Story: Fleur (Cherry Ngan) arbeitet im Tofu-Laden ihrer Eltern und wartet nur darauf, endlich an einer Universität angenommen zu werden, um auf eigenen Beinen zu stehen und dem Haus ihrer traditionellen Eltern zu entkommen. Schließlich bekommt sie die Zusage von einer Uni und möchte dort als erstes ihrer Liebe für den Hip Hop-Tanz nachgehen. Da ist sie genau an der richtigen Adresse, denn die Tanzgruppe BombA, angeführt von Dave (Lokman Yeung), hat sich bereits einen guten Namen gemacht und da Fleur außerdem bald nur noch Augen für Dave hat, steigt sie in die Gruppe ein. Ihr Lebenstraum hat sich erfüllt und ihr individueller Stil passt gut in die Gruppe. Bald gibt es ein erstes Dance Off mit der rivalisierenden Tanzgruppe Rooftoppers und man muss sich eingestehen, dass es noch viel zu lernen gibt. Fleur ist überaus motiviert, besser zu werden, aber es kommt zu einem Zerwürfnis und sie steigt aus. Zuvor hat der Leiter des Tai Chi-Clubs, Alan (Babyjohn Choi), bereits Fleurs außergewöhnliches Talent entdeckt. Ihre Körperbeherrschung macht sie zu der perfekten Tai Chi-Praktizierenden, doch Fleur zeigt kein Interesse. Alan gibt aber nicht auf und da sie ohnehin nichts anderes zu tun hat, lässt sich Fleur schließlich von ihm unterrichten. Obwohl sie anfangs Alan nicht ausstehen kann, realisiert sie schnell, dass er ihr ein besonderes Gefühl geben kann. Sie beginnt letztlich sogar, Tai Chi mit Hip Hop-Tanz zu verbinden. Als dann BombA sie darum bittet, wieder zu ihnen zurückzukehren, weiß sie zunächst nicht, wie sie sich entscheiden soll, denn eigentlich will sie tatsächlich wieder tanzen...
Kritik: Aus welchen Gründen auch immer hat es dieser Tanzfilm auf Netflix geschafft. Und das ist gut so, denn ohne die Videobeschreibung hätte ich den Film wohl keines Blickes gewürdigt. Tai Chi mit Hip Hop vermischen? Das ist eine ziemlich originelle Idee und auch gar nicht so weit hergeholt, wie man meinen könnte. Schließlich ist beiden Bewegungskünsten gemein, dass ein bestimmter Bewegungsfluss beibehalten werden muss. Das unterschiedliche Tempo aneinander anzupassen, dürfte dagegen eine Herausforderung darstellen. Auch wenn mich das Tai Chi-Motiv also zu "The Way We Dance" geholt hat, war es das nicht, was mich den Film hat weitersehen lassen. Tatsächlich wird die Kampfkunst nämlich schon bald in den Hintergrund gedrängt und nur noch zum Ende nochmal hervorgekramt, wenn auch eher als Fußnote. Es handelt sich hier vielmehr um einen waschechten Hip Hop-Tanzfilm, der eine Subkultur Hong Kongs porträtiert. Diese unterscheidet sich dabei gar nicht so stark von der westlichen, was den Kulturschock damit auf ein Minimum reduzieren dürfte.
Die Einleitung des Films wirkt dagegen kulturell durchaus etwas befremdlich. Schließlich bekommen wir hier typischen Hong Kong Humor, während man sich über das traditionelle Familienbild lustig macht. Fleur ist aber sehr bald an der Uni und dort ist sie dann unter jungen Menschen und Teil einer Gruppe, die nichts anderes als das Tanzen kennt. Dabei muss angemerkt werden, dass mich die erste halbe Stunde des Films kaum überzeugen konnte. Die Tänze sind eher unspektakulär und vor allem stört die zuweilen unruhige Kameraführung, die zusammen mit der dunklen Lichtgebung dem Film etwas Amateurhaftes gibt. Überhaupt stört die Dunkelheit in manchen Szenen. Es ist nicht klar, ob hier so etwas wie ein Underground-Gefühl kreiert werden sollte, oder ob der Verantwortliche geschlafen hat, aber es stört in den Tanzszenen. Wahrscheinlich sollte es einfach nur cool wirken... Cool wird es aber wirklich, als die Rooftoppers auftreten.
