Story: Der furchterregende Schwertkämpfer Yen Shih-San (Peter Ho), der als Assassine im ganzen Land bekannt ist, sucht nach Third Master,
um diesen in einem Schwertkampf zu besiegen. So könnte er sich den Titel als besten Kämpfer holen. Gleichzeitig wird er von Chu-Ti (Jiang Yiyan), der Tochter
eines einflussreichen Clanboss, engagiert, um ihren ehemaligen Geliebten, ebenfalls Third Master, zu töten, da er sie verstoßen hat. Allerdings muss Yen
herausfinden, dass Third Master bereits tot ist. Sein Lebensziel ist nun auf immer unerreichbar. Da er außerdem eine tödliche Krankheit hat, bereitet er sich
auf seinen Tod vor und verdingt sich als Totengräber. Zur gleichen Zeit muss Useless Chi (Kenny Lin) seine Schulden in einem Bordell abbezahlen. Er scheint
ebenso ziellos und ein gebrochener Mann. Doch seine Bekanntschaft mit der Prostituierten Li (Jiang Mengjie) soll dies langsam ändern. Er lernt ihre Familie in
einem Dorf kennen, das vom Boss des Bordells tyrannisiert wird, bis Yen auftaucht und das Problem aus der Welt schafft. Das Dorf bittet den Schwertkämpfer
den nutzlosen Chi auszubilden, aber Yen erkennt, dass Chi bereits ein außergewöhnlicher Kämpfer ist, der jedoch dem Kämpfen abgeschworen hat.
Yen und Chi werden aber schon bald in einen Krieg zwischen zwei Schwertkampf-Clans verstrickt...
Kritik: "Sword Master" fängt die Essenz des Wuxia-Genres ein, wie es nur wenige Filme vermögen. Schwertkämpfer mit superheldenähnlichen
Fähigkeiten, die in einer von Clans regierten Welt entweder für Recht und Ordnung sorgen oder ihr eigenes Ansehen steigern wollen und damit zum Bösewicht werden,
sind nur die eine Seite dieser Münze. Daneben muss es auch noch eine tragische Liebesgeschichte geben, die Shakespeare-artige Züge aufweist. Und Derek Yees
Remake des Shaw-Brothers Klassikers "Death Duel" oder Hommage an dieses liefert all das. Bevor sich Yee nämlich als Regisseur von Filmen wie
"One Nite in Mongkok" oder "Shinjuku Incident" einen Namen machte, war er als
Schauspieler in ebengenanntem Film zu sehen. Demnach darf seine Abkehr vom düsteren Hong Kong Kino zum bunten Wuxia-Genre nicht als Überraschung gesehen
werden.
Von Beginn an ist klar, dass "Sword Master" ein paar Klischees aufweist, aber diese resultieren aus der stellenweise überraschend engen Orientierung am Shaw
Brothers Original und sind an den Originalroman von Gu Long geknüpft. Allerdings sind diese Klischees fast nie als solche erkennbar. Es ist sogar erstaunlich,
wie subtil diese von einer mit viel Herz erzählten Geschichte verdeckt werden. Der Grund, warum dieser Wuxia-Streifen so mitnehmend ist, sind nicht
atemberaubende Kämpfe, sondern eine nahegehende Geschichte um Recht, Rache, unerfüllte Liebe, Ehrgeiz und die Sehnsucht nach Vergebung. Die Geschichte selbst
ist recht geradlinig erzählt, verkauft seine vermeintlichen Wendungen nicht als solche und ist damit weitaus weniger anmaßend als moderne Filme. Daneben
schimmert oft das Ursprungsmaterial durch. Dementsprechend zeigt sich gerade bei den Charakteren eine ungewöhnliche Tiefe, die uns für die Geschichte
begeistern kann.
Kenny Lin als eigentlicher Protagonist wirkt in der Tat sogar etwas fade, es sind die Nebenrollen, die ebenso seinem Charakter mehr Farbe verleihen
können. Vor allem Jiang Yiyan ("The Four") verkörpert gekonnt eine tragische Figur, die zwischen gegensätzlichen Emotionen hin
und her wankt. Weitaus weniger unbedeutend, als man erwarten würde, ist Jiang Mengjie in ihrer Rolle als Prostituierte, die ihrer Figur ein paar interessante
und liebenswerte Nuancen verleiht, ohne die Karte der Prostituierten, die im Herzen rein ist, unnötig oft auszuspielen. Das eigentliche Highlight der Besetzung
ist aber Peter Ho ("The Monkey King"), der zwar manchmal irgendwie wirkt, als wäre er einem Anime entsprungen, aber das auf
eine positive Art. Die Mischung aus Coolheit - er trägt an einem Punkt in der Geschichte seinen eigenen Grabstein mit sich herum -, die ihm seine Existenz als
Bösewicht verleiht, und Liebenswürdigkeit, die sein überraschender Wandel bedingt, geben ihm feine Facetten, die ihn zur interessantesten Persönlichkeit
machen.
Dass "Sword Master" das Augenmerk immer wieder auf die Nebencharaktere lenkt und diese ausleuchtet, lässt die Geschichte um einiges bedeutender und emotionaler
werden. Dazu trägt auch ein fantastischer Soundtrack von Peter Kam ("Isabella", "Perhaps Love") bei.
Da Tsui Hark den Film produziert hat, sollte es auch nicht verwundern, dass der Film in 3D gedreht wurde (für die Kritik wurde die 2D-Version herangezogen) und
einige der Kämpfe auch genau darauf ausgelegt sind, den Effekten in die Hände zu spielen. Leider stören aber einige der nicht ganz so gelungenen CGI-Effekte.
Anders als in Tsui Harks "The Flying Swords of Dragon Gate" ist "Sword Master" aber nicht nur Blendwerk.
Vielmehr erinnert er an seinen "Green Snake". Die bunten Farben, die starken Kontraste und die fantasiereichen Kostüme scheinen
fast schon zu viel des Guten, aber auch wenn mal ein Green-Screen zu künstlich wirkt oder ein Wald ganz klar in einem Studio gefilmt wurde, so trägt dies
vielmehr dazu bei, diese künstliche Fantasiewelt besser auszugestalten. Genau hier versagen die meisten Wuxia-Filme.
Die Kämpfe, choreographiert von Yuen Bun und Dion Lam, sind schön in die Geschichte integriert und stehen somit nicht einfach für sich selbst, sondern fangen genauso das Herz des Wuxia-Genres ein wie die narrativen Ereignisse. Dies zeigt sich besonders in einem sehr emotionalen Kampf, in dem das Drama zweier Liebender zum Tragen kommt. Während viele Filme des Genres an dieser Stelle zu kitschig werden, weiß "Sword Master" genau hierum einen Bogen zu machen. Am Ende verneigt sich der Film zwar immer wieder vor dem Original, geht aber seinen eigenen Weg, und durchaus auch einen modernen. Nur dort, wo es wichtig ist, bleibt Derek Yee bei den Wurzeln: der Geschichte. Anders als Chinas laute und millionenverschlingende CGI-Streifen des Genres bewahrt sich "Sword Master" das Herz des Wuxia-Genres und lässt einen die besondere Magie dieses Genres - die Freiheit, die Tragik und außergewöhnliche Helden - tiefer fühlen als man es seit Jahren durfte. Da verzeiht man auch, dass der Film doch noch ein wenig Feinschliff vertragen hätte und einige Aspekte der Geschichte nur angerissen bleiben. Bleibt zu hoffen, dass Derek Yee auch in Zukunft dem Genre treu bleibt.