Story: Bai An (Tony Jaa) musste mitansehen, wie seine Frau und Tochter ermordet wurden. Seitdem sucht er nach der Person, die für den Auftragsmord verantwortlich ist. Er findet heraus, dass der Geschäftsmann und Millionär He Yinghao (Philip Keung) hinter dem Mord zu stecken scheint. Seine Firma schmuggelt heimlich Drogen und irgendwie scheint Bai Ans Ehefrau ihm auf die Schliche gekommen zu sein. Während He momentan Probleme damit hat, dass die Polizei Drogen im Wert von 20 Millionen Dollar beschlagnahmt hat und der Versender alles andere als glücklich darüber ist, muss sich der Millionär auch mit seiner Tochter He Ting (Chen Duoyi) herumschlagen. Diese ist in das Alter gekommen ist, in dem sie ihre kaputte Familie nicht einfach mehr hinnimmt und ihrem Vater ihre Meinung sagt. Bai An hat derweil einen Peilsender bei dem Mädchen untergebracht, als er sie vor deren Schule angerempelt hat. Er will über sie an He herankommen. Als He eines Tages wieder einmal seine Tochter von der Schule abholt, will Bai An zuschlagen, jedoch kommt ihm eine Gangsterbande zuvor. He Ting wird gekidnappt und auch das Mädchen soll gefangengenommen werden. Allerdings ergibt es sich, dass Bai An sie rettet. Er will das Mädchen wieder wegschicken, aber sie kann mittlerweile niemandem mehr vertrauen und bittet daher den Mann, ihr zu helfen, ihren Vater zu finden - nicht wissend, dass Bai An den Mann tot sehen will ...
Kritik: Es ist ewig her, dass ich Tony Jaa in einem Film gesehen habe. Wahrscheinlich dürfte es in dem großartigen "SPL 2" gewesen sein. Daneben konnte man ihn natürlich auch immer mal wieder in kleineren Rollen in Hollywood wie in "The Expendables 4" sehen. Erneut ist es eine Streaming-Produktion, die uns endlich wieder mehr von einem Action-Star zeigt, der traurigerweise viel zu sehr übersehen wird. Und das auch noch in einer Rolle, die ihm auf den Leib geschnitten ist, während er sich gleichzeitig etwas mehr auf schauspielerischer Ebene ausprobieren darf. "Striking Rescue" ist zudem überaus gut produziert, sodass man hier einen zwar eindeutigen B-Movie, aber auf gutem Niveau bekommt. Tony Jaa ist mittlerweile achtundvierzig und so darf man natürlich nicht erwarten, dass er immer noch auf den Schultern von Leuten davonrennt oder anderweitige Parkour-Tricks zeigt. Aber er zeigt sein unverwechselbares Muay Thai und legt dabei die gleiche Power wie damals an den Tag. Hier sitzt einfach jeder Schlag und das kann für viele Actionfans schlicht genau das sein, wonach man sucht.
Die Geschichte wirkt sehr vertraut und ist im Kern die klassische Rache-Story, vielleicht mit dem kleinen Unterschied, dass der Held der Tochter seines Todfeindes hilft. Darüber hinaus gibt es mehrere Parteien, die in die sich entfaltenden Geschehnisse verwickelt sind, und irgendwann kommt man auch auf die Idee, dass eventuell doch nicht alles so ist, wie es den Anschein hat. Schließlich gibt es auch noch einen Maulwurf/Verräter, der gefunden werden muss. Auch wenn das alles nicht sonderlich innovativ oder genial sein mag, wird die Geschichte dadurch doch um einiges spannender und man hat nur selten das Gefühl, dass man eigentlich nur auf die nächste Actionszene wartet. Überraschenderweise hat mir sogar das Drama ganz gut gefallen. Es mag nicht bei jedem punkten, weil es nicht besonders in die Tiefe geht und Tony Jaa sich zwar erstaunlich stark in seine Rolle reinhängt (und sogar zumeist überzeugen kann), er aber eben kein Schauspieler auf A-Ebene ist. Dennoch verdient er für seine Leistung etwas Lob. Am desillusionierendsten ist aber wohl die Sprache, denn aus irgendeinem Grund hat man sich dafür entschieden, dass Englisch gesprochen wird, wenn es nicht gerade Chinesisch ist.
