Story: Ogasawara Aki (Takeru Satoh) ist der Songwriter für die Band Crude Play. Ursprünglich war er auch der Bassist der Band, aber als
der Plattenboss Takagi (Takashi Sorimachi) die Gruppe unter Vertrag nahm und ihnen mitteilte, dass ihre Lieder von Profimusikern gespielt werden würden und
sie nur das Playback leisten müssten, ließ sich Aki von Shinya (Masataka Kubota) ersetzen. Seine alten Freunden haben als Crude Play enormen Erfolg und Aki
schreibt einen Hit nach dem anderen. Als er sich von seiner Freundin Mari (Saki Aibu) trennt, die mit Takagi fremdgeht ist, ist er noch depressiver und
verlorener als sonst. Eines Tages hört das Schulmädchen Riko Koeda (Sakurako Ohara) den Komponisten am Fluss ein Lied summen und sie ist auf den ersten
Blick verliebt. Aki lässt sich auf die Beziehung ein, obwohl er zunächst kein ernstes Interesse an Riko hat. Allerdings gefällt ihm der Gedanke, eine Freundin
zu haben, die nicht im Musikgeschäft tätig ist. Aus diesem Grund verschweigt er ihr auch seine wahre Identität und verbietet ihr zu singen. Das fällt Riko
tatsächlich sehr schwer, denn sie hat selbst eine kleine Band und ist eine außergewöhnliche Sängerin, die schon bald von Takagi entdeckt wird...
Kritik: Erneut habe ich allen Mut zusammengenommen und einen Romantikstreifen basierend auf einem Shojo-Manga, also das auf Mädchen im
Teenageralter ausgerichtete Genre, gesehen. Und wieder war ich positiv überrascht. "The Liar and his Lover" ist keineswegs so kitschig, wie man annehmen mag
und die Charaktere sind ebenfalls alles andere als flach geschrieben. Darüber hinaus gibt es in dem Film auch viel Musik, hauptsächlich in Form von Balladen.
Aber auch hier bekommt man qualitativ Hochwertiges abgeliefert. Diese musikalische Romanze punktet weiterhin damit, dass nicht alle Gefühle aufs Lächerlichste
gezeigt werden, sondern ab und an auch hinter Schweigen oder Blicken versteckt werden. Man muss also wie für die japanische Kultur üblich auch einmal
hinter die Fassade schauen, was den Film subtiler macht, als man es von solchen Genrewerken gewohnt ist.
Allerdings auch nicht allzu subtil. So gibt es auch die eine oder andere Träne, die vergossen wird, und die Texte einiger Balladen lassen auch keinen Zweifel
über das Liebesmotiv des Streifens. Bereits Akis Person lässt einen jedoch daran zweifeln, dass man hier einen typischen Romantikstreifen vorgesetzt bekommt.
Der Schwermut, der ihn auszeichnet, seine Lebenskrise und sein eigentlich auch schon als depressiv zu bezeichnender Gemütszustand sowie seine erste Reaktion auf
die Begegnung mit Riko, in der er uns in einem kurzen Monolog daran teilhaben lässt, dass er nichts für das Mädchen empfindet, erwecken Interesse und lassen die
Geschichte vom Ablauf einer typischen Romanze abweichen. Speziell als wir dann sicher sind, dass sich das Drama darum drehen wird, wie schließlich Akis
Lüge herauskommt und die ganze Beziehung auseinanderfällt, dann aber äußerst unzeremoniell mit dem Offenlegen der Wahrheit umgegangen wird, zeigt, dass wir
hier durchaus mehr von der Geschichte erwarten dürfen.
Tatsache ist, dass man "The Liar and his Lover" seinen Ursprung in einer mehrbändigen Geschichte ansieht. Allerdings nicht, weil der Film episodisch
aufgebaut wäre. Nein, keinesfalls. Vielmehr hält die Geschichte weitaus mehr Kurven bereit, als man das von einem normalen Drehbuch erwarten würde. Und
es gibt auch viel mehr Charaktere, die allesamt ihre Funktion erfüllen. Nur leider sind diese oft darauf reduziert worden, eben genau lediglich ihre Funktion in
der Maschinerie zu erfüllen. Für mehr gab es einfach nicht genug Raum. Das ist schade, da speziell Shinya zum Teil als so etwas wie ein Bösewicht oder zumindest
Antagonist fungieren soll, wir aber gerade nur so viel von seinem Charakter mitbekommen, dass wir uns für seine Hintergrundgeschichte zu interessieren beginnen.
Ähnlich verhält es sich mit Mari. Und auch Takagi scheint eine komplexere Persönlichkeit zu haben, als wir in den 117 Minuten zu sehen bekommen.
Takeru Satoh ("Rurouni Kenshin: The Legend Ends", "If
Cats Disappeared from the World") gibt eine recht zurückhaltende Darstellung ab, bricht aber immer wieder gekonnt aus dieser aus. Aki scheint manchmal
vielleicht recht kühl, aber schnell erkennen wir, dass das ein Selbstschutz ist, weil er sehr emotional ist. Das spiegelt sich besonders in der Musik wider.
Diese ist in Form einiger Balladen in dem Film zu finden und funktioniert ziemlich gut. Die Songs gehen ins Ohr und sind keineswegs nur für Teenager
geschrieben. Überhaupt ist die Geschichte erstaunlich erwachsen. Dies betrifft zum Teil auch das Ende, das mehr oder weniger in zwei Versionen vorhanden ist.
Entweder man sieht den Film nur bis zum Abspann, oder man wartet, bis dieser über den Bildschirm geflackert ist, um dann noch eine Extra-Szene zu sehen, die
das eigentliche Ende oder für manche vielleicht auch nur Alternativende darstellt.
Für die Rolle der Riko wurde Sakurako Ohara unter 5000 Kandidatinnen ausgewählt. Ihr Debüt meistert sie gekonnt. Darstellerisch verkörpert sie das Teenagerartige glaubhaft und wirkt dabei aber auch reif für Alter. Besonders beeindrucken kann sie aber mit ihrem Gesang. Manchmal sorgt Akis Vorsicht dafür, dass die Romanze eine gewisse Distanz zwischen den beiden Liebenden lässt, aber das nimmt der Geschichte auch den Kitsch und lässt die Gefühle sogar glaubhafter wirken. Spezielle Bonuspunkte verdient der Film dafür, dass es am Schluss kein unnötiges Drama gibt, wie beispielsweise im ebenfalls musikzentrierten Romantikstreifen "Your Lie in April". Es gibt zwar etliche Hürden, und teilweise sind diese auch etwas an den Haaren herbeigezogen, aber großteils bleibt der Film seinem Ton treu, der eben eine Mischung aus dem Gefühl erster Liebe, aber auch Herzschmerz ist. Ein wenig Melancholie muss man hier durchaus vertragen können, auch wenn diese durch die gelungenen Songs gut verträglich vermittelt wird. Da wundert es auch nicht, dass der Manga von Kotomi Aoki 2017 ebenso für eine koreanische Dramaserie herangezogen wurde.