Story: So Si-min (Shin Hye-sun) wird als Aushilfslehrerin an eine High-School geholt, die sich den Kampf gegen Mobbing auf die Fahne geschrieben hat. Allerdings treibt genau an jener Schule Han Soo-kang (Lee Jun-young) sein Unwesen. Er tyrannisiert mit seiner Clique die ganze Schule, hat es aber speziell auf Jin-hyeong (Park Jung-woo) abgesehen. Die Gewalt, die er gegen den Schüler ausübt, als auch der psychische Terror, treiben Jin-hyeong bald an seine Grenzen. Er vertraut sich Si-min an und diese will ihm auch sogleich helfen. Jedoch erweist sich das als schwierig, denn Soo-kangs Familie ist äußerst einflussreich. Nicht nur, dass Soo-kang daher bisher ungeschoren mit allem davongekommen ist, die Lehrer schauen sogar absichtlich weg, um ihren Job nicht zu gefährden. Si-min wird nahegelegt, dasselbe zu machen, wenn sie bald eine Festanstellung möchte. Sie will nichts lieber, aber sie kann nicht dabei zusehen, wie ihrem Schüler tagtäglich Grausamkeiten angetan werden. Als sie Soo-kang konfrontiert, beginnt dieser, auch sie zu schikanieren. Doch Si-min war früher Boxerin, die enormes Potential hatte, aber schließlich die Profession aufgegeben hat. Nun beschließt sie, einen ungewöhnlichen Weg zu gehen: Sie setzt sich eine Maske auf und konfrontiert den Schüler im Straßenkampf...
Review: Unter "Brave Citizen" hatte ich mir eine bonbonbunte Komödie vorgestellt, die aber wenigstens nicht in die Kategorie "unfreiwillig peinlich" fallen sollte, da der Film an den Kinokassen großen Erfolg hatte und auch der Trailer vielversprechend aussah. Tatsächlich erweist sich der Grundton des Films als recht unbeschwert, aber schon relativ zu Beginn kann das Thema Gewalt an der Schule und Mobbing einen ordentlichen Schlag in die Magengrube versetzen. Die Mobbing-Szenen sind nichts für zarte Gemüter, da sie emotional einiges an Wut aufwallen lassen können. Das ist natürlich das A und O für einen Film, der am Ende das Gefühl der Genugtuung aufkommen lassen will, wenn der Bösewicht seiner gerechten Strafe zugeführt wird. "Brave Citizen" ist dabei hinsichtlich seiner Handlung ziemlich geradlinig, doch kann das hier sogar als Stärke verstanden werden. Ohne große Schnörkel verliert sich der Film nicht in unnötigen Nebenhandlungen und zeichnet Soo-kang als einen Kerl, bei dem auch nicht mehr daran zu denken ist, den Ursprung für seine Gewalt herauszufinden. Er verkörpert schlicht das Böse.
Komplex ist der Streifen damit nicht, aber er zeichnet ein gelungenes Bild der Charaktere. Si-min klimpert auf der Arbeit unschuldig mit den Wimpern und kommt als Mauerblümchen daher, während sie Annäherungsversuche und unangemessenes Verhalten mit ihrer Unschuld zu überspielen versucht. Privat hat sie aber ein loses Mundwerk und dank ihres Box-Hintergrunds könnte sie so gut wie jeden ungespitzt in den Boden schlagen. Shin Hye-sun ("A Day") kann beide Seiten gelungen auf den Bildschirm bringen und dank einiger guter Actionszenen wirkt das eben auch nicht auf peinliche Art "cool", wie ich es befürchtet hatte. Dies war auch der Moment, als mir klar wurde, dass "Brave Citizen" nicht die lächerliche Komödie ist, die sie hätte werden können. Während typische Elemente eines Sportfilms vorzufinden sind, in dem der Underdog sich nach oben arbeitet (auch wenn die Lehrerin nicht ernsthaft als Underdog bezeichnet werden kann), werden auch Aspekte wie Mobbing und Gewalt an Schulen anschaulich behandelt, sodass die Geschichte manchmal sogar zum Nachdenken anregt.