Die Sprache führt zu dem Problem, dass man nicht alles wirklich ernst nehmen kann. Tony Jaa selbst spricht zwar ebenfalls ein Englisch, dass es manchmal etwas schwierig macht, ihn zu verstehen, da auch die Grammatik leidet, aber er macht dies mit einer Selbstsicherheit, die es ihm erlaubt, weiter in seiner Rolle zu bleiben und nicht vollkommen fokussiert darauf zu sein, was er eigentlich sagen muss. Das gleiche kann aber nicht über andere behauptet werden. Speziell die immer wieder auftauchenden Nachrichten im Hintergrund wirken so roboterhaft gesprochen, dass eine KI-generierte Sprecherin tatsächlich um Meilen besser gewesen wäre. Ich erwähne das deshalb und es sticht so negativ ins Auge, weil der Film ansonsten sehr ansprechend produziert ist und mit einer guten Kinematographie aufwarten kann. Auch die Schauplätze sind schön gewählt und wirken oft schmutzig und düster, sodass sie den perfekten Rahmen für Tony Jaas Action bieten. Daneben gibt es auch eine originelle Motorrad-Flucht. Alles in allem kann man also Regisseur Cheng Siyi zu seiner Leistung nur gratulieren. Chinesische Streaming-Filme sehen generell keineswegs mehr so billig aus wie noch vor einigen Jahren.
Mit dem Mädchen kommt auch ein netter Drama-Faktor in die Geschichte. Ich war überrascht, dass es sogar gelingt, zwischen Bai An und He Ting eine gewisse Chemie zu kreieren. Die beiden finden langsam Vertrauen zueinander und geben sich Halt. Weil fast die ganze Gangsterwelt wegen eines Kopfgeldes hinter dem Mädchen her ist, bekommt Bai An noch eine zusätzliche Motivation außer den Mörder seiner Familie zu finden. Daneben gibt es noch die Vater-Tochter-Problematik, die zwar zu schnell im Hintergrund verschwindet, aber Philip Keung ("Robbery") ist Veteran genug, um aus diesen Szenen das Maximale herauszuholen. Er wirkt als Charakter dabei so differenziert, dass man sich schon sehr bald fragt, ob er wirklich der Mörder von Bai Ans Familie sein kann. Storytechnisch ist es aber auch keine Überraschung, dass hier und da ein paar Wendungen eingestreut werden, die jedoch für Genre-Kenner lange im Voraus zu sehen sind. Dennoch verleihen sie dem Film etwas Würze, genauso wie die etwas ruhigeren Momente, in denen der Held an seine Familie denkt oder sich mit dem Mädchen unterhält. Es muss aber auch angemerkt werden, dass es manchmal etwas zu melodramatisch werden kann.
"Striking Rescue" soll aber auch kein preiswürdiges Drama sein, sondern der Zuschauer will hier eine ordentliche Portion Action bekommen. Und da liefert der Streifen ohne Frage ab. Sicherlich, man kann nicht umhin, als ein wenig enttäuscht darüber zu sein, dass wir keine spektakuläre Akrobatik bekommen und Tony Jaa genau genommen nur seine "Signature Moves" zeigt, aber dabei wirkt Jaa um einiges natürlicher in seiner Rolle. Es sieht nicht nur so aus, als würde er Szene für Szene seine Physik-außer-Acht-lassenden Kampfkunst-Tricks zeigen. Stattdessen kämpft er verbissen, mit klar ersichtlichen Emotionen, und damit ist die Action auch um einiges mitnehmender. Weiterhin wird man kaum einen Actionstreifen finden, in dem sich die Schläge und Tritte so hart anfühlen wie hier. Das ist genau das, worauf man gehofft hat. Auch das Finale gegen Xing Yu ("Master Z") hätte vielleicht etwas länger ausfallen können, kann aber in der gleichen Hinsicht absolut zufriedenstellen. Tony Jaa kehrt mit "Striking Rescue" zu alter Form zurück. Trotz der nicht gerade originellen Geschichte und einigen Logikfehlern kann dieser Actionstreifen daher ziemlich viel Spaß machen. Es ist eigenartig: Viele Filme sind heutzutage so sehr auf eine breite Masse zugeschnitten, dass B-Movies wie "Striking Rescue" plötzlich erfrischend wirken und zurück in eine Zeit entführen, in der man einfach gute Genre-Kost bekommen hat, auch wenn sie mit einigen Mängeln behaftet war. Wer sich nach so etwas sehnt, wird hier also gut bedient werden.