Story: Chen Hua (Lau Ching-Wan) ist drogensüchtig und ein Dealer. Seine Freundin Carol (Jiang Yiyan) will endlich, dass er einen Entzug
macht, aber Chen Hua schickt sie sogar in einen Tanzclub, damit sie für beide etwas Geld verdient. Gleichzeitig verkauft er nebenher mit seinen
beiden Freunden Bullhorn (Gordon Lam) und Cat (Zhang Jin) ein paar extra Drogen. Von seinem Boss Harley (Louis Koo) ist das strengstens verboten und so kommt
es zuerst zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Boss und Bullhorn bzw. Cat und schließlich Chen Hua, dem Harley aber die Möglichkeit gibt zu fliehen.
Doch wird er zuerst von Carol verlassen, die ihn überdies versucht hat zu vergiften, und dann kommt er für fünf Jahre ins Gefängnis. Als er wieder frei ist wird
er erneut drogensüchtig, macht jedoch eine Entziehungskur und hilft seitdem anderen, ebenfalls clean zu werden. Seine Freunde machen den Anfang und finden
tatsächlich den Weg in ein normales Leben zurück. Chen Hua wird wegen seines sozialen Engagements für einen Preis vorgeschlagen und er fungiert ebenfalls als
Vermittler zwischen den Drogenbossen. Nur seine Beziehung zu Carol muss Chen Hua nun irgendwo wiederaufleben lassen.
Kritik: Bio-pics haben immer ein Problem. Sie sollen das Leben einer Persönlichkeit über mehrere Jahrzehnte zeigen, und weil
das Leben eben sehr abwechslungsreich sein kann, bedeutet das für Verfilmungen dieser Art, dass sie oft mit einem uneinheitlichen Ton zu kämpfen
haben. Das muss man also zuweilen verschmerzen. Allerdings ist das kein Grund, einen Film abzuliefern, dessen Botschaft absolut nicht festzumachen
ist. Das ständige Hin und Her hinsichtlich dessen, was im Zentrum der Geschichte steht, sorgt auch dafür, dass wir uns irgendwann orientierungslos
fühlen. Weiterhin mögen die darstellerischen Leistungen zwar gelungen sein, die Zeichnungen der Charaktere fallen dagegen ungemein flach aus
und sorgen dafür, dass wir uns für die Schicksale der einzelnen Personen nicht ernsthaft erwärmen können.
"Dealer Healer" basiert auf dem Leben von Peter Chan Shun-chi, der hier auch als Produzent fungiert hat. Den Anfang macht ein etwas unzusammenhängender
Zusammenschnitt des Lebens Chen Huas als Dealer und Drogensüchtiger. Seine Freunde werden ebenfalls vorgestellt, aber auch wenn das Leben dieser Personen
sehr trist ausfallen mag und dreckige Innenräume und Junkie-Höhlen ganz im Sinne der chinesischen Produktionsfirma alles andere als eine Verherrlichung des
Lebens Drogensüchtiger darstellt, kann der Film anderweitig recht bunt ausfallen. Das liegt daran, dass der Film u.a. in den 70ern spielt und somit viel
Farbe seinen Weg auf die Leinwand findet. Die Klamotten lassen zudem jederzeit ein überzeugendes Bild dieser Zeitreise aufkommen. Nur die Perücken der
Darsteller sind oft etwas zu viel des Guten und nehmen etwas von der Authentizität.
Wenn der erste Teil des Films auch der interessantere sein sollte, so stellt sich hier auch die meiste Frustration ein. Was will Regisseur Lawrence Lau
(Co-Regisseur von "My Name is Fame") eigentlich erreichen? Worauf arbeitet sein Werk hin? Das Drehbuch ist zu überladen
und verfolgt zu viele Stränge gleichzeitig, ohne einen von ihnen ernsthaft abzuhandeln. Das betrifft speziell die Freundin Chen Huas, hervorragend gespielt
von Jiang Yiyan ("Sword Master"), die den anderen oft genug die Schau stiehlt. Alleine die Beziehung zwischen ihr und dem
Protagonisten hätte genug Material für den ganzen Film geliefert. Dann ist da noch die Beziehung zwischen den drei Freunden, die so generisch bleibt, bis
man gegen Ende realisiert, dass zwischen den drei wohl doch etwas mehr ist, als nur Herumblödeln.
Eine Schande ist es auch, dass Gordon Lam ("Firestorm") und Zhang Jin ("SPL 2")
nicht ihres Talents angemessen in dem Film untergebracht sind. Gegen Ende entwickelt sich der Streifen zum Drama und als die drei für eine Weile zusammen
auf dem Bildschirm zu sehen sind, entfaltet sich eine Chemie, die eigentlich die Basis für den gesamten Film hätte sein müssen. Hier kann der Film erstaunlich
nahegehen. Auch die Beziehung des Drogenchefs, ebenfalls überzeugend von Louis Koo ("Wild City") gespielt, hätte mehr Raum
verdient, da sie recht ansprechend scheint. Aus Chen Huas Vermittler-Aufgabe zwischen den einzelnen Drogenbossen hätte ebenfalls mehr herausgeholt werden
müssen. Aber da sind wir ohnehin an einem Punkt angekommen, an dem der Film klar macht, dass er in keine Thematik tief einsteigen wird.
Die zweite Hälfte, in der Chen Huas Phase der Wiedergutmachung thematisiert wird, ist sowieso nicht mehr so spannend. Erst gegen Ende kann das Drama überzeugen und zeigt, wie viel mehr aus "Dealer Healer" hätte werden können. Die Darsteller arbeiten verzweifelt gegen flach geschriebene Charaktere an, und auch wenn dies ab und zu gelingen mag, kann so am Ende kein gelungener Film stehen. Darüber hinaus ist auch der Ton des Films zu schwankend. Mal nimmt sich der Streifen nicht so ernst, dann wiederum trifft einen das Drama mit seiner ganzen Breitseite, an anderer Stelle stirbt ein Charakter recht unzeremoniell. Wie gesagt ist man daher oft frustriert und desorientiert. Welche Botschaft will uns Lawrence Lau gegen Ende vermitteln? Diese Antwort bleibt er uns bis zum Schluss schuldig. Daneben hat er es verpasst, die Geschichte etwas zu vereinfachen und den Fokus auf nur ein paar Teilaspekte zu legen. Das wäre bei einer Laufzeit von gerade mal 100 Minuten ratsam gewesen, denn so erweist sich der Film als enorm flach.