Story: Cha Sang-eun (Kang Hye-jeong) ist ein Kind im Körper einer Erwachsenen. Ihre Mutter Hyeon-sook (Bae Jong-ok) kümmert sich liebevoll um
sie und lässt sie auch öfter in ihrem Blumenladen aushelfen. Eines Tages trifft Sang-eun den Polizisten Jeong-bum (Jeong Kyeong-ho) und erklärt ihn
für ihren Prinzen. In ihrer eigenen kleinen Märchenwelt hat sie sich immer wohl gefühlt, aber nun gibt es ihren Prinzen tatsächlich in der realen Welt.
Zum Glück muss sie sich keine Gedanken darüber machen, wie sie ihn ansprechen könnte, da er selbst ebenso ein Interesse an ihr hat und sie zu einem Date
einlädt. Während Sang-eun nicht weiß, was ihre Gefühle bedeuten, aber sich darum auch nicht kümmert, erfährt Jeong-bum schließlich, dass Sang-eun geistig
zurückgeblieben ist und will den Kontakt zu ihr abbrechen. Allerdings kann er seine Gefühle nicht leugnen. Dann erfährt Sang-euns Mutter auch noch, dass sie an
Krebs erkrankt ist und nicht mehr lange zu leben hat. Hyeon-sook trifft alle möglichen Vorbereitungen, erkennt aber zu ihrer Überraschung, dass ihre Tochter
nicht mehr so unselbständig ist wie früher.
Kritik: Möglicherweise gehöre ich einfach nicht (mehr) dem Zielpublikum offenkundig zu Tränen rührender Dramen an. Selbst wenn "Herb"
diesbezüglich durchaus Erfolg bei vielen haben wird, bleibt doch die Gewissheit ganz offensichtlich manipuliert worden zu sein. Das Thema dieses Romantikdramas
hätte als ruhiger Film um die Schwierigkeiten der Liebe einer geistig zurückgebliebenen Protagonistin wahrscheinlich eine Tiefe erreichen können, die ihr als
kommerzielles Taschentuchdrama schlichtweg verwehrt bleibt. Dennoch muss man dem Film zu Gute halten, dass er mit einer hervorragenden Hauptdarstellerin und
einer interessanten Prämisse aufwarten kann. Ein Großteil des weiblichen Publikums wird mit "Herb" genau die Art von Film bekommen, die man für einen rührenden
Abend braucht, aber das männliche Publikum mag sich bei all der Manipulation doch etwas schwer tun, Zugang zu finden.
Ein großes Problem ist wieder einmal das Drehbuch und das sollte nicht verwundern, denn gut sieben Schreiberlinge haben sich zusammengesetzt und an der
Geschichte herumgebastelt! Glaubt eigentlich wirklich irgendjemand, dass so etwas gutgehen kann?! Im Endeffekt hätte das Ergebnis schlimmer ausfallen können,
aber es bleibt doch klar eine gewisse Episodenhaftigkeit erkennbar bzw. manchmal sind sogar richtiggehende Zäsuren auszumachen. Das ist während der Dates nicht
wirklich ein Problem, aber ab einem bestimmten Punkt verlagert sich der Fokus des Films von der Liebesgeschichte auf das Drama um die Krankheit der Mutter. Und
man fragt sich wieder, warum ein anfangs mehr oder weniger heiterer Romantikstreifen zu einem Taschentuchdrama werden muss. An Filme dieser Art sollte ein
besonderer Warnhinweis angebracht werden, um Frustration zu vermeiden.
Irgendwie wird trotzdem versucht, einen durchgängigen Ton beizubehalten. So werden am Anfang ein paar dramatische Momente eingestreut und das Ende ist trotz
dessen, was unausweichlich ist, lebensbejahend und kann sogar positiv überraschen, da es keine Wendung zum unnötigen Kitsch gibt. Der wird allerdings schon
in einigen Szenen davor präsentiert, kann aber dank Kang Hye-jeongs ("Kiss Me, Kill Me", "Oldboy")
großartiger darstellerischer Leistung wieder relativiert werden. Würde sie die tränenreichen Momente nicht mit so viel Authentizität anfüllen, hätten diese
schnell zum Augenverdrehen führen können. Aber selbst so können nicht alle Szenen überzeugen, da sie einfach zu offensichtlich darauf ausgerichtet sind,
zu berühren und Herzschmerz zu verursachen.
Kang ist wie gesagt fantastisch, da sie es mit ihrer Stimme und ihrer Körpersprache vermag, überzeugend ein Kind darzustellen, das zufällig den Körper einer
Erwachsenen hat. Oft genug sieht sie aber sogar einfach wie ein Kind aus, was nicht zuletzt an ihren großen Augen und ihrer Kleidung liegt. Das macht es umso
irritierender, dass sich Jeong-bum, gespielt von Jeong Kyeong-ho ("Running Turtle", "Fasten
Your Seatbelt"), in sie verliebt. Und er begreift erst, dass sie geistig zurückgeblieben ist, als er ihren Behindertenausweis sieht. Möglicherweise ist
das eine versteckte Kritik an koreanischen Frauen, die sich bei ihren Dates wie unfähige Idioten anstellen, um süß zu wirken und Männer um den Finger zu wickeln.
Trotz allem bleibt es sehr bedenklich, dass sich Jeong-bum in ein Mädchen verliebt, das wie eine 12-Jährige aussieht.
Obwohl es durchaus Momente gibt, die überzeugend die Schwierigkeiten der Liebesgeschichte aufzeigen, kann Regisseur Heo In-moo ("Love so Divine") keinen Film auf die Leinwand bringen, der die einzelnen Zahnräder ineinandergreifen lässt. Als die Liebesgeschichte endlich das nötige Interesse erweckt, wird die Krankheit der Mutter diagnostiziert und alles konzentriert sich auf diesen Aspekt, der durchaus ermüdende Ausmaße annimmt. Wie bei einem Drehbuch mit so vielen Personen, die sich eingebracht haben, nicht anders zu erwarten, gibt es denmach Teile, die gut funktionieren und solche, die nicht überzeugen. Kang Hye-jeong schafft mit ihrer schauspielerischen Expertise aber ein paar sehr starke Momente. "Herb" mag am Ende eine Achterbahnfahrt der Gefühle sein, aber dies zum Preis der Kohärenz und Glaubwürdigkeit.