Es ist schon eigenartig, dass man so viel Spaß daran hat, eine Lehrerin ihren Schüler verprügeln zu sehen. Und allzu lange wird man darauf nicht warten müssen. Dabei bedient sich der Film, der eine Adaption des gleichnamigen Webtoons ist, einiger schlauer Tricks. Zum einen steht eine Lehrerin im Zentrum, zum anderen ist der männliche Schüler nicht mehr minderjährig. Da das "schwächere" Geschlecht über den Schulprügler siegt und damit die Gerechtigkeit hochhält, bekommen wir eben auch jene erwähnte Underdog-Note. Man stelle sich mal vor, es wäre anders herum - da würde der Film überhaupt nicht funktionieren. Gleichzeitig macht sich die Handlung die Überkorrektur in der heutigen Gesellschaft zunutze. Während in Korea früher die Schüler von ihren Lehrern geschlagen wurden, müssen Lehrer jetzt häufig wegschauen und lassen so gut wie alles durchgehen, vor allem, wenn die Eltern einflussreich und reich sind. Das alte Prinzip des Helden, der sich nicht um Geld schert und nur für die Gerechtigkeit kämpft, punktet daher auch hier. Und da Soo-kang so abgrundtief böse und auch gegenüber Mädchen gewalttätig dargestellt wird, erfüllt es einen mit simpler Freude, wenn er das bekommt, was er verdient.
Regisseur Park Jin-pyo hat sich bisher hauptsächlich durch Dramen wie "Closer to Heaven" hervorgetan. Zum Glück kommt das Drama hier ohne große Tränen aus, aber dafür kann es umso härter treffen, wenn wir beispielsweise einen Schüler auf dem Schuldach stehen sehen, weil er einfach nicht mehr kann. Und auch die Familiensituation des Opfers kann rühren. Der Spagat zwischen guter Laune und Mobbing-Drama ist die größte Leistung, die Park hier vollbracht hat. In der einen Szene erfahren wir, dass die Gangmitglieder um Soo-kang eigentlich nur andere mitmobben, weil sie Angst haben, selbst zu einem seiner Opfer zu werden, in der nächsten glaubt Si-mins Vater unter der Katzenmaske ebenfalls Gerechtigkeit walten lassen zu können und kassiert dafür auf humoristische Art die Rechnung. Die Mischung aus ernsten sozialen Problemen, die behandelt werden, den persönlichen Problemen der Charaktere und den humoristischen Auflockerungen gelingt nur äußerst selten so gut wie hier.
Die Action kann sich ebenso sehen lassen. Kein Wunder, denn Heo Myeong-haeng, der sich auch für die Action in der "The Roundup"-Reihe verantwortlich zeichnete, bringt hier ordentlich Wumms in die Kämpfe. Nichts wirkt mädchenhaft, stattdessen ist die Gewalt hinter jedem Schlag deutlich zu spüren. Unter der Maske kann natürlich ein Stuntman seine Arbeit verrichten und die Lehrerin muss natürlich zunächst maskiert bleiben, aber am Ende darf sie ihre Identität natürlich nicht länger geheim halten, sonst wäre das auch eine große Enttäuschung für den Zuschauer. Also muss Darstellerin Shin Hye-sun ihre Fähigkeiten selbst unter Beweis stellen - und ihr Training für den Film hat sich ausgezahlt. Es ist immer wieder schön zu sehen, wenn sich Darstellerinnen wirklich einbringen und nicht alles dem Schnitt überlassen, um gut in den Kämpfen auszusehen. Damit erweist sich die Action als ein weiteres Highlight neben den gut transportierten Emotionen. In "Brave Citizen" mag Altbekanntes verpackt sein, aber das doch auf originelle Weise. Es ist lange her, dass ein koreanischer Film, der sich auch mit ernsten Themen auseinandersetzt, so unterhaltsam sein konnte und einen mit guter Laune zurücklässt.