Story: Ein Wahrsager (Gordon Lam Ka-Tung) versucht einer Klientin zu helfen und den Tod zu überlisten. Allerdings bricht sie das Ritual vor Beendigung ab und wird zuhause von einem Serienmörder attackiert und gefesselt. Siu-tung (Lokman Yeung) ist Essenslieferant und klingelt irrtümlicherweise bei der falschen Wohnung, genau dort, wo der Killer gerade sein Opfer ermorden will. Siu-tung hört die Schreie der Frau und kurz darauf trifft auch der Wahrsager ein, der sich Sorgen um seine Klientin macht. Er bricht die Tür auf, aber die Frau wurde bereits ermordet und der Serienmörder kann flüchten. Siu-tung wird von der Szene der ermordeten Frau jedoch in Esktase versetzt. Er hat schon immer davon geträumt, zu töten, und musste bereits für die Ermordung einer Katze ins Gefängnis. Damals hat ihn der gleiche Polizist (Berg Ng) verhaftet, der auch jetzt die Leitung im Mordfall übernimmt und weiterhin ein Auge auf Siu-tung hat. Der Wahrsager will derweil Siu-tung helfen, nicht zum Mörder zu werden. Seine Zukunft besagt jedoch, dass es ihm vorherbestimmt ist, zu morden und ins Gefängnis zu kommen. Als Siu-tung hört, dass er im Gefängnis enden wird, akzeptiert er schließlich die Hilfe des Wahrsagers, der mithilfe von Fengshui alles daransetzt, das Schicksal außer Kraft zu setzen. Der Himmel hat jedoch noch ein paar Asse im Ärmel...
Kritik: Es ist immer wieder ein schön, wenn es ein Film aus der "Milkyway Image"-Schmiede auf die Leinwand schafft. Johnnie To und seine Produktionsfirma haben einige sehr ungewöhnliche und herausragende Thriller auf die Beine gestellt, in denen u.a. Karma eine große Rolle spielt, sodass am Ende alles auf fast göttliche Weise zusammenläuft (wie in beispielsweise "Expect the Unexpected"). Diesmal wird das Ganze jedoch auf die Spitze getrieben, denn Schicksal und Karma sind das alles durchziehende Motiv in "Mad Fate", durch die von Anfang an alles miteinander verbunden ist. Die Mischung aus Wahrsagerei, Geomantie und Okkultismus gibt der Geschichte ein Gerüst, das uns nie ganz erahnen lässt, was uns als nächstes erwartet. Zudem stehen im Mittelpunkt zwei Charaktere, die zum einen gar nicht zueinander passen und die zum anderen alles andere als liebenswerte Persönlichkeiten sind. Das macht "Mad Fate" äußerst faszinierend, zieht aber auch einige ernste Probleme nach sich.
Der Held der Geschichte ist stets bemüht, dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen. Doch er kämpft gegen eine Übermacht kosmischen Ausmaßes. Immer wieder gibt es Zufälle, die sich ereignen, Faktoren, die auf abstruse Weise zusammenspielen, oder schlichtweg schon göttlich zu nennende Interventionen. Unweigerlich wird man sich daher an "Final Destination" erinnert fühlen. Die Dominosteine fallen zu sehen, macht einfach Spaß. Der Wahrsager ist auch alles andere als ohnmächtig, denn seine auf den ersten Blick wirr anmutenden Ratschläge und Objekte, die es im Raum aufzustellen gilt, beweisen bei einer seiner Klientinnen, dass sie in der Tat den Tod abwenden können. Im Fokus steht für den Protagonisten aber Siu-tung, dem vorherbestimmt ist, zum Mörder zu werden. Immer wieder blitzt der Wahnsinn und die Lust zum Mord in seinen Augen auf und etwas scheint wie ein Dämon von ihm Besitz zu ergreifen. Was in anderen Geschichten durchaus etwas unglaubwürdig hätte wirken können, funktioniert hier erstaunlich gut, weil man sich in der Welt von "Mad Fate" tatsächlich vorstellen kann, dass ein übernatürliches Wesen von ihm Besitz ergriffen hat.
