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Svaha - The Sixth Finger - Filmposter
Original Title:
Sa-ba-ha

South Korea 2019

Genre:
Thriller, Horror

Director:
Jang Jae-hyeon

Cast:
Lee Jung-jae
Park Jung-min
Lee Jae-in
Yoo Ji-tae
Jung Jin-young
Lee David


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Svaha - The Sixth Finger

Svaha - The Sixth Finger - Film Screenshot 1

Story: In einem abgelegenen Dorf wird das Böse geboren. Während Geum-hwa (Lee Jae-in) mit einer Behinderung am Bein zur Welt kommt, ist ihre Zwillingsschwester vollkommen entstellt und soll nicht lange überleben. 16 Jahre später lebt sie immer noch, auch wenn ihre Familie sie außerhalb des Hauses in einer Scheune einsperrt...
Pastor Park (Lee Jung-jae) untersucht im Auftrag eines unabhängigen Instituts verschiedene Kirchen. Er will Beweise finden, ob es sich bei ihnen um Sekten handelt oder nicht. Momentan untersucht er die mögliche Sekte Deer Hill. Dabei läuft er Chief Hwang (Jung Jin-young) über den Weg und erfährt, dass eines der Mitglieder in den Mord eines Mädchens involviert ist. Der vermeintliche Mörder begeht kurz darauf Selbstmord. Park deckt die Hintergründe der Deer Hill Sekte auf und findet heraus, dass es vier Mitglieder gibt, die anscheinend als Assassinen fungieren und durch ihre Morde das Böse davon abhalten wollen, die Welt zu verschlingen. Von den vier Assassinen ist nur noch Jeong Na-han (Park Jung-min) am Leben, der wegen seiner Morde von Albträumen geplagt wird. Dennoch weiß er, dass er das Gute tut. So sagen es die Heiligen Schriften von Deer Hill. Park findet derweil heraus, wer die Heiligen Schriften verfasst hat und versucht zu entschlüsseln, was genau das Ziel der Sekte ist. Anscheinend könnte auch Geum-hwa unter den nächsten Opfern sein. Arbeitet die Sekte im Auftrag eines Verrückten oder Heiligen? Park ist sich sicher, die Antwort zu kennen, aber ganz so einfach könnten die Dinge letztlich doch nicht liegen.

Filmroll Svaha - The Sixth Finger - Film Screenshot 2 Svaha - The Sixth Finger - Film Screenshot 3 Filmroll
Svaha - The Sixth Finger - Film Screenshot 4

Kritik: "Svaha" ist ein Film, der mich ziemlich beeindruckt hat. So sehr, dass es etwas Zeit gebraucht hat, ein paar Schritte zurückzugehen und den Horror-Thriller ein wenig neutraler zu betrachten. Zunächst einmal zeichnet den Film die Art von Horrorelementen aus, die das nicht greifbare Böse im Zentrum haben. Das Außerweltliche, Dämonen, der Teufel - man mag es nennen, wie man will, aber es gibt dem Film die Art von Lovecraftscher Note, die eine extrem unheimliche Atmosphäre kreiert, eben weil man nicht alles zu sehen, sondern durch Andeutungen präsentiert bekommt. Billige Schreckmomente, wie wir sie aus anderen Horrorfilmen kennen, gibt es hier kaum. Obwohl "Svaha" aber eindeutig in die beeindruckende Horrorkerbe schlägt, die "The Wailing" hervorgerufen hat, mitsamt gruseliger schamanistischer Rituale, geht der Film auch tiefgründigen Fragen nach. Was ist Religion, wann ist eine Gemeinschaft als Sekte zu sehen oder warum werden immer wieder grausame Taten durch Religion motiviert?

Svaha - The Sixth Finger - Film Screenshot 5

Der Schwerpunkt der Geschichte liegt auf einer Sekte des Buddhismus, die Park als solche entlarven will. Die Hintergründe, die Park dabei aufdeckt, sind spannend umgesetzt. So wird der Zuschauer über verschiedene Götter und Dämonen in den Heiligen Schriften aufgeklärt, geheime Räume werden entdeckt und die Mühe, die in die religiösen Zeichnungen gesteckt wurde, ist auch außergewöhnlich. Interessanterweise erinnert der Film in solchen Momenten fast schon an eine düstere Version einer Indiana Jones-Geschichte. Die Untersuchung der Sekte ist also zu jeder Zeit spannend. Gleichzeitig haben wir parallel noch die Geschichte eines Sektenanhängers, der nichts Gutes im Schilde führt, auch wenn uns anfangs nicht ganz klar ist, worum es sich dabei handelt. Fast in Vergessenheit gerät immer mal wieder die dritte Geschichte des Mädchens mit ihrer dämonischen Zwillingsschwester. So hält man diesen Storyfaden sogar schlichtweg für einen manipulativen Versuch, einen gruseligen Aufhänger einzubauen, der den Zuschauer direkt am Anfang abholt.

