Story: Jeon Jong-goo (Kwak Do-won) ist Polizist in der Kleinstadt Goksung und sieht sich mit einer Reihe eigenartiger Morde konfrontiert.
Familienangehörige benehmen sich plötzlich wie Wahnsinnige und töten ihre Angehörigen. Das einzige, was die Täter gemeinsam haben, ist ein merkwürdiger
Ausschlag. Die Ermittlungen scheinen darauf hinzudeuten, dass der Verzehr eines bestimmten Pilzes für die Morde verantwortlich ist. Jedoch macht eine
mysteriöse Frau (Cheon Woo-hee) Jong-goo darauf aufmerksam, dass tatsächlich ein in den Wäldern lebender Japaner (Jun Kunimura) für die Morde verantwortlich ist.
Jong-goo geht dem Hinweis nach. Plötzlich wird dann aber auch seine Tochter Hyo-jin (Kim Hwan-hee) krank. Sie verhält sich immer eigenartiger und hat tatsächlich
Kontakt mit dem Japaner gehabt. Jong-goo sieht sich im Haus des Japaners um, der sich wenig kooperativ zeigt, und findet zusammen mit seinen Kollegen Bilder
der bisherigen Opfer. Auch einen Schuh seiner Tochter findet er dort, allerdings leugnet diese, dass er ihr gehört. Hyo-jin benimmt sich immer eigenartiger -
als wäre sie besessen. Daraufhin ziehen der Polizist und seine Familie einen Schamanen (Hwang Jeong-min) zu Rate. In der kleinen Stadt entbrennt ein Kampf
zwischen Gut und Böse.
Kritik: "The Wailing" ist einer jener seltenen Filme, die einen am Ende verstört, nachdenklich und völlig erschöpft zurücklassen. Ein
Horror-Thriller, der mit einer Vielzahl an Motiven aufwartet und etliche Genres durcheinandermischt, dabei etwas genuin Neues erschafft und zugleich auch
angenehm vertraut scheint. Müsste man den Film umschreiben, so könnte man ihn wohl am besten als eine Mischung aus "Sieben", "Akte X", "Der Exorzist" und
"Memories of Murder" definieren, mit kleinen Momenten eines Zombiefilms sowie einer Komödie. Wenn das überhaupt nur
annähernd funktionieren sollte, wäre das schon ein Wunder, denkt man sich da. Aber nicht nur, dass die Mischung aufgeht, "The Wailing" ist ungemein spannend
und einer der besten Horrorfilme Koreas, da er mit seiner verstörenden Atmosphäre einen durchgängig gruseligen Unterton beibehält.
Als Mystery-Thriller startend nimmt einen "The Wailing" auf eine wahre Achterbahnfahrt durch verschiedene Genres mit. Der Ton bleibt aber stets der eines
Horror-Thrillers. Besonders gelobt werden muss dabei die enorm dichte Atmosphäre, die mit den verregneten Tatorten und der kleinen Stadt als Schauplatz
sofort für sich gefangennimmt. Schnell zeigt sich bei der Mordserie, dass die Geschichte jedoch hauptsächlich religiöse Motive hat. Christentum und Buddhismus
werden genauso behandelt wie japanische Shinto-Rituale und koreanischer Schamanismus. Der religiöse Aspekt ist außerdem für einige der äußerst schauerlichen
Szenen des Films verantwortlich. Austreibungen von Dämonen durch das Opfern von Hühnern, Ziegenköpfe, wilde Tänze von Schamanen mit traditioneller Musik als
Begleitung - wir bekommen hier alles zu sehen, was man sich bei einem schamanistischen Ritual vorstellen würde.
Zu Beginn gelingt es Regisseur Na Hong-jin aber vor allem durch die Aneinanderreihung unheimlicher Ereignisse und zahlloser Mysterien seinem Film einen
ordentlichen Horroranstrich zu verpassen. Im Laufe des Geschehens werden diese Momente nicht weniger, sondern nehmen an Intensität sogar zu, sodass man
emotional manchmal sogar am Ende seiner Kräfte zu sein scheint. Die fantastischen Aufnahmen überzeugen mit detailliert ausgeschmückten Sets, die enorm
zur Atmosphäre beitragen. Und das Drehbuch von Na Hong-jin ist voller Vorausdeutungen und Verweisen, von denen man einige wohl erst beim zweiten Ansehen
richtig zuordnen kann. Es sei aber darauf hingewiesen, dass Freunde von hundertprozentigen Erklärungen von dem eher offenen Ende enttäuscht sein werden.
Sollte man dem Film aber bis zum Schluss aufmerksam gefolgt sein, wird es ein Leichtes sein, zumindest seine eigene Erklärung für die Ereignisse zu
finden.
Na Hong-jin, der zuvor bereits mit "The Chaser" und "The Yellow Sea die Kritiker für sich
begeistern konnte, hat gerade bei der Bildkomposition und den Sets großes Herzblut in seinen Film gelegt. Aber auch sein Drehbuch kann sich wirklich sehen
lassen. Dies bietet eine komplexe Variation des Kampfes von Gut gegen Böse und ist dabei mit so viel Material angefüllt, dass eine Vielzahl an
Auslegungsmöglichkeiten der Ereignisse für jeden möglich sein sollte. Allerdings führt das zu dem Problem, dass letztlich niemals alle Puzzlestücke perfekt
zusammenpassen können und viele Szenen im Nachhinein betrachtet lediglich dazu dienen, den Zuschauer an der Nase herumzuführen und das nicht immer sehr geschickt.
Es ist aber wahrlich eine Meisterleistung, dass "The Wailing" mit seinen fast 160 Minuten nie zu lang scheint. Es gibt ständig neue Entwicklungen und nie
einen Moment, in dem das Tempo unnötig abfällt. Im Gegenteil, je weiter der Film voranschreitet, desto größer und epischer wird die Geschichte.
Der Horror-Thriller profitiert auch enorm von seinen Darstellern. Kwak Do-won ("A Company Man") ist eher durch Nebenrollen bekannt und kann als nicht gerade fähiger Polizist, der gegen die Mächte des Bösen um das Leben seiner Tochter kämpft, grandios überzeugen. In den anderen Rollen glänzen Hwang Jeong-min ("Veteran") als Schamane und Jun Kunimura ("Outrage"), Cheon Woo-hee ("Thread of Lies") sowie Kim Hwan-hee als Tochter. Das Händchen des Regisseurs für gute Darsteller trägt ebenso zur Dichte der Atmosphäre bei wie ein dezenter, aber überaus stimmungsvoller Soundtrack. Na Hong-jin laucht seine Zuschauer mit seiner sehr schaurigen Horrorstimmung regelrecht aus. Es gibt keine billigen Schreckmomente, vielmehr bedient er sich der tiefverwurzelten Ängste, die ihren Ursprung in dem haben, was wir nicht verstehen. Der Wandel von Mystery-Thriller zum Horrorfilm mit übernatürlichen Elementen geht dabei so fließend vonstatten, dass man hier keinen Ansatzpunkt für Kritik finden kann. Außerdem überzeugt "The Wailing", weil uns der Regisseur stets hinterfragen lässt, was Wahrheit und Lüge ist. Bis zu dem Punkt, an dem sich absolute Verzweiflung breit macht. "The Wailing" ist ungemein mutig, in dem, was er zu erreichen versucht. Und zudem extrem düster. Ein beinahe episches Meisterwerk unter den Horror-Thrillern.