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The Man Standing Next - Filmposter
Original Title:
Nam-san-eui bu-jang-deul

South Korea 2019

Genre:
Thriller

Director:
Woo Min-ho

Cast:
Lee Byung-hun
Lee Sung-min
Kwak Do-won
Lee Hee-joon
Kim So-jin
Seo Hyun-woo


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The Man Standing Next

The Man Standing Next - Film Screenshot 1

Story: Präsident Park Chung-hee (Lee Sung-min) ist durch einen Militärputsch an die Macht gekommen und regiert Südkorea seit achtzehn Jahren mit eiserner Hand. Unterstützt wird er dabei von Kim Gyu-pyeong (Lee Byung-hun), der Leiter des koreanischen Geheimdienstes KCIA ist. Kim ist dem Präsidenten seit der "Revolution" verbunden und ihm gegenüber stets loyal. Mittlerweile ist es das Jahr 1979 und Präsident Park fällt bei seinem Verbündeten, den USA, immer mehr in Ungnade. Das liegt unter anderem an dem früheren KCIA-Chef Park Yong-gak (Kwak Do-won), der in Amerika Asyl gesucht hat und dort seine Memoiren veröffentlichen will, in denen er über Präsident Parks Verbrechen aufklären will. Kim kennt seinen Vorgänger beim KCIA und bittet den Präsidenten, die Sache selbst bereinigen zu dürfen. Tatsächlich gelingt es ihm, Parks Memoiren zu bekommen und Park davon abzuhalten, einen großen Fehler zu begehen. Doch das Thema soll noch nicht erledigt sein. Zunächst muss sich Kim allerdings darum sorgen, dass er seinen Einfluss beim Präsidenten verliert. Denn mittlerweile hat sich der Chef des Sicherheitsservices, Kwak Sang-cheon (Lee Hee-joon), die Gunst des Präsidenten verdient und intrigiert immer wieder gegen den KCIA-Chef. Die USA machen derweil bei Kim immer mehr Druck, dass der Präsident endlich abdanken soll, bis sich Kim schließlich in einer aussichtslosen Lage befindet. Es scheint, als wäre ein Attentat die einzige Lösung um weitere Katastrophen zu verhindern, denn der Präsident will neuerdings Aufstände in Busan und Masan mit Panzern niederschlagen...

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The Man Standing Next - Film Screenshot 4

Kritik: Das wahre Leben schreibt wohl die besten Krimis und politischen Thriller, wie es das Attentat auf Präsident Park Chung-hee durch seinen eigenen Geheimdienst-Chef beweist. Es ist auch nicht das erste Mal, dass dieses Attentat verfilmt wurde. "The President's Last Bang" konnte bereits auf gelungene Weise die Geschehnisse einfangen, die zum Attentat führten. Dass man sich der Thematik erneut annimmt, ist nur naheliegend, da auch während der Präsidentschaft der nun im Gefängnis sitzenden Park Geun-hye teilweise eine Neubewertung ihres Vaters Park Chung-hee stattfand. Denn dieser hatte laut ihren Anhängern zum wirtschaftlichen Aufschwung Südkoreas beigetragen. Das Bild, das in "The Man Standing Next" von ihm gezeichnet wird, bemüht sich um eine neutrale Herangehensweise, was allerdings kaum ein gutes Haar an dem Präsidenten lässt. Interessanterweise geht es im Kern aber um Kim Gyu-pyeong, der auf dem echten KCIA-Chef und Attentäter Kim Jae-gyu beruht, und dessen Loyalitätsverschiebung.

The Man Standing Next - Film Screenshot 5

Bis zur Vollstreckung seines Urteils hat der KCIA-Chef beteuert, dass die Ermordung des Präsidenten nicht zum Ziel hatte, sich selbst im Blauen Haus (dem Sitz des Präsidenten) zu sehen. Doch was genau waren die Gründe? Eine eindeutige Antwort ist schwierig bis unmöglich. Stattdessen bekommen wir ein Geflecht aus verschiedenen Umständen präsentiert, die alle dazu beitrugen, dass Kim nicht nur in die Ecke getrieben, sondern auch zum tragischen Helden wurde. Ein Held, der selbst grausame Taten in die Wege leitet, wenn auch im Namen des Präsidenten oder um dessen Gunst wieder für sich zu gewinnen. Irgendwann realisiert Kim aber, dass er ein Leben führt, das nichts mehr mit der "Revolution" von damals zu tun hat, und dass sein Land kurz davor ist, in Chaos und Unruhe gestürzt zu werden. Daneben will Kim auch Wiedergutmachung für die Dinge, die er angerichtet hat, wohl wissend, dass es für ihn selbst kein gutes Ende nehmen wird. Die größte Überraschung ist daher, dass "The Man Standing Next" ein Politdrama ist, das in die Psyche seines Protagonisten eintaucht.

