Story: Taipeh wird von einer Dürreperiode ungeahnten Ausmaßes heimgesucht. Die Bewohner der Stadt decken sich an jeder Ecke mit Melonen ein,
da diese mittlerweile billiger sind als Wasser. Auch Shiang-chyi (Chen Shiang-chyi) hat sich für die nächsten Tage mit Wasser und Melonen versorgt. Mehr
hat sie momentan auch nicht zu tun, bis sie eines Tages im Park Hsiao-Kang (Lee Kang-sheng) entdeckt. Die beiden scheinen sich früher einmal etwas näher
gestanden zu haben. Immer wieder treffen die beiden sich und verbringen mehr und mehr Zeit zusammen. Shiang-chyi weiß jedoch nicht, dass Hsiao-Kang in dem
gleichen Gebäude, in dem sie wohnt, Pornofilme dreht. Während er versucht, ihr so gut, wie es geht, in dem Haus aus dem Weg zu gehen, wundert sie sich, warum
er ihr gegenüber so zurückhaltend ist, als die Beziehung ernster wird. Keiner von den beiden weiß wirklich, wie er mit der Situation umgehen soll, doch
dass Shiang-chyi eines Tages von Hsiao-Kangs Beruf erfährt, scheint ohne Zweifel. Die Frage ist nur, auf welche Weise...
Kritik: "The Wayward Cloud" ist ein Art-House Streifen und zugleich nicht von allen Kritikern zuvorkommend behandelt, da es sich auch um einen
recht kontroversen Film handelt. Der Film beinhaltet nämlich unsimulierte Sexszenen. Auch wenn man explizit eigentlich nichts zu sehen bekommt, lässt einem
die letzte Szene des Films tatsächlich keinen Zweifel daran. Solche Aspekte mögen zwar bei einem Mainstream-Film ein irgendwie geartetes Gefühl des Unbehagens
auslösen, aber letztlich sagt das nichts über das Werk an sich aus. "The Wayward Cloud" ist tatsächlich ein Drama über Isolation, Vereinsamung in der Großstadt
und der Suche nach Liebe. Dank einiger interessanter Motive mag das alles recht gut funktionieren, aber die Stille und Ruhe sowie Unnahbarkeit, trotz diverser
Sexszenen, machen den Film sehr schwer zugänglich.
Die stets omnipräsente Trockenperiode, welche die Protagonisten über die Dauer des Films begleitet, stellt natürlich einen Aspekt der bereits erwähnten
Symbolik dar. Wasser ist ein besonderes Gut, das in verschiedener Form immer wieder auftaucht und das Objekt der Sehnsucht ist. Taipeh ist so mitgenommen
von der Trockenperiode, dass selbst die Sanitäranlagen nicht funktionieren. So muss eine Pornoszene unter der Dusche mit improvisierten Hilfsmitteln gedreht
werden oder das Waschen an sich wird zu einer regelrechten Lebensaufgabe. Regisseur Tsai Ming-liang ist es gut gelungen, diese Dürre zu transportieren. Das
Gefühl, dass irgendetwas fehlt, kommt auch beim Zuschauer an, obwohl es sich bei dem, woran es mangelt, eben nicht wirklich um Wasser handelt. Vielmehr
ist es die Nähe und die Liebe, die von den Protangonisten gesucht wird.
Hier wird es dann auch etwas schwierig. In irgendeiner Form bahnt sich eine Beziehung zwischen Hsiao-Kang und Shiang-chyi an. Tatsächlich handelt es sich
bei dem Film um eine indirekte Fortsetzung zu "What Time Is It There?", wie die Frage, ob Hsiao-Kang immer noch Uhren verkauft, beweist. Die Beziehung wird
aber durch eine Wand getrennt. Gerade diese wortwörtliche Wand steht in der finalen Szene im starken Kontrast zur körperlichen Nähe. Das Ende vermag mit
diesem Kontrast und der expliziten Szene zu schocken, aber in welche Richtung das Ganze gehen soll, bleibt unklar. Gibt es überhaupt eine Botschaft? Aber
zunächst zurück zur emotionalen Distanz im Film. Diese wird vor allem durch kühl wirkende Innenaufnahmen hervorgerufen und dem Umstand, dass die Charaktere
so gut wie nie reden. So etwas funktioniert bei Kim Ki-duk ("Pieta", "3-Iron"), aber bei Tsai ist der
Mehrwert fragwürdig.
Noch befremdlicher wird das Drama dadurch, dass stellenweise minutenlang die Kamera ohne einen Schnitt läuft und wir oft nichts weiter zu sehen bekommen,
als Hsiao-Kang oder Shiang-chyi, wie sie ihrem langweiligen Alltag nachgehen. Langweilig trifft es bei Hsiao-Kang vielleicht nicht direkt, da er als
Porno-Darsteller arbeitet, aber dennoch wirken die Szenen irgendwie wenig spektakulär, was auch intendiert ist. Es ist nichts weiter als ein Job für ihn.
Abwechslung bringen die Sexszenen dennoch in "The Wayward Cloud". Ein gelungeneres Gegengewicht zu den kalten und vereinsamenden Szenen sind jedoch ein paar
Musical-Einlagen. Diese stecken voller Ideen und sind vor allem häufig sehr fröhlich. Welchen Zweck diese in dem Drama tatsächlich erfüllen, ist wiederum
schwierig zu sagen, aber sehr wahrscheinlich stellen sie die Träume und Wünsche der Protagonisten dar.
Ebenfalls recht annehmbar sind einige humoristischte Szenen, die gerade wegen der stets ernsten Gesichter der Personen funktionieren. Irgendwo hinter den Motiven mag man vielleicht sogar noch eine politische Ebene vermuten, die auch durch den Titel getragen wird. So ist Taiwan der Spielball größerer Mächte, die ein Interesse an dem Land haben. Das ist alles schön und gut, aber "The Wayward Cloud" bleibt einfach zu konfus und langatmig. Dass der inkohärente Ton des Dramas noch das geringste Problem darstellt, muss Regisseur Tsai hoch angerechnet werden, aber letzten Endes bekommt man hier einen Film, der vorgibt mehr zu sein, als er ist. Oder vielleicht versteckt sich hinter dem Drama sogar ein vielschichtiges Werk - dafür ist der Streifen aber zu roh und kühl.