Story: Hwa-rim (Kim Go-eun) ist Schamanin und wird zusammen mit ihrem Partner Bong-gil (Lee Do-hyun) von einer Familie in den USA um Hilfe gebeten. Ihr Baby wird anscheinend von irgendetwas heimgesucht, da es nicht aufhört zu weinen, obwohl körperlich alles in Ordnung bei ihm ist. Hwa-rim ist sich bald sicher, dass die unglücklich gewählte letzte Ruhestätte des Großvaters der Grund ist. Die Schamanin ruft daher den Geomantiker Kim Sang-deok (Choi Min-sik) und dessen Partner Young-geun (Yoo Hae-jin) auf den Plan. Da die Bezahlung sehr gut ist, nehmen sie den Auftrag sofort an. Nachdem Sang-deok sich das Grab angeschaut hat, will er aber lieber nichts mehr mit der Sache zu tun haben. Nach den Prinzipien des Feng Shui stimmt nämlich so einiges nicht an dem Grab. Hwa-rim schlägt vor, während der Exhumierung ein Ritual durchzuführen, um alle Beteiligten vor bösen Geistern zu schützen. So wird das Grab schließlich geöffnet, doch der Sarg selbst soll verschlossen bleiben und direkt eingeäschert werden. Weil es jedoch plötzlich anfängt zu regnen und eine Einäscherung bei diesem Wetter Unglück bringen würde, wird der Sarg zunächst in einem nahegelegenen Krankenhaus aufbewahrt. Dort wird der Sarg allerdings von jemandem geöffnet und das Unheil nimmt seinen Lauf. Der Geist des Großvaters sucht nun seine Familie heim, aber die ganze Wahrheit um das Grab hält noch eine viel größere Gefahr bereit ...
Review: Meine Erwartungen an "Exhuma" waren recht groß, schließlich erinnerte der Trailer dank der Schamanismus-Thematik an den fantastischen Horrorfilm "The Wailing", doch darüber hinaus ist ebenso Choi Min-sik mit von der Partie, sodass auch auf darstellerischer Ebene hohes Niveau abgeliefert werden sollte. Tatsächlich hat der Film die meisten Erwartungen erfüllen können, jedoch gibt es auf narrativer Ebene einige Mängel, die den Spaß trüben können. Regisseur Jang Jae-hyun kämpft mit ähnlichen Problemen wie bei seinem "Svaha - The Sixth Finger", denn die Geschichte folgt keiner klaren Struktur. Stattdessen werden immer wieder Haken geschlagen, die dem Film mindestens eine Zweiteilung geben. Es muss allerdings lobend herausgestellt werden, dass die Atmosphäre dabei stets beklemmend düster gehalten ist und das Rätselhafte und Unbekannte einen subtilen Horror hervorruft, der den Film im Gesamten doch funktionieren lässt. Es schadet auch nicht, dass die Besetzung teilweise aus den recht flach geschriebenen Charakteren mehr herausholen kann.
An erster Stelle steht natürlich wie bereits erwähnt Choi Min-sik ("In Our Prime"), der dem Geomantiker mehr Schliff verleiht, als im Drehbuch zu erkennen war. An zweiter Stelle ist ausgerechnet Yoo Hae-jin ("Confidential Assignment 2: International") zu nennen, der eine viel zurückhaltendere Rolle als sonst einnimmt und damit Interesse erzeugen kann. Bei dem Rest der Besetzung kommt leider zu sehr durch, dass es den Individuen an Eigenheiten und besonderer Motivation mangelt. Dabei funktioniert die Einleitung des Films noch recht gut und man erwartet, mehr über die Charaktere zu erfahren. Im weiteren Verlauf zeigt sich jedoch, dass man uns die erhoffte Tiefe schuldig bleibt. Unglücklicherweise fallen auch einige dumme Entscheidungen des Drehbuchschreibers auf die Personen im Film zurück, sodass man manchmal hinterfragen muss, wie viel Intelligenz unsere Helden wirklich besitzen. Letzten Endes ziehen ihre alles andere als weisen Entscheidungen weitreichende Konsequenzen nach sich.
