Story: Dong-hoon (Seol Kyeong-gu) ist stets beschäfigt und seine Frau Mi-hee (Eom Ji-won) ebenso. Daher ist es die 8-jährige So-won (Lee Re)
bereits gewohnt, sich um sich selbst zu kümmern. Obwohl Mi-hee nicht ganz zufrieden mit ihrer Situation ist und ihrem Mann auch noch nicht mitgeteilt hat, dass
sie wieder schwanger ist, ist die Familie im Grunde glücklich. Eines Tages wird So-won jedoch auf dem Weg in die Schule von einem Mann entführt, vergewaltigt
und zusammengeschlagen. Dong-hoon und Mi-hee können es nicht glauben, als sie ihre Tochter im Krankenhaus sehen. Sie trägt bleibende Verletzungen davon und
braucht einen künstlichen Darmausgang. Neben ihrer physischen Heilung ist aber besonders ihre seelische wichtig. Die Spezialistin Jeong-sook (Kim Hae-sook)
soll So-won helfen, die sich immer mehr verschließt und nicht mehr spricht. Aber auch die Eltern brauchen Hilfe, um mit diesem Trauma umzugehen. Besonders
schwierig gestaltet es sich nach vorne zu blicken, da der Täter zwar gefasst ist, aber immer noch kein Urteil gesprochen wurde. Die Familie hat jedoch
Freunde, die ihr in dieser schweren Zeit zur Seite stehen.
Kritik: Was man mit "Hope" zunächst glaubt, vor sich zu haben, ist ein waschechtes Taschentuch-Drama. Auch wenn der Plot an sich mittlerweile
schon abgegriffen genannt werden muss, überrascht der Film letztlich aber damit, worauf der Fokus in der Geschichte gelegt wird. Thriller-Aspekte gibt es nicht,
ein versagendes Rechtssystem wird nicht an den Pranger gestellt (zumindest nicht als Hauptthema) und auch um eine Krankenhausgeschichte handelt es sich hier
nicht. "Hope" ist vielmehr ein Film um das seelische Heilen und eine Familie bzw. Gemeinschaft, die einander Halt gibt. Dementsprechend ist das Drama erstaunlich
lebensbejahend, trotz etlicher Tränen, die unweigerlich von den meisten Zuschauern vergossen werden. Grund dafür, dass der Film so hervorragend funktioniert,
ist ein vielschichtiges Drehbuch und sehr gute Darsteller.
Der Anfang zieht sich zunächst etwas in die Länge und man fragt sich fast schon, wann die heile Welt denn endlich durch ein grausames Verbrechen aus den Fugen
gerät. Regisseur Lee Joon-ik ("The King and the Clown", "Sunny") geht aber mit dem nötigen
Feingefühl vor. Er zeigt lediglich die Resultate des Verbrechens und das ist bereits ziemlich hart anzusehen. So-won blutüberströmt im Krankenhaus zu sehen,
ihre bleibende Verletzung - das alles ist lediglich ein kleiner Schattenriss des psychischen Leids, welches das Mädchen fortan ertragen muss. Eine der
stärksten Szenen ist, als Dong-hoon seine Tochter kurz nach dem Verbrechen im Krankenhaus entkleiden will, und viel zu spät erkennt, dass
er sie damit ihr Trauma wieder durchleben lässt.
Besagte Szene ist aber auch noch aus einem anderen Grund bezeichnend. Keine Person in "Hope" ist perfekt und ständig werden Fehler gemacht. Das macht die
Charaktere extrem glaubwürdig und verleiht die nötige emotionale Nähe zum Geschehen. Nicht zuletzt liegt das auch an den großartigen Darstellern.
Seol Kyeong-gu ("Cold Eyes", "The Tower") muss sich als Vater wieder vorsichtig seiner Tochter annähern,
die sich für ihr Verhalten vor ihm schämt und das involviert sich als eine Figur aus dem Kinderpogramm zu verkleiden. Was leicht peinlich hätte werden können,
bekommt durch ihn und das gute Drehbuch sowie eine nuancierte Regie Gewicht und trägt das Drama sehr gut. Gleichzeitig zeigt sich hier auch, dass "Hope"
äußerst lustig sein kann. Es gibt einige Szenen, bei denen man gleichzeitig weinen und laut auflachen muss - und das steht sich keinesfalls entgegen!
Schauspielerisch kann darüber hinaus Eom Ji-won ("Scout") überzeugen. Gerade sie verhält sich oft nicht richtig,
man kann aber stets nachvollziehen aus welchen Gründen. Der eigentliche Star ist aber natürlich die kleine Lee Re. Anfangs wirkt sie irgendwie künstlich, da sie
für ihr Alter viel zu erwachsen ist, aber gerade in den emotionalen Szenen gibt sie eine klasse Leistung ab, weil sie eben nuanciert spielt. Hier muss auch
Regisseur Lee ein Lob ausgesprochen werden. Er kann zwar nicht vermeiden, den obligatorischen Klaviersoundtrack zu verwenden und ab und zu schlägt er leicht
über die Stränge (als zu allem Überfluss auch noch Mi-hee ohnmächtig wird), aber alles in allem schafft er viele ungekünstelte emotionale Dialoge und Szenen,
beispielsweise als die Presse das Krankenhaus stürmt. Es ist vor allem die Ehrlichkeit, die "Hope" so herausstechen lässt.
Außerdem profitiert der Film enorm von einem gut geschriebenen Drehbuch. Dieses streift viele Aspekte und fragt aus verschiedenen Perspektiven, wie man eine solche Narbe wie die von So-won heilen kann. Weiterhin zeigt sich, das vermeintlich unwichtige Dinge, später tatsächlich noch von Belang sind. Das Drehbuch ist fein ausgearbeitet und so gibt es auch keine unnötigen Charaktere. Nach knapp 100 Minuten hätte das Drama ein gutes Ende finden können, aber auch die zusätzlichen zwanzig Minuten bringen noch sinnvolle Aspekte in die Geschichte ein. Am Ende kann man sich sicher sein, dass der durchschnittliche Zuschauer ordentlich Tränen vergossen hat und der Kritiker begeistert sein wird von einem differenziert ausgearbeiteten Drehbuch und einer tollen Besetzung. "Hope" ist ein Drama durch und durch, aber es gibt einem mehr als einmal auch ein Lachen. Ein Film, der damit auch der Seele guttut.