Story: Mi-hee (Kim Yoon-jin) wird angeklagt, ihren Ehemann (Jo Jae-yoon) und ihren Sohn Hye-je (Park Sang-hoon) umgebracht zu haben. Allerdings
wird die Leiche ihres Sohns nicht gefunden. Mi-hee muss 25 Jahre ins Gefängnis und wird schließlich wegen ihres Krebsleidens entlassen. Sie kehrt in ihr altes
Haus zurück, wo sie weiterhin von der Polizei beobachtet wird. Auf diesen Tag hat sie die letzten Jahrzehnte gewartet, da sie endlich herausfinden will,
wo ihr Sohn ist. Tatsächlich hat die Mutter nämlich weder ihren Mann noch ihren Sohn getötet. Ihr Sohn ist vielmehr direkt vor ihren Augen von einer unbekannten
Macht in einen Raum im Keller des Hauses gezogen worden. Allerdings verbirgt sich hinter der Tür nichts weiter als eine Mauer. Was sich hinter dieser befindet,
will Mi-hee nun herausfinden. Überdies ist sie nicht alleine in dem Haus. Immer wieder sieht sie Geister. Schließlich sucht sie der Priester Choi (Ok Taec-yeon)
auf, der ihr glaubt, dass sie keine Mörderin ist. Er forscht nach und findet heraus, dass alle 25 Jahre die Familie, die in dem Haus wohnt, auf rätselhafte Weise
verschwindet. Nun ist es bald wieder so weit und die Tür im Keller des Hauses wird sich erneut öffnen. Mi-hee glaubt, dann endlich ihren Sohn finden zu
können.
Kritik: Es ist eine Weile her, dass man aus Korea einen Horrorfilm zu sehen bekommen hat, der es wert ist, genannt zu werden. "House
of the Disappeared" spielt zwar keineswegs in der gleichen Liga wie "The Wailing" aus dem letzten Jahr, versucht aber dennoch
etwas frischen Wind in das Genre zu bringen. Und das obwohl zunächst alles recht vertraut scheint. Womit der Film aber sofort punkten kann, sind die Sets,
allen voran das alte Haus, sowie die Beleuchtung und der Schnitt. Hier ist alles richtig und nicht nur einmal fühlt man sich auch an den amerikanischen
Streifen "The Conjuring" erinnert. Diesem meiner Meinung nach überbewertetem Streifen hat der koreanische Horrorfilm voraus, dass er sich ein paar interessante
Dinge einfallen lässt, wegen denen man sich fragen muss, ob es sich hier überhaupt um einen Horrorfilm handelt. Die Schreckmomente lassen letztlich aber
keinen Zweifel daran aufkommen.
Wir werden sofort ins Geschehen geworfen und wundern uns dann darüber, dass uns die Protagonistin 25 Jahre gealtert durch den Film führt. Natürlich werden uns
die Ereignisse aber auch in Rückblenden erzählt. Sehr gekonnt werden dabei die beiden Zeitebenen verbunden. Der Schnitt ist sehr gut gelungen und man hat nie
das Gefühl, dass zu lange in einer der Zeitebenen verweilt wird. Das Tempo ist also gelungen. Daneben sind die Horrormomente gut eingefangen. Diese können
zwar nicht innovativ genannt werden und die Geister sind auch keineswegs so blass und entstellt, wie wir das von Filmen des Genres gewohnt sind - wofür es
aber eine Erklärung gibt -, dennoch sind die Horrorelemente effektiv implementiert. Das ist vor allem der sehr dichten Atmosphäre zu verdanken, die ihr
Fundament durch die schönen Sets bekommt. Regisseur Im Dae-woong hat mit seinem Werk "To Sir with Love" schließlich schon
etwas Erfahrung in dem Genre sammeln können.
Probleme gibt es aber beim Makeup. Kim Yoon-jin ("Ode to My Father") kann schauspielerisch überzeugen, aber ihre körperlichen
Gebrechen wirken manchmal unfreiwillig komisch, weil ihr Makeup sie nicht ernsthaft älter erscheinen lässt. In Nahaufnahmen können die Falten in ihrem Gesicht
eine gelungene Illusion erzeugen, aber zoomt die Kamera etwas weiter weg, wirkt ihre Haut zu jung, das Haar zu künstlich und speziell die Augen zu klar. Ein
weiteres Problem ist, dass wie in Horrorfilmen üblich eine Identifikation mit der Protagonistin nur schwer möglich ist. Dabei wäre in der dargestellten
Geschichte genau das eigentlich erreichbar gewesen. Das Drama funktioniert dementsprechend auch nur schwerlich. Im Großen und Ganzen kann Regisseur Im nicht
vermeiden, einige der Fehler des Genres zu begehen und das verwundert wie gesagt umso mehr, als dass er durchaus auch Neues versucht.
Dann ist da noch Ok Taec-yeon, Rapper der Boyband 2PM und seit einiger Zeit in diversen Drama-Serien zu sehen. Warum sein Priester keine wichtigere Rolle
im Film bekommt, ist eigenartig. Er dient hauptsächlich dem, das Rätsel um das Haus durch Recherche aufzudecken. Denn Mi-hee hat sich nach ihrer 25-jährigen
Haft scheinbar vorgenommen, planlos im Haus nach ihrem verschwundenen Sohn zu suchen. Wie unüberlegt sie handelt, zeigt sich in mehreren Szenen, speziell als sie
die Chance hat, eine wichtige Nachricht zu übermitteln. Dem Drehbuch kann man aber wohl keinen Vorwurf machen, da dieses beinahe wahnsinnige Vorgehen wohl
intendiert war. Da enttäuscht es aber, dass Mi-hees Psyche nicht weiter erforscht wird, was noch etwas Tiefe in den Film gebracht hätte.
Eine besonders starke Szene ist ein schamanistisches Ritual, das zeigt, in welche Richtung der Film hätte gehen müssen, hätte er als Horrorfilm noch etwas intensiver ausfallen wollen. Doch es kommt ein wenig anders. Die große Wende ist interessant, wenn auch nicht das, was man erwartet hat. Aber genau darum geht es ja in solchen Filmen. Es ist nur schade, dass all jene, die den koreanischen Originaltitel verstehen, kaum von des Rätsels Lösung überrascht sein werden. Eigenartig, dass man in seinem Titel schon so viel vorwegnimmt. Da hat man es mit dem unscheinbaren englischen Titel schon besser erwischt. Gegen Ende verlagert sich aber so oder so der Fokus ein wenig zu stark. Interessant bleibt der Film trotz allem und das Haus lässt den richtigen Gruselfaktor entstehen. Die Wertung mag letztlich vielleicht etwas zu wohlwollend ausfallen, aber gemessen am Standard-Horrorwerk aus Korea muss man diesen Film zweifellos empfehlen.