Lokman Yeung ("The Way We Dance") liefert eine gelungene Darstellung eines Menschen ab, der selbst in den Augen seiner Schwester ins Gefängnis gehört, da er eine tickende Zeitbombe ist. Siu-tung verdient unsere Sympathie an keiner Stelle, da er nicht das Blutvergießen verhindern will, sondern nur, jemals wieder ins Gefängnis zu gehen. Dass wir uns trotzdem mit ihm arrangieren können, spricht für Regisseur Soi Cheang ("Limbo") und sein Talent eine ungewöhnliche Welt und Atmosphäre zu kreieren. Da alles in dieser Welt ineinandergreift, wirkt sie oft auch surreal. Der Himmel verdunkelt sich immer wieder mit ominösen Wolken, Wind schüttelt Gebäude und Personen durch und selbst der Mond wirkt wie aus einer Anderwelt. Nicht unschuldig daran ist aber der Wahrsager, denn vermutlich nehmen wir in vielen Szene seine Perspektive ein - und der Held der Geschichte steht an der Grenze zum Wahnsinn. Manchmal sogar einen Schritt darüber hinaus.
Das größte Lob verdient "Mad Fate" wohl für die schauspielerische Leistung von Gordon Lam, dessen Rolle interessanterweise etwas dem Protagonisten aus "Mad Detective" ähnelt, wo er ebenfalls (wenn auch in einer völlig anderen Rolle) mitgespielt hat. Lam hat die ziemlich schwierige Aufgabe, ein Konzept wie das der Wahrsagerei/des Fengshui glaubhaft darzustellen, sodass wir ihm die Prämisse der Geschichte abkaufen können, gleichzeitig aber klarzumachen, dass der Wahrsager durch seine Eltern, die psychische Probleme hatten, prädestiniert ist, ebenfalls wahnsinnig zu werden. Und immer wieder bricht der Wahnsinn auch völlig offensichtlich aus ihm heraus. Zum Ende hin wird man in einen regelrechten Strudel gerissen, sodass man an Realität und Wirklichkeit zweifeln muss. Über allem steht aber die Frage, ob Siu-tung seiner Bestimmung entkommen kann, ein schlechter Mensch und Mörder zu werden. Sollte der Wahrsager erfolgreich sein, hätte er auch Buße für den Tod seiner Frau leisten können, über den wir später mehr erfahren.
"Mad Fate" ist aber kein Film für jeden. Der abgedrehte Kampf gegen das Schicksal hält stets Überraschungen bereit, aber man weiß eben nie, woran man ist und kann sich schlecht mit den Charakteren identifizieren. Wären da nicht die guten darstellerischen Leistungen, allen voran die von Gordon Lam, hätte der Film schnell auseinanderfallen können. Es dürfte auch einigen schwerfallen, dem etwas anderen schwarzen Humor im Film etwas abzugewinnen, wie z.B. die unbeschwerte klassische Musik, die manchmal mit einem ungewöhnlichen Instrument gespielt einen Kontrast zum Geschehen kreiert. An anderer Stelle kann der Thriller auch sehr düster und auch mal blutig ausfallen. Leider ist das CGI, besonders in Form einer Katze, so schlecht geraten, dass es schon lachhaft ist. "Mad Fate" hat auch an einigen anderen Stellen einige Ecken und Kanten, die hätten auspoliert werden müssen. Andererseits macht dieses Grobe und die ungewöhnliche Mischung sowie der Umstand, dass man nie weiß, wohin uns die Geschichte als nächstes trägt, den besonderen Reiz des Thrillers aus. Fans der HK-Filme aus Milkyway-Produktion werden hier zweifellos ihren Spaß haben.