Story: Während des Korea-Kriegs muss der kleine Deok-soo mit seiner Familie aus seiner Heimat Hungnam flüchten und wird auf einem Frachter
von Amerikanern aufgenommen. Auf der Flucht verliert er jedoch seine Schwester und sein Vater bleibt zurück, um nach ihr zu suchen. Nun ist Deok-soo
das Familienoberhaupt und muss schon als kleines Kind für seine Mutter und Geschwister sorgen. Nach der Teilung des Landes stehen die Chancen außerdem sehr
schlecht, dass Deok-soos Vater und seine Schwester jemals in den Süden kommen können, sollten sie noch am Leben sein. Als er erwachsen ist, verzichtet Deok-soo
(Hwang Jeong-min) darauf, die Universität zu besuchen und verdient stattdessen für seinen Bruder, der wesentlich begabter ist als er, das nötige Studiengeld.
Dafür geht er mit seinem Freund Dal-goo (Oh Dal-soo) nach West-Deutschland in ein Kohlewerk. Die Arbeit dort ist sehr hart und kaum zu ertragen. Doch
Deok-soo trifft dort die koreanische Krankenschwester Yeong-ja (Kim Yun-jin), in die er sich sofort verliebt. Sein Visum wird allerdings nicht verlängert und
so kehrt er nach Korea zurück. Deok-soos abenteuerliches Leben endet damit aber noch nicht. So verschlägt es ihn ebenso mitten in den Vietnam-Krieg, während
er die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, dass sein Vater eines Tages zurückkehrt...
Kritik: Die Gründe für den enormen Erfolg von "Ode to My Father" sind schnell gefunden. Das Drama umspannt über 60 Jahre und spricht damit
gleich mehrere Generationen an, während die Geschichte einen epischen Charakter erhält, weil Deok-soo an wichtigen geschichtlichen Ereignissen teilnimmt, ohne
sich zu seiner Zeit deren Bedeutung für die Nachwelt bewusst zu sein. Ein wenig mag der Film damit auch an "Forrest Gump" erinnern. Doch wo jener mit einem
intelligenten Drehbuch und hervorragendem Witz seinen Platz als (zukünftigen) Klassiker sichern konnte, richtet sich "Ode to My Father" mehr an das Herz und
forciert dabei Emotionen mit solch einer Direktheit, dass man zwar beeindruckt davon ist, wie sehr der Film bewegen kann, im Hinterkopf des (anspruchsvollen)
Zuschauers wird sich aber immer wieder eine Stimme melden, die so viel emotionale Manipulation als Affront gegen den Intellekt beanstandet.
Keine Frage, Regisseur Yoon Je-kyoon hat sich schon an vielen Genres versucht und Erfolg an den Kinokassen blieb bei ihm mit "Haeundae"
oder "Sex is Zero" nicht aus, aber deren filmischer Wert bleibt eher fragwürdig. Diesmal hat Yoon seinen Film noch mehr auf
ein möglichst breites Publikum ausgerichtet und das Drehbuch spielt dem in die Hände. Das Motiv der Nostalgie, das sehr stark verwendet wird und damit gerade
ältere Zuschauer für sich gewinnen wird, vereint sich mit der tragischen Geschichte eines Vaters, der durch die harten Zeiten in Korea einige Narben
davongetragen hat, doch sich immer weiter aufgeopfert hat, damit es die heutige Generation nicht so schwer hat wie er. Es ist enorm viel Material da, um immer
wieder den streicherlastigen Soundtrack einsetzen zu lassen und die Tränen fließen zu lassen. So weit, so gut - aber...
Aber Subtilität wird man demzufolge vergebens suchen. Im Film wird die vom Sender KBS gedrehte Reihe, in der Familien, die durch den Krieg auseinandergerissen
wurden, und dann wieder zueinander finden, nachgespielt und hieran kann man exemplarisch sehr gut die Probleme von "Ode to My Father" zeigen. Es ist ganz
natürlich, dass einen solch eine Begegnung nach so langer Zeit emotional mitnimmt und die Familienmitglieder dem Sender für die Hilfe dankbar sind. KBS
hat aber auch diese Familien ausgenutzt, um auf sehr plumpe Weise die Zuschauer zu Tränen zu rühren und Geld zu machen. Regisseur Yoon macht hier nichts
Anderes. Darf man sich daher wirklich zurücklehnen, ohne ein bisschen Verlogenheit in dem Drama zu vermuten? Die meiste Zeit wird dies jedoch hervorragend
durch wunderbare Sets und viele schöne Details kaschiert.
Auch wenn nicht in Deutschland, sondern in Tschechien gedreht wurde, ist der Detailreichtum beeindruckend. Ein paar der vermeintlichen Deutschen sprechen mit
einem leichten Akzent und der Vorsteher der Kohlemine ist ein schrecklicher Schauspieler, aber davon abgesehen überzeugen das Krankenhaus, die Fahrzeuge
und weitere Kleinigkeiten. Kim Yun-jin ("Heartbeat", "Seven Days") überzeugt außerdem mit einer
Aussprache des Deutschen, die es tatsächlich erlaubt, dass man sie gut verstehen kann! Übrigens ist ihr Schauspiel endlich mal nicht so aufdringlich wie sonst.
Deok-soo verschlägt es aber nicht nur in eine deutsche Kohlemine, sondern auch in den Vietnam-Krieg (es wurde allerdings in Thailand gedreht) und hier fühlt
man sich wirklich wie an einem völlig anderen Ort, mit ebenfalls gelungenen Sets, ohne dass dem Film Kohärenz verloren gehen würde. Darüber hinaus trifft
Deok-soo, sozusagen als kleine Easter Eggs, immer wieder wichtige koreanische Persönlichkeiten, ohne es zu wissen, wie den Gründer Hyundais oder den
Wrestling-Champion Lee Man-ki.
Mit solchen Details kann "Ode to My Father" punkten. Die Reise durch Deok-soos Leben ist ein Abenteuer, auf das man gerne geht. Seine Mühsal wird aber manchmal zu sehr zelebriert und dann eben in Form etlicher Tränenflüsse. Hwang Jeong-min ("Fists of Legend", "New World") trägt den Film aber auch über die schwierigen Teile glaubwürdig. Gerade als alter Mann hat er ein paar schöne Eigenheiten. Die Charaktere sind aber nicht äußerst komplex, weshalb es hier auch den Darstellern überlassen ist, etwas mehr aus ihnen herauszuholen. Das klappt glücklicherweise die meiste Zeit. Am Ende hat einen dieses epische Drama auf eine emotional erschöpfende Reise mitgenommen, aber feinfühlig geht Regisseur Yoon dabei nicht vor. Dass der Film fast die gesamte neuere koreanische Geschichte aus den Augen eines Vaters umreißt (dabei aber versucht, betont unpolitisch zu bleiben), gibt ihm mehr Tiefgang als die kitschigen, emotionalen Ausbrüche eigentlich erlauben sollten.