AsianMovieWeb logo
Cloud - Filmposter
Original Title:
Cloud

Japan 2024

Genre:
Thriller

Director:
Kiyoshi Kurosawa

Cast:
Masaki Suda
Daiken Okudaira
Kotone Furukawa
Amane Okayama
YosiYosi Arakawa
Masataka Kubota
Masaaki Akahori
Mutsuo Yoshioka
Tetsuya Chiba


Search AsianMovieWeb


Cloud

Cloud - Film Screenshot 1

Story: Ryosuke Yoshii (Masaki Suda) arbeitet in einer Fabrik und betätigt sich nebenher als Wiederverkäufer. Er hat vor kurzem von einem verzweifelten Ehepaar zum Spottpreis medizinisches Equipment gekauft, dass er mit sehr hohem Gewinn wiederverkaufen konnte. Also kündigt er seinen Job und hat vor, sich komplett selbstständig zu machen. Seine Freundin Akiko (Kotone Furukawa) kann sich ihre Miete nicht mehr leisten und ist ohnehin sehr oft bei Yoshii. Daher beschließen die beiden zusammenzuziehen. Yoshii findet eine sehr geräumige Unterkunft außerhalb Tokios, wo er auch seine Waren lagern kann. Er braucht dabei sogar Hilfe und heuert den jungen Mann Sano (Daiken Okudaira) an. Dieser will schon bald mehr tun, als nur die Waren von A nach B zu bringen und im Lager Ordnung zu halten. Er findet heraus, dass online einige der Käufer von Yoshiis Ware versuchen, die Identität und Adresse des Verkäufers ausfindig zu machen. Sie wurden von ihm über den Tisch gezogen und wollen sich an ihm rächen. Zudem fliegt eines Nachts etwas durch Yoshiis Fenster. Er geht zur Polizei, wo man ihm sagt, dass es sich bestimmt nur um den Streich von Jugendlichen aus dem Ort handelt. Allerdings ist die Polizei sehr interessiert daran, was Yoshii da eigentlich genau verkauft. Der Wiederverkäufer realisiert, dass er einen Fehler gemacht hat und seine Fake-Waren so schnell wie möglich loswerden muss ...

Filmroll Cloud - Film Screenshot 2 Cloud - Film Screenshot 3 Filmroll
Cloud - Film Screenshot 4

Kritik: Während der Corona-Lockdowns gab es mehr oder weniger nicht wirklich etwas zu tun und so haben sich viele Computer- und Videospielen zugewendet. Neue Grafikkarten mussten für den PC her und weil die Regierungen dieser Welt, trotz Wissens um eine unausweichliche Inflation als Resultat, Geld als Trostpflaster für die weggenommene Freiheit gedruckt und verschenkt haben, wollte plötzlich jeder auch einen neuen Spiele-PC oder die PlayStation 5. Dieser kleine Exkurs dient als Erinnerung, dass die meisten von uns schon Bekanntschaft mit sogenannten "Scalpern" gemacht haben. Personen also, die im Vorverkauf in den Startlöchern stehen und enorme Stückzahlen kaufen, sodass für den Normalbürger nichts mehr übrigbleibt. Anschließend können die Scalper den Preis bestimmen - meistens fällt der denn mindestens doppelt so hoch aus. Es ist müßig zu erwähnen, dass das nicht nur Unmut, sondern sogar Wut bei den Geschädigten, die dann eben doch zu horrenden Summen ihr gewünschtes Produkt kaufen, führen kann. "Cloud" nimmt sich dieser interessanten Prämisse an und stellt dabei einen Reseller/Scalper sogar noch in den Mittelpunkt. Diese interessante Perspektive übt einen ganz besonderen Reiz aus.

Cloud - Film Screenshot 5

Ein weiterer Grund, der den Film so interessant macht, ist der Regisseur, der hinter ihm steckt. Kiyoshi Kurosawa hat seinen ganz eigenen Stil, der einen in eine Art Parallelwelt entführt, in der alles ein klein wenig entrückt wirkt. Zuletzt konnte er dies in dem 45-minütigen "Chime" wieder mal unter Beweis stellen. Mit "Pulse" hat er vor über 20 Jahren überdies ein Werk geschaffen, an das ich mich immer noch erinnern kann (was nicht bei vielen Filmen der Fall ist). Dementsprechend muss man sich fragen, wie ein Film aussehen mag, in dem er einen Rachethriller mit einem Actionstreifen vermischt. Ganz einfach, der Regisseur dekonstruiert die beiden Genres und baut sich seine eigene Bühne. Bereits den Reseller als "Helden" der Geschichte zu nehmen, ist mutig. Da muss man sich fragen, ob "Cloud" vielleicht als so etwas wie die Ursprungsgeschichte eines Bösewichts betrachtet werden soll. Gleichzeitig bleibt der Regisseur jedoch seiner Linie treu und stellt uns ungewöhnliche Charaktere vor, die allesamt irgendetwas verheimlichen oder im Schilde führen. Als Zuschauer ist man daher immer am Rätselraten.

