Story: Jong-soo (Yoo Ah-in) hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und hofft eines Tages einen Roman schreiben zu können. Bis er sich plötzlich um die Farm seines Vaters kümmern muss, der mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist, weil er sein Temperament nicht unter Kontrolle hat. Durch Zufall trifft er dann Hae-mi (Jun Jong-seo) wieder, mit der er in der gleichen Klasse war. Sie gehen etwas trinken und verbringen die Nacht miteinander. Hae-mi möchte bald nach Afrika reisen, um dort nach sich selbst zu suchen. Sie fragt daher Jong-soo, ob er während dieser Zeit ihre Katze füttern kann. Der Bauernjunge willigt ein und sieht dem Tag entgegen, an dem sie zurückkommt. Als er sie aber vom Flughafen abholt, ist sie in Begleitung des reichen Mannes Ben (Steven Yeun). Die drei treffen sich einige Male zusammen und Jong-soo ist sich nicht ganz sicher, welche Beziehung Ben zu Hae-mi hat. Er ist allerdings eifersüchtig, da Ben alles zu haben scheint und Hae-mi, die große Schulden hat, sich seiner Meinung nach an ihn verkauft. Bei Ben findet er außerdem einigen unterschiedlichen Schmuck, der darauf schließen lässt, dass er gerne andere Frauen erobert. Eines Tages verschwindet Hae-mi dann spurlos. Jong-soo kann nicht glauben, dass sie einfach so gehen würde, ohne ihm etwas zu sagen. Er fragt bei ihren Verwandten, zu denen sie wegen ihrer Schulden keinen Kontakt mehr hatte, und der Vermieterin nach, aber niemand weiß etwas. Auch Ben kann ihm nicht weiterhelfen. Doch Jong-soo glaubt nicht, dass Ben nichts weiß. Er folgt ihm Tag auf Tag, da ihm ein grausamer Verdacht gekommen ist. Seine Suche nach Hae-mi wird zu einer Obsession und nach und nach machen sich vor ihm ungeahnte Abgründe auf.
Kritik: Die Kritiker haben sich bei "Burning" mit Lob gegenseitig übertrumpfen wollen. Ein Meisterwerk sondergleichen und ganz eindeutig einer der besten, wenn nicht sogar der beste Film aus Korea im Jahr 2018. Bei Regisseur Lee Chang-dong sollte es aber nicht verwundern, wenn Kritiker den Film schon loben, bevor sie ihn gesehen haben. Lee ist über jeden Zweifel erhaben. Dies vorangestellt wird die nachfolgende Kritik weitaus weniger nachsichtig sein. Lee trifft nicht immer meinen Geschmack, aber es gibt auch genug Filme von ihm, beispielsweise "Poetry", die auch von mir mit Lob überschüttet wurden. "Burning" ist aber ein unwahrscheinlich langsam erzählter Film, der sich selbst zelebriert. Das von vielen gepriesene großartige Ende, das einen emotional am Boden liegend zurücklässt, ist außerdem lachhaft und genau das, was man schon Meilen im Voraus erahnen kann. Wo ist also die Tiefe in diesem Werk, von der alle reden?
Wenn man etwas Negatives über einen Lee Chang-dong Film sagt, wird man ihn sicherlich einfach nicht verstanden haben. Solche Vorwürfe wird man sich wohl gefallen lassen müssen, weil Lee mit seinen Themen und Motiven sehr subtil arbeitet. Das ist auch durchaus faaszinierend. In "Burning" ist es nicht anders. Ein eigenartiges Liebesdreieck ist der Aufhänger für einen Mystery-Krimi, der zwei unterschiedliche Welten einander gegenüberstellt. Jong-soo ist ein armer Bauernsohn, der sich als Schriftsteller versucht und dem die Welt ein Rätsel ist. Ben ist reich und verdient sein Geld augenscheinlich im Schlaf, ohne etwas dafür machen zu müssen. Der Kontrast zwischen beiden Welten wird klar, als Jong-soo mit Ben und seinen Freunden zusammensitzt. Ob gewollt oder nicht, kann Ben auch nicht umhin, seine höhere Position in der Gesellschaft immer wieder deutlich zu machen. Er steht über den meisten Dingen und seine philosophisch angehauchten Gedankengänge können nur einem Geist entspringen, der sich über die Primärbedürfnisse des Menschen nie Gedanken machen musste und von einer inneren Leere ausgefüllt ist.