Das bringt uns dann zur Geschichte. Die eigentliche Faszination geht natürlich vom Okkultismus und Schamanismus aus, der alle Geschehnisse durchtränkt. Da wird ein schamanistisches Ritual durchgeführt, um keine bösen Geister wachzurufen, Salz und Pferdeblut fungieren als Mittel der Dämonen- und Geisterabwehr und den Ahnen wird generell hoher Respekt gezollt. Etwas, das westlichen Zuschauern ein wenig kulturell ungewohnt vorkommen mag, was zugleich aber noch mehr die eigenartige Note des Horrors unterstreicht, die den Film ohnehin auszeichnet. Wir bekommen Szenen, die an einen Exorzismus erinnern, gleichzeitig spielen Feng Shui und die Energielinien, die in der Geomantik wichtig sind, eine zentrale Rolle. Das alles stößt ein Tor zu einer unbekannten Welt auf, in der so einiges schieflaufen und aus den Fugen geraten kann. Die Horrormomente konzentrieren sich dabei zunächst auf subtile Bilder, undeutliche Spiegelbilder oder extrem kurze Aufnahmen von einer Schlange mit einem fast menschlichen Kopf. Diese Herangehensweise, bei der unsere Fantasie selbst Lücken ausfüllt und damit auf einen persönlich zugeschnittenen Horror kreiert, ist äußerst effektiv.
Leider kann nicht das Gleiche für die zweite Hälfte gesagt werden. Denn nachdem wir angenommen haben, dass wir wissen, was im Zentrum der Geschichte steht, findet jene erste Episode überraschend schnell ihren Abschluss und es gibt sozusagen eine Zugabe. Diese fällt weitaus weniger subtil aus und auch wenn das enorme Wesen im Mittelpunkt durchaus furchterregend ist, kann der Horror an dieser Stelle nur noch halb so schockierend sein. Viel negativer ins Gewicht fällt aber, dass man sich ziemlich desorientiert fühlt, da man sich hinsichtlich der Geschichte irgendwie betrogen fühlt. Weiterhin bekommen durch die Ereignisse die Charaktere selbst nur noch Dinge zu tun, welche die Story in irgendeiner Form voranbringen, sie als Individuen aber weit in den Hintergrund treten lassen. Daher kümmern wir uns auch gar nicht mehr darum, dass immer mehr auf dem Spiel steht. Die im Krankenhaus parallel verlaufende Szene zu der am Grab wirkt im Finale auch nur wie eine unnötige Dreingabe, die durch die schnellen Schnitte mehr Spannung erzeugen soll.
Regisseur Jang scheint aber mit "Exhuma" irgendeinen Nerv getroffen zu haben, denn der Film war in Korea ungemein erfolgreich. Sicherlich liegt das an der hervorragend dichten Atmosphäre, mit der vor allem zu Anfang gepunktet werden kann, da sie einen sofort in den Film zieht. Es ist aber auch der Schamanismus und die Welt, die zwischen dem Diesseits und Jenseits liegt und welche auf ungewöhnliche Art gezeichnet wird, die einen nicht mehr loslässt. Je länger der Film voranschreitet, desto offensichtlicher werden aber die Schwächen des unstrukturierten Drehbuchs, sodass man am Ende sogar recht ernüchtert zurückbleiben könnte. Bis dahin können einen die packende Atmosphäre, ebenso getragen von einem gelungenen Soundtrack, und Choi Min-sik bei Laune halten. Als Horrorfilm kann "Exhuma" fraglos punkten, es ist aber nicht das Meisterwerk, das es hätte werden können oder das seinen enormen Erfolg verdient hätte. Da es sich trotz allem um einen guten Horrorfilm handelt, darf man aber froh darüber sein, dass Regisseur Jang dank klingelnder Kinokassen sicherlich bald einen weiteren Anlaufen bekommen wird.