Cloud - Film Screenshot 6

Nehmen wir zuerst einmal Sano. Es ist nicht ganz verständlich, warum er Yoshii unbedingt noch mehr unter die Arme greifen will. Er gibt zwar vor, nur das Wohl seines "Chefs" im Sinn zu haben, aber nach einem Vertrauensbruch ist nicht ganz klar, wie er sich im weiteren Verlauf verhalten wird. Dann ist da zudem Yoshiis Freundin, mit welcher der Scalper zusammenzieht. Nach und nach zeigt sich, dass ihre Liebe zu dem Wiederverkäufer vielleicht doch nicht so groß ist und sie sich stattdessen äußerst opportun verhält. Spannung wird in "Cloud" eben dadurch erzeugt, dass wir nie wissen, wie sich die einzelnen Personen verhalten. Das liegt auch daran, dass Kiyoshi Kurosawas Regiestil etwas Fantastisches an sich hat, das nicht gleich auszumachen ist. Denn die Bilder werden auf sehr realistische Weise eingefangen. Dieser Kontrast wird von ihm diesmal noch auf die Spitze getrieben, da der Film auch eine Satire auf den Online-Handel und wohl auch als eine kleine Kritik am Kapitalismus verstanden werden darf. Das mag auf den ersten Blick eben nicht ersichtlich sein und somit kann einiges ziemlich absurd erscheinen - speziell die Entwicklungen in der zweiten Hälfte.

Cloud - Film Screenshot 7

Unser Protagonist hat sich nämlich so einige Feinde gemacht. Bei den meisten von ihnen mag die Feindseligkeit nachvollziehbar sein, bei Yoshiis früherem Chef driftet es aber ins Lächerliche ab. Das ist dann eben jene besagte Linie, die sehr schmal ist und vom Regisseur immer wieder in Richtung des Fantastischen überschritten wird. Die letzte Stunde lässt einen schließlich mit der Frage zurück, wie genau der Wiederverkäufer eigentlich in der Fabrikhalle gelandet ist, in der er um sein Überleben kämpfen muss. Während "Cloud" zuvor ein langsamer Thriller war, der auch auf Drama-Ebene arbeitet, auch wenn ihm dafür die distanziert wirkenden Charaktere manchmal Steine in den Weg legen, erweist sich das lange Finale als ein erstaunlich unaufgeregter, aber dennoch spannender "Action"film. Die (nicht überbordende) Gewalt ist dabei auch ein treibender Faktor, anhand dessen wir Yoshiis Wandel veranschaulicht bekommen. Letztlich muss er sich selbst fragen, wie er in diese Hölle geraten ist.

Filmroll Cloud - Film Screenshot 8 Cloud - Film Screenshot 9 Filmroll

Cloud - Film Screenshot 10

Die letzte Szene ist bezeichnend für die Welt, in die uns der Regisseur erneut führen will. Irgendetwas, das zwischen Traum und dem Jenseits verborgen liegt. Während das im Horrorgenre durchaus ein breiteres Publikum ansprechen kann, mag das im Rachethriller-Genre eher nicht der Fall sein. "Cloud" kann damit nicht jedem empfohlen werden. Es handelt sich aber definitiv um einen Streifen, der den für den Regisseur typischen Stil vorweist und damit Fans von Kiyoshi Kurosawa zufriedenstellen wird. Nicht zuletzt auch dank Masaki Suda ("Character") fühlt sich der Film nicht ganz so kühl und distanziert an, wie ich es erwartet hatte. Wer einen Rachethriller der etwas anderen Art sucht, wird hier nicht nur fündig, sondern bekommt noch ein paar nette Überraschungen obendrein. Es ist als würde man einen Art-House-Film sehen, nur ohne dass man dabei Gefahr läuft einzuschlafen und stattdessen sogar noch nett unterhalten wird.

(Autor: Manfred Selzer)
rating
Film kaufen:

Cloud - Yesasia Yesasia Logo