Story: Kwon Yoo (Ji Chang-wook) ist ein arbeitsloser, junger Mann, der sich seine Zeit mit Computerspielen vertreibt, in denen er bei seinen
Online-Freunden als "Captain" bekannt ist. Eines Tages reißt ihn jedoch die Polizei aus dem Schlaf, als sie sein Zimmer stürmt und ihn festnimmt. Er wird des
Mordes und der Vergewaltigung einer Minderjährigen angeklagt. Offensichtlich handelt es sich um einen Komplott, denn es gibt Fingerabdrücke und
weitere erdrückende Beweise gegen ihn. Er kommt lebenslang ins Gefängnis, wo es der Gangster Ma Deok-soo (Kim Sang-ho) auf ihn abgesehen hat. Kwons Mutter
hat ihren Sohn aber noch nicht aufgegeben und bittet ihn durchzuhalten, weil sie weiterhin versucht, seine Unschuld zu beweisen. Plötzlich erfährt Kwon aber
durch seinen Anwalt Min Cheon-sang (Oh Jung-se) vom Tod seiner Mutter. Der Junge ist am Boden zerstört, schmiedet aber einen Plan. Es gelingt ihm, aus dem
Gefängnis auszubrechen und draußen sucht er nach den Männern, die ihm den Mord angehängt haben. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass er alleine keine Chance
hat. Glücklicherweise meldet sich Mr. Hairy (Shim Eun-kyung) bei ihm, den er aus seinen Online-Spielen kennt. Tatsächlich handelt es sich bei ihm um eine junge
Frau, die eine herausragende Hackerin ist. Sie mobilisiert die anderen Online-Spieler, um zusammen mit ihnen Kwons Unschuld zu beweisen.
Kritik: "Fabricated City" ist einer jener Filme, die beim Publikum besser ankommen als beim Kritiker. Die Gründe dafür sind einleuchtend. Die
in diesem Non-stop-Action-Film verbauten Ideen sind interessant, aber werden nicht ihres Potentials angemessen umgesetzt. Die Charaktere sind keinesfalls
langweilig, aber speziell hier hätte mehr geleistet werden können, um den Streifen emotional mitreißender zu gestalten. Daneben deckt der Film zu viele Genres
ab, um sich am Ende als kohärentes Ganzes präsentieren zu können. Und dennoch: "Fabricated City" ist einer der innovativsten Action-Filme der letzten Jahre
aus Korea, auch wenn die Geschichte nicht unbedingt dazu zählen mag. Es gibt aber hinter der Action auch Gesellschaftskritik, die mit der Amtsenthebung der
Präsidentin wohl auf der koreanischen Leinwand mode geworden ist. In jedem Fall kann man hier 126 Minuten bestens unterhalten werden.
Den Anfang macht eine atemberaubende Actionsequenz, die wie eine Mischung aus 80er-Jahre Actionstreifen und Videospiel anmutet. Und als genau letzteres
entpuppt sich die Sequenz schließlich. Danach wird unser Held unschuldig verurteilt, landet im Gefängnis, wird dort seelisch fast gebrochen, macht
Bekanntschaft mit einem seiner zukünftigen zwei Erzfeinde und bricht schließlich aus. Und das alles innerhalb der ersten 35 Minuten! Die Atmosphäre im
Gefängnis ist recht düster, aber danach wird "Fabricated City" zum Hackerfilm, in dem eine kleine Gruppe sich gegen ein korruptes System stellt. Es wird also
recht deutlich, dass Park Kwang-hyeon ("Welcome to Dongmakgol") Probleme damit hat, einen klaren Fokus zu fassen.
Beinahe so, als hätte er die Aufmerksamkeitsspanne eines Millenium-Kinds. Während die einzelnen Geschmackssorten dieser Eistüte gelungen sind,
beißen sich die Sorten jedoch, sind sie erst einmal zusammengeschmolzen.
Ein weiteres Beispiel dafür ist eine sehr schön in Szene gesetzte Schlägerei im Dunkeln, in der Kwon Yoo plötzlich ein übernatürliches Gehör entwickelt und
selbst "Daredevil" Konkurrenz macht. Das mag begeistern, sorgt aber ebenso dafür, dass man sich am Kopf kratzt. Bei den ausgeklügelten Details der Geschichte
und dem Bösewicht muss man sich zudem die ganze Zeit fragen, ob der Film auf einem Manga basiert. Oh Jung-se ("Running Man") lässt
auf beinahe übertriebene Art den Wahnsinn aus seinen Augen blitzen, aber es macht Spaß und geht nicht über das Erträgliche. Gleichzeitig stellt die Hackertruppe
eine lustige Zusammenstellung dar, bei der vor allem Yeo-wool, gespielt von Shim Eun-kyung ("Miss Granny"), mit den Erwartungen
des Zuschauers spielt und dankenswerterweise kein Liebesinteresse des Helden darstellt. Nun, zumindest nicht auf dem Bildschirm, aber wahrscheinlich nach dem
Abspann.
Ji Chang-wook, hauptsächlich aus Drama-Serien bekannt, liefert einen guten Helden ab, doch wenn man näher darüber nachdenkt, mangelt es ihm doch an ein paar
Ecken und Kanten. Zumindest seine Beziehung zu seiner Mutter lässt uns emotional an seinem ungerechten Schicksal teilhaben. Daneben ist die Kritik an einer
Gesellschaft, in der die Reichen und Mächtigen sich alles erlauben können, gut in dem Film untergebracht. Und die sozial Ausgegrenzten erheben sich gegen
die Ungerechtigkeit. Natürlich kommt sowas immer gut an und sorgt für ein Gefühl der (Selbst-)Zufriedenheit. Auch wenn der Film anfangs die Vermutung aufkommen
lässt, geht es hier allerdings nicht um Videospiele. Das ist irritierend, da immer noch kein Big-Budget-Streifen über das Thema aus dem Land gekommen ist,
in dem professionelle Spieler Millionen bei Computerspiel-Wettbewerben gewinnen bzw. in dem Computerspiel-Sucht ein großes (totgeschwiegenes?) Thema ist.
Unsere Helden müssen sich aber nicht mehr in eine virtuelle Welt fliehen, um ihrem langweiligen Alltag zu entkommen, da in ihrer Realität Schießereien und vor allem wunderbar eingefangene Verfolgungsjagden mit dem Auto an der Tagesordnung stehen. Weiterhin gibt es einige technische Spielereien, die sie in ihren Missionen, die eine Geheimdiensteinheit vor Neid erblassen lassen würden, verwenden. Die ganze Technik gibt dem Film zusammen mit Kim Tae-seongs wunderbarem Soundtrack auch einen leichten Sci-Fi-Anstrich und macht dennoch klar, dass der gläserne Bürger keine Vorstellung einer dystopischen Zukunft mehr ist. Trotz großartiger Action und seinen epischen Ausmaßen, die dem zu verdanken sind, dass gleich mehrere Genres durcheinander gemischt werden, bleibt der Film mit seinen 126 Minuten doch ein wenig zu lang, auch weil die einzelnen Zahnräder eben nicht ineinander greifen können. Dennoch bringt "Fabricated City" den lange ersehnten frischen Wind in das koreanische Actiongenre. Ohne seine zahlreichen Probleme hätte sogar ein Meisterwerk aus dem Film werden können.