The Man Standing Next - Film Screenshot 6

Mit Lee Byung-hun ("Ashfall") ist die eigentliche Hauptrolle auch sehr gut besetzt. Anders als erwartet, ist der KCIA-Chef nicht unglaublich selbstbewusst, sondern schlägt häufig leisere Töne an, was seinem Rivalen vom Sicherheitsservice natürlich nur recht kommen kann, denn so hat dieser mit seiner lauten Natur ein leichtes Spiel, beim Präsidenten Eindruck zu machen. Der KCIA-Chef sagt dem Präsidenten nicht einfach, was er hören will, sondern denkt ein paar Schritte weiter und hat tatsächlich auch das Volk im Sinne. Die Unsicherheit, ob das, was er da eigentlich für den Präsidenten machen muss, wirklich noch das Richtige ist, und ab wann die Loyalität zum Präsidenten von der Loyalität zum eigentlichen Kern der Sache, für die er früher gekämpft hat, abgelöst werden muss, stellt den inneren Kampf dar, der Kim zu einem tragischen Charakter macht und dem Film seine eigentliche Essenz liefert. Lee Byung-hun brilliert gerade in den emotionalen Momenten, in denen er auf subtile Weise seine Gefühle zum Ausdruck bringen muss.

The Man Standing Next - Film Screenshot 7

Regisseur Woo Min-ho ("Inside Men") ist kein Amateur und das sieht man dem Film an. Die Siebziger sind in Mode und Sets stets sichtbar und lassen sich sowohl in Tapeten als auch Autos erkennen. Da der Film erstaunlicherweise immer mal wieder internationale Schauplätze wie z.B. Amerika und Paris zu bieten hat, bekommen wir auch nicht nur Südkorea zu jener Zeit präsentiert. Gleichzeitig wird dem Film durch die Wahl der Schauplätze auch etwas von einem Spionage-Thriller verliehen. Man sollte allerdings nicht allzu viel Spannung erwarten. Die Geschichte wird teilweise recht gemächlich erzählt und kümmert sich wie gesagt auch recht stark um geschichtliche Genauigkeit. Damit mag man vielleicht das Publikum verschrecken, das hier einen spannenden Blockbuster erwartet, aber es verleiht den Geschehnissen auch die geschichtliche Komplexität, die den Film etwas schwerer wiegen lassen. Für diesen Mut muss man Regisseur Woo auf jeden Fall applaudieren.

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The Man Standing Next - Film Screenshot 10

Spannung kommt dennoch auf, aber eben nur wenn es auch in die Geschichte passt. Das kann eine Abhörmaßnahme sein als auch das Attentat selbst, bei dem mit Kameratricks gearbeitet wird, um den Geschehnissen eine gewisse Dynamik zu verleihen, als würden wir alles ohne einen Schnitt zu sehen bekommen. Auch Chun Doo-hwan sehen wir bereits, der durch einen Militär-Coup kurz darauf die Diktatur weiterführen sollte und unter Park, wie angedeutet wird, als Spitzel Amerika unter dem Decknamen Iago Informationen weitergegeben hat. Die Rolle Amerikas ist auf interessante Weise in den Film geflochten. Man darf also durchaus sagen, dass man umso mehr Freude an "The Man Standing Next" hat, je mehr man über die Geschichte des Landes weiß. Und da nun die Liberalen in Südkorea das Sagen haben, ist es auch kein Zufall, dass die Taten Kim Jae-gyus in einem neuen Licht betrachtet werden können - ein Mann, der nicht bereit war, Millionen von Demonstranten, die Demokratie forderten, niederzumetzeln. "The Man Standing Next" ist ein etwas ruhigerer Film, der allerdings in seinem Kern ungemein spannend ist und durch seine Liebe zum Detail glänzt.

(Autor: Manfred Selzer)
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