Story: Ein Serienmörder treibt in Seoul sein Unwesen. Die Polizei ist unfähig, ihn zu schnappen und ein Ermittlungsleiter hat sich wegen
des medialen Drucks bereits das Leben genommen. Daher wird Chae I-do (Kim Myung-min) an den Fall gesetzt. Seine unorthodoxen und nicht immer legalen
Methoden haben ihn eigentlich auf das Abstellgleis bei der Polizei befördert, aber nun ist er genau der richtige Mann für den Job. Chae hat auch bald
den Mörder ausfindig gemacht: Kim Kwang-il (Lee Jong-suk), der Sohn eines mächtigen nordkoreanischen Generals. Kim wurde vom südkoreanischen Geheimdienst
in den Süden geholt und so sieht es jetzt alles andere als gut für den Geheimdienst aus, sollte sich Kim tatsächlich als Mörder erweisen. Agent
Park Jae-hyeok (Jang Dong-gun) soll Kim in Gewahrsam nehmen, doch Chae hat bereits mit einem Haftbefehl dafür gesorgt, dass ihm niemand den Fall wegnehmen
kann. Allerdings ist auch die CIA daran interessiert, dass Kim freikommt, da er Informationen um ein Bankkonto seines Vaters besitzt. Chae scheint
machtlos gegen so viel Gegenwehr aus den eigenen Reihen und Kim verspottet ihn mit dem Wissen um seine Immunität. Dann taucht aber Ri Dae-beom (Park Hee-soon)
auf, der Kim wegen seiner Verbrechen in Nordkorea jagt, und leistet dem Ermittler Hilfe...
Kritik: Auf dem Papier mag sich "V.I.P." so anhören, als würde es sich um eine Mischung verschiedener Genres handeln, die in Korea gerade
angesagt sind: Ermittlungsthriller und Spionagegeschichte. In der Tat ist der Film aber nicht einfach nur eine billige Vermischung verschiedener Genres
und Elemente, sondern ein extrem harter und düsterer Streifen, der Genrefans völlig zufriedenstellen wird. Ich kann nicht leugnen, dass sich bei mir die
Art von Begeisterung gezeigt hat, die sich früher bei Hong Kong Thrillern eingestellt hat. Umso überraschter war ich, dass einige Kritiker mit dem
Streifen nicht gerade gnädig umgegangen sind. Ich kann darüber nur lachen, denn die Gründe dafür sind eher albern und es scheint so, als würden alle
Kritiker einfach auf den Wagen aufspringen, weil sie nicht als frauenfeindlich dastehen wollen.
Das angeblich große Problem von "V.I.P." ist, dass Frauen bloß als Opfer dargestellt würden und deren Tötungen geradezu zelebriert würde. Ich versuche, so
weit es geht, objektiv zu bleiben, auch wenn ich nicht leugnen kann, dass mich solche aufgebauschten Probleme etwas aufregen. Den Film zeichnet
ein Fehlen an weiblichen Darstellern aus, kein Zweifel. Und das mag nicht unbedingt modern sein. Es fällt tatsächlich sogar auf. Aber was in Regisseur Park
Hoon-jungs anderen Werken wie "The Tiger: An Old Hunter's Tale" oder "New World" bereits ein kleines
Problem war, dort aber niemanden ernsthaft interessiert hat, wird hier regelrecht zum Grund erklärt, der diesen Film unansehbar macht. Was
wahrscheinlich der ausschlaggebende Punkt für diese Kritik ist, ist der erste Mord, der in all seiner Länge gezeigt wird.
Die erste Szene ist in der Tat verstörend. Ich bin niemand, der sich Horrorfilme mit detailliert gezeigten Tötungssequenzen ansehen kann (interessanterweise
kenne ich aber sogar ein paar Frauen, die sich so etwas gerne anschauen), mir wird schlichtweg schlecht dabei. Und auch wenn in dieser Szene nicht viel Blut
fließt, wundert man sich, warum der Mord so ausführlich gezeigt wird, sodass einem auch hier sogar übel werden kann. Ganz klar hält sich Regisseur Park an das
Kredo "Zeigen, nicht erzählen" und setzt damit des Weiteren bereits früh den Grundton für den Film. Meiner Meinung nach eine hervorragende Entscheidung, wie sich
später herausstellt. Denn die Wut auf den Killer und die Verzweiflung, wenn dieser immer und immer wieder dem Ermittler aus den Händen gleitet, hat seinen
Ursprung in eben jenem ersten Mord. Alle weiteren Morde an Frauen werden überhaupt nicht gezeigt! Stattdessen werden Männer reihenweise umgemetzelt. Und
niemand schreibt darüber, dass wir sogar ein kleines Kind an einem Fenster aufgehängt sehen? Warum verstört das niemanden?
"V.I.P." ist ein extrem düsterer und auch brutaler Film. Es gibt Auftragsmorde, die erneut an Hong Kong-Streifen erinnern, so startet der Film tatsächlich sogar
in der ehemaligen britischen Kronkolonie, und dann sind da die guten Jungs, die versuchen, mehr oder weniger innerhalb der Regeln zu arbeiten oder den Befehlen ihrer Vorgesetzten
nachzukommen. Leider scheint der Killer unantastbar, da er von den diversen Geheimdiensten geschützt wird. Der südkoreanische Geheimdienst möchte mehr oder weniger
seine Fehler verschleiern, steht aber auch unter der Fuchtel des CIA, womit erneut die Abhängigkeit Koreas von den USA unterstrichen wird. Und Kwang-il, ziemlich
überzeugend von Lee Jong-suk ("The Face Reader") gespielt, weiß das auszunutzen. Kim Myung-min ("Deranged")
spielt den knallharten Cop, der sich nicht an die Regeln, aber die Moral hält, mit den nötigen Nuancen und Jang Dong-guns ("My Way")
Rolle scheint zunächst nebensächlich, wird aber im Laufe der Geschichte immer interessanter.
Es sind die Antihelden, die den Thriller so faszinierend machen. Park Hee-soon (ebenfalls in Regisseur Parks "The Showdown" zu sehen), ist die Art von gebrochenem Held, die prädestiniert ist, Kwang-il der Gerechtigkeit zuzuführen, derer dieser sich dank seiner Immunität immer wieder entziehen kann. Mit Peter Stormare ist auch ein hervorragender amerikanischer Darsteller gefunden worden. Die politischen Interessen lassen die Jagd nach dem Mörder zu einer epischen Geschichte werden und das, obwohl Kwang-il eigentlich schon sehr bald in Haft ist. "V.I.P." hält einige starke Überraschungen bereit und der Prolog, der dann seinen Abschluss im Epilog findet - der Film ist in Kapitel unterteilt -, zeigt schon beinahe John Woo-artigen Heroic Bloodshed. Ein Film, der sich eher an ein männliches Publikum richtet, aber deswegen muss er noch lange nicht frauenfeindlich sein. "The Villainess" ist schließlich auch ein Film für Männer und hat eine Frau im Vordergrund. Das muss ja aber nicht immer so sein. Eine oder zwei Frauen im Film hätten aber ohne Zweifel nicht geschadet. Es handelt sich hier aber übrigens nicht um einen Actionstreifen, sondern einen waschechten Thriller mit starken Spionage-Elementen. "V.I.P." mag zwar mit seinen 127 Minuten in seltenen Momenten etwas zu lang erscheinen, aber ansonsten gibt es eigentlich nichts, was einer klaren Empfehlung für diesen herausragenden düsteren Thriller entgegenspricht.