Story: Na-mi (Yoo Ho-jeong) ist eine Hausfrau, die ihr Leben völlig auf ihren Mann und ihre Tochter ausgerichtet hat. Eines Tages trifft sie
durch Zufall jedoch ihre alte Schulfreundin Choon-hwa (Jin Hee-kyung) im Krankenhaus. Diese ist im fortgeschrittenen Krebsstadium und hat maximal noch ein
paar Monate zu leben. Na-mi erinnert sich wieder an ihre Schulzeit und ihre alte Clique "Sunny". Als junges Mädchen kommt Na-mi (Sim Eun-kyeong) an eine
neue Schule und wird dort sogleich von Choon-hwa (Kang So-ra), der Anführerin einer Mädchenclique, aufgenommen. Mit ihnen bestreitet sie allerlei Abenteuer,
legt sich mit einer anderen Mädchengang an und findet ihre erste Liebe. In der Gegenwart wünscht sich Choon-hwa nun, ein letztes Mal ihre alten Freunde zu sehen.
25 Jahre sind seit der gemeinsamen Schulzeit vergangen und so versucht Na-mi mit Hilfe eines Privatdetektiven die alte Clique wieder zusammenzubringen. Doch
das erweist sich als alles andere als leicht. Während in der Vergangenheit schon ein paar Probleme die Mädchen beschäftigt haben, haben sie in den letzten Jahren
den einen oder anderen Schicksalsschlag erleiden müssen.
Kritik: "Sunny" war ein riesiger Erfolg an den koreanischen Kinokassen. Sieht man sich jedoch die Plotzusammenfassung an, könnte man meinen,
dass der Film hauptsächlich Hausfrauen Ende dreißig ansprechen soll, die sich ein wenig Nostalgie gönnen wollen. Woher kommt also der Erfolg des Films? Was
sorgt dafür, dass es sich hier eben nicht einfach um einen unbedeutenden Streifen für einen Mädelsabend handelt, sondern dass der Film durchaus auch ein männliches
Publikum ansprechen kann? Die Antwort ist, dass "Sunny" hervorragend ausgearbeitete und farbenprächtige Charaktere bietet, während er eine Geschichte präsentiert,
die von Träumen in der Jugend und der harschen Realität des wirklichen Lebens berichtet. Demnach wechseln sich auf gekonnte Weise auch Komödie und Drama in
dem Film ab. Ein Mischung, die sonst selten gut aufgeht.
Dennoch wäre ich dem Film wohl weitaus skeptischer gegenübergetreten, oder hätte ihn gar vermieden, wäre er nicht vom gleichen Regisseur, der uns auch
"Speedy Scandal" beschert hat. Und tatsächlich kann Regisseur Kang Hyeong-cheol auch diesmal wieder einige sehr schöne
humoristische Momente verbauen, die vor allem durch angenehme Abgedrehtheit zu überzeugen wissen. Im Vergleich zu seinem vorigen Werk, geht es in "Sunny"
zumeist jedoch etwas ernster, wenn auch mindestens genauso unterhaltsam zu. Die Protagonistin der Geschichte ist eine devote Ehefrau und Mutter, die vergessen
hat, dass sie ihr Leben nicht nur für andere leben sollte. Ihre Erinnerungen an ihre Schulzeit geben der anfangs farblosen Na-mi immer mehr Ecken und Kanten,
sodass sie letztendlich richtig aufblüht. Tatsächlich ist "Sunny" aber eher ein Ensemle-Stück.
Die Vielzahl der Charaktere im Film ist beeindruckend. Sieben Frauen stehen im Vordergrund und da sich diese charakterlich manchmal auch etwas mehr von
ihren jugendlichen Alter Egos unterscheiden, sind es fast schon vierzehn verschiedene Charaktere. Sicherlich liegt der Fokus ein wenig mehr auf einer Handvoll
von ihnen, dennoch ist es beeindruckend, wie viel Mühe sich Drehbuchschreiber/Regisseur Kang bei der Ausgestaltung der Mädchen/Frauen gemacht hat. Die
für diese Kritik herangezogene um 15 Minuten längere Director's Cut Version hätte aber dennoch ein paar Kürzungen gegen Ende des Mittelteils vertragen können,
denn mit 135 Minuten kommt einem der Film an ein paar wenigen Stellen doch etwas zu lang vor. Das liegt daran, dass der Regisseur augenscheinlich für einen
kurzen Moment aus den Augen verliert, wohin er mit seinem Comedy-Drama will.
Allerdings ist das bei dem durchgehend hohen Tempo und den unterhaltsamen Dialogen leicht zu verschmerzen. Der Film wird dabei parallel auf zwei Zeitebenen
erzählt, zwischen denen 25 Jahre liegen. Erstaunlich ist hierbei, dass sich die Rückblenden so gut in den Film einfügen, dass sie kaum als solche zu erkennen
sind. Dennoch wird auch auf humoristische Weise auf die turbulenten Zeiten Ende der 80er eingegangen. In einer Szene gerät die Clique Sunny mit einer
verfeindeten Mädchengang in ein Handgemenge, während um sie herum Demonstranten auf die Polizei treffen und es zu einer epischen Straßenschlacht kommt, die
einige gelungene Slapstick-Momente beinhaltet. Wie gut ausgestaltet die Mädchen tatsächlich sind, zeigt sich aber gerade als Na-mi neu in die Gruppe
kommt. Der Zuschauer wird förmlich mit den farbenfrohen Charakterzügen der Mädchen bombardiert, sodass man erst einmal eine Weile beschäftigt ist, jedes
Mädchen genauer zu betrachten.
Lobenswert ist außerdem, dass das Drama des Films auf angenehm ungezwungene Art und Weise eingebracht ist. Wir wissen von Anfang an, dass Choon-hwa sterben wird, aber daraus wird kein Tränenfest gemacht, was "Sunny" jedoch umso bewegender macht. Eine gewisse bittersüße Note und eine stete Bejahung des Lebens durchzieht den Film. Aufgelockert wird das Drama durch viel Musik, das Teenie-Rumgehüpfe lässt sich verschmerzen, und Sim Eun-kyeong ("Hansel and Gretel") leistet Hervorragendes als Jungdarstellerin, genauso wie der Rest der Besetzung. Technisch besticht der Film durch ausgefallene Beleuchtung, die viel Sonnenlicht beinhaltet und dadurch eine gemütlich-wohlige und bunte Atmosphäre erzeugt, und einen wunderbaren Schnitt, der Vergangenheit und Gegenwart ineinanderfließen lässt. "Sunny" ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die leider an ein paar Stellen vom Kurs abweicht, bzw. zu überladen ist, aber Regisseur Kang gelingt es, einer Geschichte Gewicht und Bedeutung zu geben, die auch einfach an ein weibliches Publikum zu Unterhaltungszwecken adressiert hätte sein können. Eine tolle Leistung.