Die Profitänzer verstehen ihre Kunst und ihr erster richtiger Auftritt erinnert eher an Parkour mit capture-the-flag Element als an Hip Hop-Tanz. Überaus gelungen. Auch später können sie mit akrobatischen Manövern überzeugen. Dazu kommt noch ein Tänzer, der nur mit einem Bein eine tolle Show abliefert. Musikalisch wird im Hintergrund allerdings nichts Besonderes geboten. Beeindruckend ist aber, dass die Szenen ziemlich lange am Stück ohne einen Schnitt gedreht wurden. Beim Abspann bekommen wir dann einige von ihnen zu sehen, bei denen tatsächlich das eine oder andere schiefgelaufen ist, und als Bonus gibt es auch noch ein paar Trainingsszenen. In einem Film dieser Art darf man sich wohl auch nicht darüber wundern, dass die Protagonisten wie Verrückte auch einfach mal so mitten auf der Straße anfangen für sich zu tanzen/üben. Außerdem ist der Film zwar erst von 2013, aber mittlerweile ist diese Subkultur doch schon so oft porträtiert worden, dass manches schon abgegriffen ist und vieles ein wenig klischeehaft wirkt.
Cherry Ngan ("A Witness Out of the Blue") gibt eine gute Figur ab, aber sie ist eindeutig keine professionelle Tänzerin. Überhaupt fragt man sich, wie BombA auch nur den Hauch einer Chance gegen die Rooftoppers haben will. Das Finale bedient sich dabei des einzig logischen Mittels: Innovation. So wird zum Beispiel in einer kleinen Sequenz wie bereits angemerkt ein wenig Tai Chi in die Choreographie eingearbeitet, aber auch ein wenig Schattentheater ist involviert. Fleur macht sich anfangs über die traditionellen Tänze lustig, erkennt dann aber doch Elemente, die sich gut in den modernen Tanz übertragen lassen. In einer etwas forciert eingeschobenen Nebengeschichte erfahren wir auch, dass sie nicht immer einfach nur liebenswert war/ist, aber richtig Tiefe gibt das ihrem Charakter trotzdem nicht. Viel problematischer ist aber, dass eine Liebesgeschichte zwischen ihr und Alan, gespielt von Babyjohn Choi ("Vampire Cleanup Department"), in den Vordergrund tritt. Dabei gibt es zwischen den beiden Figuren eigentlich kaum Chemie.
Die Charaktere sind an sich aber sympathisch geschrieben und einen wirklichen Bösewicht gibt es auch nicht. Einige der Personen haben zwar ihre Fehler, aber Reibung entsteht eigentlich nur in Form der unnötigen Liebesgeschichte. "The Way We Dance" will ein positives Lebensgefühl vermitteln und das gelingt letzten Endes, auch wenn wie gesagt das Drehbuch aus schlichtweg bewährten Motiven und Archetypen besteht. Hier und da stolpert der Film auch, beispielsweise bei der angesprochenen Nebengeschichte. Einen echten Spannungsaufbau gibt es übrigens auch nicht. Soll uns interessieren, ob BombA schließlich die Profis im Finale besiegt? Im Endeffekt geht es doch nur um Spaß und Anerkennung durch andere Künstler. Hier schlägt der Film am Ende einen klugen Weg ein. Dennoch vermisst man ein wenig einen Spannungsfaktor. Es hat zwar bis zur zweiten Hälfte gebraucht, aber ab da konnte der Film mich doch für sich gewinnen. Trotz allem gibt es hier leider kaum etwas Neues. Neben ein paar kleinen, originellen Einfällen bleiben die Motive und der Weg zum Finale altbekannt. Wem das reicht, der bekommt einen energiegeladenen Film rund um den Hip Hop-Tanz.