Story: Dae-ho (Ko Soo) ist Reporter und berichtet über die Korruption innerhalb diverser Firmen. Daher hat er sich bereits einige Feinde
gemacht. Als eines Tages sein Sohn vor seinen Augen entführt wird, weiß er nicht, wer seiner Feinde dafür verantwortlich ist. Offensichtlich handelt es
sich aber um einen Akt der Rache, da kein Lösegeld oder Ähnliches gefordert wird. Drei Jahre vergehen, in denen auch Detective Song (Sul Kyung-gu) keine
weitere Spur finden kann. Schließlich erfährt Dae-ho von einer Methode, bei der er in einer Art Traum seine alten Erinnerungen wiederabrufen kann.
Er kontaktiert die Ärztin So-hyeon (Kang Hye-jeong) und findet in seinem Traum einen neuen Hinweis. Detective Song ist ihm dabei behilflich, die Person
aus seinem Traum ausfindig zu machen. Unglücklicherweise liegt diese im Koma. Durch Zufall trifft Dae-ho einen rätselhaften Mann (Park Yoo-chun), den er
auch in seinem Traum gesehen hat. Dieser hat eine Methode gefunden, in den Traum anderer einzudringen. Für Dae-ho ist das die letzte Chance an neue
Informationen darüber zu kommen, was mit seinem Sohn passiert ist. Doch das Eindringen in den Traum eines Komatösen ist äußerst gefährlich...
Kritik: "Lucid Dream" ist wieder mal einer jener Filme, die es mir schwer machen, eine Kritik zu schreiben. Ist der Film schlecht? Nein. Hätte
er besser sein können? Ja, um einiges. Für Sci-Fi-Fans wird sicherlich enttäuschend sein, dass die Träume zwar ein sehr wichtiges Element innerhalb der
Geschichte darstellen, aber eben nur als Werkzeug der Suche nach dem verschwundenen Sohn dienen. Demnach arbeitet der Film als typische Detektiv-Geschichte
lediglich an der Oberfläche dessen, was ein innovativer und intelligenter Krimi hätte sein können. Und um es noch etwas schlimmer zu machen, kann der Regisseur
auch nicht umhin, ganz klar bei dem wesentlich tiefgründigeren "Inception" abzuschreiben. Man weiß also nie, ob der Film wirklich weiß, welche Richtung er
einschlagen will. Und der Aufhänger der Geschichte wird niemals so genutzt, wie es naheliegend gewesen wäre.
Wenn es um Traumwelten geht, lassen sich nicht nur philosophische Gedanken in die Geschichte integrieren, sondern auch ganz andere Actionszenen werden möglich.
An keinem von beidem ist "Lucid Dream" interessiert. Dementsprechend stellt sich schnell Enttäuschung ein, wenn wir Dae-ho dabei zuschauen, wie er einem Hinweis
nach dem anderen hinterherrennt. Immerhin bleibt die Geschichte so am Laufen. Aber Regisseur und Drehbuchschreiber Kim Joon-seong fühlt sich in seinem
Erstlingswerk dabei wohl nicht so sicher und aus diesem Grund nimmt auch der Zufall eine große Rolle in dem Streifen ein. Und das wird zuweilen etwas lächerlich.
Die (abgekupferte) Idee in die Träume anderer einzudringen, wird durch einen im Rollstuhl sitzenden, namenlosen Mann - eher mittelmäßig von Park Yoo-chun
("Haemoo") porträtiert - integriert, doch es ist reiner Zufall, der Dae-ho mit ihm zusammenführt.
Ko Soo ("Way Back Home") überzeugt als Vater, dem alles andere als das Finden seines Sohnes egal ist. Speziell in den
dramatischen Momenten kann er eine schöne Darstellung abgeben. Enttäuschend ist dagegen die Darstellung des Detectives durch Sul Kyung-gu
("Hope"). Besonders flach geschrieben ist aber die Rolle der Ärztin. Daneben gibt es aber einen gealterten Privatdetektiv, der den
Film etwas bunter macht. Ebenso zu loben ist, dass der Bösewicht durchaus Gründe für seine Taten hat. Das lässt "Lucid Dream" von den typischen
Schwarz-Weiß-Zeichnungen abweichen. Aber all das hilft nichts, wenn ansonsten der Einfallsreichtum auf der Strecke bleibt. Es gibt außerdem zwar zahlreiche
Wendungen, manche von ihnen sind aber wieder so sehr mit dem Zufall verzahnt, dass es schon lächerlich wirkt.
Letztlich darf man wohl aber dankbar dafür sein, dass sich der Film nicht wieder darauf festfährt, einen korrupten Politiker in den Mittelpunkt zu rücken.
Denn von dieser Sorte Film gab es doch in diesem Jahr schon genug. Als Krimi mangelt es "Lucid Dream" aber dennoch irgendwie an Spannung. Das liegt wie
gesagt nicht an einem Mangel neuer Enthüllungen, und mit seinen 100 Minuten ist der Film sicherlich auch nicht zu lang geraten, aber die einzelnen Teile
passen nicht so recht zusammen. Das Traum-Element wird nicht richtig genutzt, bzw. immer dann, wenn es interessant wird, erwachen wir wieder aus dem Traum.
Es wird auch nicht damit gespielt, dass Dae-ho irgendwann nicht mehr zwischen Realität und Traum unterscheiden kann, obwohl es diesbezüglich anfangs
Vorausdeutugen gibt. Dementsprechend muss man sich also fragen, welchen Zweck das Traum-Element überhaupt in dem Film erfüllt.
Allerdings muss gesagt werden, dass der Film gut produziert ist und mit schönen Bildern aufwarten kann. Speziell das Finale, das natürlich in einem Traum stattfinden muss, kann begeistern. Zwar erinnern die zusammenfallenden Häuser erneut an "Inception", aber die Schwarz-Weiß-Bilder sowie die kreierte Atmosphäre schaffen das nötige Maß an Bedrohung und können außerdem als Spiegel der auseinanderfallenden Psyche der Protagonisten dienen. Doch um den Film wirklich so zu verstehen, hätte er auf storytechnischer Ebene mehr leisten müssen. Und hier ist das große Problem zu verorten: "Lucid Dream" bleibt trotz eines schönen Finales mit einem tollen Set ein durchschnittlicher Krimi. An sich ein Film, den man empfehlen kann, löst die nicht richtig genutzte Traum-Thematik Enttäuschung aus. Wer aber nach einen Krimi mit einer kleinen Extra-Portion Exotik sucht, ist hier richtig.