Diese Leere führt zu Gesprächen und bestimmten Szenen, z.B. als Ben während des Geplauders seiner Freunde gähnt und dann Jong-soo ein aufmunterndes Lächeln zuwirft, die den Gatsby-artigen Mann wie einen Soziopathen wirken lassen. Keine Frage, Steven Yeun, nicht nur aus "The Walking Dead" bekannt, sondern auch schon in dem Netflix-Streifen "Okja" zu sehen, liefert eine grandiose darstellerische Leistung ab, die seinem Charakter etwas Charismatisches als auch Beängstigendes verleiht. Und wenn es um darstellerisches Können geht, kann man auch Yoo Ah-in ("The Throne") keine Vorwürfe machen. Jong-soos innere Zerrissenheit zwischen dem, was er sein will und dem, wo seine Wurzeln liegen - seine kaputte Familie hat emotionale Narben bei ihm hinterlassen -, ist der Motor, der ihn antreibt, als es darum geht, nicht auch noch Hae-mi zu verlieren. Als Hae-mi dann verschwindet, scheint seine Fantasie ihn beinahe in den Wahnsinn zu treiben. Sammelt Ben etwa Trophäen seiner Eroberungen oder gar Opfer?
Als Mystery-Thriller umschwebt natürlich eine gewisse Rätselhaftigkeit die Vorgänge und auch die Charaktere. Das schließt auch Hae-mi mit ein. Jun Jong-seo gibt in ihrem Debüt übrigens auch eine fantastische Leistung ab, speziell ein tranceartiger Tanz bei Sonnenuntergang lässt Lees Bilder ihre ganze Stärke ausspielen. Im Hintergrund läuft Miles Davis und wäre der Film nicht so sehr Lee Chang-dong würde hier auch eine andere Handschrift sehr deutlich zutage treten - die von Haruki Murakami. "Burning" basiert nämlich auf dessen Kurzgeschichte "Barn Burning", welche wiederum ein Verweis auf William Faulkner ist, der auch im Film des Öfteren erwähnt wird. Die Isolation in der Großstadt, die Suche nach Liebe, um die innere Leere auszufüllen, das Verlorensein und die Sinnsuche sind Motive, die bei Murakami eine spezielle melancholische Stimmung erzeugen. Auf das Medium Film kann dies aber anscheinend nicht sehr gut transferiert werden, wie auch schon "Norwegian Wood" bewiesen hat. An sich muss man Regisseur Lee durchaus dafür loben, dass er trotz allem eine recht passende Atmosphäre auf die Leinwand bringt. Das Problem ist nur, dass der Film mit seinen fast zweieinhalb Stunden viel zu lang ist.
Die meiste Zeit kann eine gewisse Grundspannung das Interesse aufrecht erhalten. Es gibt schließlich einige Rätsel zu lösen. Die Protagonisten sind nicht gerade leicht durchschaubar und mit seinen zweifellos schön eingefangenen Bildern - zuweilen gibt es sehr lange Aufnahmen mit statischer Kamera, dann wackelt die Kamera jedoch in einigen Bewegtszenen etwas zu sehr - und seiner tranceartigen Atmosphäre, die durch den Soundtrack von Mowg einmal mehr das Gefühl einer Grenze zwischen zwei Welten kreiert, auf der man sich bewegt, kann "Burning" klar punkten. Und nicht von ungewähr hören wir in Jeong-soos Dorf Propaganda über die Lautsprecher in Nordkorea nahe der Grenze. Aber trotz Recherche, ob ich irgendetwas verpasst habe, kann ich letztlich nicht umhin, als zu folgendem Schluss zu kommen: "Burning" ist kein Meisterwerk. Dafür ist der Film zu langatmig und das Ende vorhersehbar, andere Fragen bleiben offen. Im Grunde genommen ist die Geschichte auch überhaupt nicht originell. Die Erzählweise ist also das einzige, was interessant sein mag, aber dann eben auch nur für Lee Chang-dong Fans. Zum Ende muss aber darauf hingewiesen werden, dass dies die wahrscheinlich negativste Kritik ist, die man zu "Burning" finden kann. Alle anderen scheinen begeistert.