Story: Auf einer Übungsmission muss Commander Kang Do-yeong (Kim Rae-won) sich und seine Männer vor einem Torpedo retten, das auf ihr U-Boot abgeschossen wurde. Ein Jahr später wird Kang immer noch als Held gefeiert, obwohl er 22 seiner Männer verloren hat. Mittlerweile ist er aus der Marine ausgetreten und leidet an Gewissensbissen wegen der Entscheidungen, die er damals getroffen hat. Da meldet sich plötzlich auf seinem Handy ein Unbekannter (Lee Jong-suk), der ihm die Wahl zwischen zwei Bomben lässt, die hochgehen werden. Entweder eine auf einem Spielplatz oder eine bei einem seiner früheren Männer. Als eine der Bomben hochgeht, weiß Kang, dass es der Mann ernst meint. Er soll sich erneut zwischen der Bombe auf dem Spielplatz und einer in einem Fußballstadion entscheiden. Die Bombe im Stadion wird durch einen Dezibel-Sensor ausgelöst und während sich Kang auf die Suche nach ihr macht, bekommt er unerwartet Hilfe von einem der Zuschauer, dem Journalisten Oh Dae-oh (Jung Sang-hoon). Dieser bleibt auch weiter an seiner Seite und versucht ihn zu unterstützen, da er sich die Exklusivrechte an der Story um den Bombenleger sichern möchte. Derweil ist Kangs Ehefrau, die Bombenexpertin Jeong Yoo-jeong (Lee Sang-hee), auf dem Spielplatz, um die Bombe zu entschärfen. Dabei erfährt sie, dass ihre Tochter von dem Bombenleger entführt wurde. Augenscheinlich verfolgt der mysteriöse Anrufer eine persönliche Vendetta, die mit den Ereignissen vor einem Jahr im U-Boot zusammenhängen...
Kritik: "Decibel" ist einer jener auf spannend polierten Action-Thriller, bei denen es einem schwerfällt, genau zu sagen, ob sie einem gefallen haben. Erstens gibt es einfach zu viel, was wir schon aus dem Genre kennen. Zweitens hätte der Film origineller sein können, da man mit den geräuschempfindlichen Bomben ein schönes Spielzeug zur Hand hatte, um der Spannung eine besondere Farbe zu verleihen. Drittens baut die ganze Geschichte auf Rache auf, die in der gezeigten Form nicht ganz nachvollziehbar ist. Und viertens wird am Ende nochmal alles recht melodramatisch. Auf der anderen Seite stimmt bei dem Film die meiste Zeit aber das Tempo und es gibt immer wieder neue Entwicklungen. So erinnerungswürdig wie die Jagd nach den Bomben in beispielsweise "Stirb Langsam III" fällt das Ganze aber eben leider nicht aus. Die Charaktere, allen voran der Protagonist, wirken zudem recht eindimensional.
Der Held der Geschichte hat irgendein Geheimnis und da sich der Antagonist für etwas an ihm rächen will, fällt es uns auch etwas schwer, mit Kang mitzufiebern. Wir erfahren sehr bald, dass der abgefeuerte Torpedo einer von Südkorea selbst war und fehlgeleitet war. Dass Kang das vor den Medien auf Geheiß der Regierung ebenfalls geheimhält, kann nicht der einzige Grund für den Hass Tae-sungs, so der Name des Bösewichts, sein. Erst spät im Film erfahren wir den wahren Grund. Eine echte Wendung oder Überraschung ist das jedoch nur bedingt. Drehbuchschreiber Lee Jin-hoon scheint generell viel überzeugter von seinen Ideen zu sein, als es angemessen wäre. Hinsichtlich des Namens vom Bösewicht gibt es eine sehr wenig überzeugende Verwechslung und dass Kang nicht selbst sofort weiß, wer der Anrufer ist, ist bei der gemeinsamen Vergangenheit auch äußerst seltsam. Das ist aber nur die Spitze der Probleme im Drehbuch.
Kang soll eine App installieren, damit er nur noch mit dem Bombenleger telefonieren kann. Das Problem ist schnell umgangen, indem unserem Helden immer wieder andere Handys in die Hände fallen. Außerdem soll er mit niemandem Kontakt aufnehmen, hat aber in Form des Journalisten sehr schnell eine rechte Hand, die ihn fleißig unterstützt (oder in einem Fall aus Dummheit beinahe seine Tochter auf dem Gewissen gehabt hätte), Konsequenzen gibt es aber keine. Den Helden zu isolieren und ein Psychospiel mit ihm zu treiben, schien eigentlich die Grundidee des Streifens gewesen zu sein, wird aber bei der erstbesten Gelegenheit wieder verworfen. Clever geht der Bombenleger auch an anderer Stelle nicht vor. Letztlich muss sich Kang nie ernsthaft zwischen zwei Optionen entscheiden, sondern findet immer einen Mittelweg, was das moralische Dilemma, dem er eigentlich ausgesetzt sein soll, völlig in der Luft verpuffen lässt.
Tae-sung scheint auch nicht wirklich zu wissen, was er will. So meint er in einem unnötigen Finale sich doch tatsächlich auf eine körperliche Auseinandersetzung einlassen zu müssen, was seinem eigentlichen Plan vollkommen entgegensteht und überhaupt keinen Sinn ergibt. Aber Hauptsache, er findet zwischen den diversen Aufeinandertreffen mit Kang die Zeit, sich die Haare zu machen. Lee Jong-suk ("V.I.P.") sollte in seinen Filmen nicht seinem ehemaligen Beruf als Modell nachhängen und sich vor allem mal Rollen aussuchen, in denen er etwas Schauspiel beweisen kann. So bleibt er nämlich diesmal erneut farblos. Kim Rae-won ("Gangnam Blues") muss storybedingt einen Helden mit großem Geheimnis spielen, was ihn den Film nicht unbedingt sehr gut tragen lässt. Überdies sieht er in diversen Szenen so aus, als würde er unfreiwillig grinsen, was ziemlich irritieren kann. Oder vielleicht ist es auch seine Art, sich über das wenig geglückte Drehbuch lustig zu machen...
Gegen Ende gibt es dann ein paar recht lange Rückblenden. Diese setzen nochmal einen Schwerpunkt auf das Drama, was allerdings nicht gelingt. Es fehlen die Überraschungen und ganz am Schluss wird es sogar überdramatisch. Das hört sich alles nicht sonderlich aufregend an, dabei hat "Decibel" die meiste Zeit ein gutes Tempo, das Regisseur Hwang In-ho ("Monster") auch fast durchgängig beibehalten kann. Die Action ist auch nicht schlecht, auch wenn ein paar der Explosionen erkennbar CGI-basiert sind. "Decibel" sieht durchaus wie ein Blockbuster aus, bietet aber zu viele Klischees - Ehefrau und Kind werden natürlich auch noch gekidnappt - und hat auch ansonsten mit einem wenig glaubwürdigen Drehbuch zu kämpfen. Der Fokus des Films hätte alleine laut des Titels auf geräuschsensitiven Bomben liegen müssen, aber Nervenkitzel bei Bombenentschärfungen sucht man leider auch vergebens. Damit bleibt eine vergessenswerte Abendunterhaltung für all jene, die einfach mal wieder einen Action-Thriller (mit Bomben) sehen wollen.