Story: Es ist Heiligabend und im luxuriösen Tower Sky soll eine Weihnachtsfeier von unbekannten Ausmaßen abgehalten werden. Für die Planung
und Sicherheit ist Manager Lee Dae-ho (Kim Sang-kyung) verantwortlich, der auch seine kleine Tochter Ha-na (Jo Min-ah) in den Turm geholt hat, um dort nach
Feierabend mit ihr das Fest zu feiern. Er steckt jedoch noch bis über beide Ohren in den Vorbereitungen und gefährliche Sicherheitslücken, wie defekte
Sprinkleranlagen, machen ihm zu schaffen. Ebenfalls alle Hände voll zu tun hat Seo Yoon-hee (Son Ye-jin), eine Restaurantmanagerin, der Dae-ho bald seine
Gefühle offenbaren will. Bei der Show, mit der die Feier eingeleitet wird, stürzt allerdings wegen Aufwinden plötzlich ein Helikopter in den Turm
und ein Feuer breitet sich aus, dem nichts Einhalt gebieten kann, da die Sprinkleranlagen nicht funktionieren. Feuerwehrmann Kang Young-ki (Sol Kyung-gu),
der eigentlich seinen freien Tag haben sollte, geht mit seinen Männern, unter ihnen seine rechte Hand Byung-man (Kim In-kwon) und der Neuling Seon-woo
(Do Ji-han), in den Turm, um die vom Feuer eingesperrten Menschen zu befreien. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt.
Kritik: Mit "The Tower" schickt Südkorea eine visuell beeindruckende Neuauflage des amerikanischen 70er Jahre-Katastrophenfilms "Flammendes
Inferno" ins Rennen um die Gunst eines internationalen Publikums. Und diese wird er durchaus für sich gewinnen können, denn der Film ist
actiongeladen und voller großartiger Spezialeffekte, die ihresgleichen suchen. Der etwas anspruchsvollere Filmliebhaber wird aber ständig darüber den Kopf
schütteln müssen, dass so gut wie jedes Klischee bedient wird, das in einen solchen Film zu gehören scheint. Das Drehbuch veranlasst einen dementsprechend
häufig dazu, die Hand an die Stirn zu schlagen. Wer damit leben kann und einfach mal gut unterhalten werden möchte, der liegt mit "The Tower" jedoch genau
richtig.
Kim Ji-hoon hat mit seinem "May 18" bereits Lorbeeren von Kritikern ernten dürfen, doch sein Monster-Film "Sector 7" war ein enttäuschendes Effektgewitter. "The Tower" siedelt sich irgendwo dazwischen an. Obwohl lediglich Popcorn-Unterhaltung, macht Kim zumindest auf dieser Ebene das Meiste richtig. Erstaunlicherweise kann man sich trotz der teilweise platt gezeichneten Charaktere doch für einige von ihnen erwärmen, womit der Film als Gesamtes auch mitnehmender wird. Relativiert wird das in Szenen voller lähmender Dummheit, dank denen man so mancher Person den Tod gönnen würde. Gibt es wirklich einen Grund sinnlos verängstigt herumzustehen, wenn ein kleiner Sprint das eigene Leben retten könnte? Warum meinen die Leute, sie müssten sich trotz eines riesigen Brandes vor den Aufzügen drängen, als würde ihr Überleben davon abhängen, und das obwohl es etliche Warnungen gibt, auf keinen Fall die Aufzüge zu benutzen? Außerdem wird in den wirklich brenzligen Szenen immer vergessen, dass eigentlich ein Funkgerät zur Verfügung steht, was die Koordination einiger Rettungsaktionen erheblich vereinfacht hätte...
Es ist zum Heulen, wie dumm sich manchmal verhalten wird, nur damit haarsträubende Zufälle hervorgerufen werden können, die die Spannung weiter erhöhen.
Darüber hinaus stellen einige der Leute Archetypen dar, von denen wir schon zu Anfang wissen, ob sie überleben oder nicht. Gerade Sol Kyung-gu
("No Mercy") bleibt davon nicht verschont. Erst am Ende darf er in einer Szene plötzlich durch einen Gefühlsausbruch innerhalb von
einer Minute seinem Charakter mehr Leben einhauchen als den gesamten Film über. Auch die Stärken von Darstellern wie Son Ye-jin
("Spellbound"), oder vieler Nebendarsteller, u.a. Ahn Sung-ki, werden nicht genutzt. Merkwürdigerweise kann Kim Sang-kyung
("Memories of Murder") dafür enorm in seiner Rolle punkten. Er stellt das emotionale Bindeglied zwischen Film und Zuschauer
dar.
Zum Film gehört selbstverständlich auch die typische Einleitung, in der auf zuweilen überdrehte Weise die verschiedenen Charaktere vorgestellt werden.
Hier gibt es auch die obligatorische Lachnummer, die leider nicht komisch ist - und von allen Personen überlebt ausgerechnet diese auch noch! Nein, das war sicherlich
gerade kein Spoiler... Trotz fehlender Charakterzeichnungen können wir doch viele der Personen auseinanderhalten und haben zumindest irgendein Bild von ihnen.
Dafür verdient Regisseur Kim ein Lob. Nicht jedoch wie die bereits erwähnten Klischees, von denen besonders am Ende noch einmal eines bedient wird, das einem
fast schon körperliche Schmerzen bereiten kann. Ganz zu schweigen von Plänen in letzter Minute, dessen Durchführung niemand überleben könnte. Die pathetische
Zeichnung der Feuerwehrmänner als Helden ist dagegen sogar Absicht, mit der Regisseur Kim an die Feuerwehrmänner des 11. September erinnern will. Und das bleibt
nicht die einzige Parallele zu den Terroranschlägen, die es zu entdecken gibt.
Die Liste der Verfehlungen wird aber um ein sehr großes Stück wieder durch die Action aufgewogen. Die Spezialeffekte sind phänomenal und büßen selbst in HD nichts von ihrer Glaubwürdigkeit ein. Angeblich hat die Nachbearbeitung fast zwei Jahre in Anspruch genommen, doch das hat sich ausgezahlt. Das Feuer sieht ungemein realistisch aus und die Action erwacht dank großartig in Szene gesetzter Sets zu jeder Zeit zum Leben. Besonders der Umstand, dass CGI-Effekte mit Spezialeffekten alter Schule kombiniert wurden, zahlt sich aus. Im Gegesatz zu anderen südkoreanischen Katastrophenfilmen wie "Haeundae" macht "The Tower" also mehr richtig als falsch und kann daher jedem empfohlen werden, der Spaß an guten Effektgewittern und gekonnt in Szene gesetzter Action hat. Es muss ja nicht immer anspruchsvoll sein.