Svaha - The Sixth Finger - Film Screenshot 6

Fakt ist allerdings, dass alle drei Storyfäden wichtig sind und irgendwann zueinander geführt werden. Und besonders faszinierend ist, dass immer wieder Zweifel eingestreut werden, die den Zuschauer verunsichern, ob das Gesehene wirklich die Wahrheit ist. Dass in "Svaha" das Übernatürliche Teil der Realität ist, steht außer Zweifel. Dennoch kann man sich vorstellen, dass die Zwillingsschwester vielleicht nur deformiert ist und kein Dämon. Dann wäre ihre Behandlung durch ihre Familie Kindesmisshandlung. Außerdem stellt sich die Frage, ob die Morde der Sektenanhänger wirklich etwas Schreckliches sind, wenn dadurch das Böse gestoppt werden könnte. Wer hat aber diese tiefe, allumfassende Einsicht, das Böse und das Gute zu erkennen? Ein Erleuchteter? Ist ein Erleuchteter ebenso ein Prophet? Je weiter der Film voranschreitet, desto tiefer begeben wir uns - oft ohne es zu realisieren - in die weiteren Ebenen des Films und seiner Frage nach dem Kern von Religion.

Svaha - The Sixth Finger - Film Screenshot 7

Auch wenn sich der Film hauptsächlich um Buddhismus dreht, ist Park Christ, erzählt von einem muslimischen 13-Jährigen, der die ganze Familie eines Bekannten im Namen Gottes umgebracht hat, und stellt die Frage, wie Gott diese Interpretationen der Heiligen Schriften, sei es der Bibel, des Korans oder der Tripitaka, zulassen kann. Für ihn stehen Gott oder die Götter aller Religionen für das Gleiche. Diese Form der Neutralität, wenn man so will, lässt aber wieder hinterfragen, warum es keine neuen Propheten geben darf, wenn es doch anerkannte Erleuchtete gibt. Daneben klärt "Svaha" auch darüber auf, wie zugänglich Koreaner für Sekten sind, die den Schmerz ihrer Mitglieder ausnutzen, um sich an diesen zu bereichern. Für ein Gemeinschaftsgefühl und neue, irrationale Erklärungsansätze ist man dann auch gerne bereit, Teufelsaustreibungen in Kauf zu nehmen. Einer der Sektenanhänger sieht in den Dachbalken die von ihm getöteten Kinder herumkrabbeln oder in einer anderen Szene tot von der Decke hängen. Gruselige Szenen. Und dennoch ist da die ernüchternde Erkenntnis: Mord im Namen der Religion gab es schon immer.

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Svaha - The Sixth Finger - Film Screenshot 10

Leider geht bei den verschiedenen Ebenen der Geschichte nicht nur der Fokus verloren, sondern auch die Charaktere fallen etwas flach aus. Einzig Lee Jung-jae ("Operation Chromite") ist in seiner Rolle hervorragend und dient uns als Anker. Regisseur Jang Jae-hyeon vermag es, eine großartig gruselige Atmosphäre zu kreieren, die von buddhistischem Mönchsgesang und der Farbgebung weiter ins Unheimliche gezogen wird. Nach seinem etwas zu wohlwollend von den Kritikern aufgenommenen "The Priests" ist "Svaha" ein beeindruckend vielschichtiger Film, der leider oft etwas zu viel von allem will. Dass er so überambitioniert ist, sorgt dafür, dass einige Zuschauer die Geschichte als konfus betrachten könnten (und dank Netflix dürfte das Publikum etwas internationaler als sonst ausfallen), auch wenn uns Park am Ende meiner Meinung nach nochmal eindeutig mit auf den Weg gibt, was die Aussage des Films ist. Obwohl ich dem Film gerne beide Daumen nach oben geben würde, ist nicht abzustreiten, dass "Svaha" noch etwas Feinschliff vertragen hätte. Der Thriller bleibt aber durchgehend spannend und reißt tiefgründige Themen an.

(Autor: Manfred Selzer)
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