern ein paar Macken aufweist.
Die Hoffnung, dass die Reise in eine bedeutende Richtung gehen könnte, ist noch nicht aufgegeben. Cha Tae-hyun ("Speedy
Scandal") verspricht eine interessante Persönlichkeit darzustellen und Nam Sang-mi ("Living Death") stellt ebenso ein
ungewöhnliches Liebesinteresse dar. Die Chemie scheint zu passen, aber letztlich wird der Film leider gegen die Wand gefahren. Und die Nebendarsteller,
u.a. Oh Dal-soo ("Master"), machen den Film zwar noch bunter, aber bleiben trotz gegenteiliger Erwartung flach.
Regisseur Kim Yeong-tak ("Hello Ghost") weiß ganz offensichtlich nicht, was er hier abliefern will. Die Komödie funktioniert eigentlich ganz gut, auch wenn nicht alle Witze ins Schwarze treffen, und auch die Romantikgeschichte erscheint zunächst vielversprechend. Aber als das Drama seinen großen Auftritt auf der Bühne hat, wirkt alles nur noch genauso kitschig, wie in den Seifenopern, über die sich der Film am Anfang lustig gemacht hat. Bis zur 70-Minuten-Marke wäre man bereit gewesen, den Film als eine etwas ungewöhnliche, aber gerade deshalb empfehlenswerte Romantik-Komödie zu betrachten. Aber wenn sich der Film bereits zu Beginn immer wieder in einer chaotischen narrativen Struktur verheddert, so ist gegen Ende einfach nichts mehr zu retten. Genau auf diese Weise kann man einen potentiell guten Film zerstören. Dieser Trend innerhalb koreanischer Rom-Coms bleibt also bestehen...