Story: Yong-goo (Ryoo Seung-ryong) ist geistig behindert und kümmert sich liebevoll um seine kleine Tochter Ye-seung (Gal So-won). Er möchte
ihr eine Sailer Moon-Schultasche kaufen und folgt deshalb einem kleinen Mädchen, das ihm einen Laden zeigen will, der diese noch verkauft. Doch das Mädchen
stirbt, offenbar durch den Schlag mit einem Ziegelstein, und Yong-goo steht über ihr und hat sie halb entkleidet, als ihn eine Zeugin sieht. Für die Polizei
und die Medien ist der Fall sofort klar, zumal das Opfer die Tochter des Polizeipräsidenten ist und Erfolge schnell verbucht sein müssen. Im Gefängnis wird
Yong-goo wegen seines Verbrechens auch alles andere als freundlich empfangen, doch seine Zellkumpanen unter dem Anführer Yang-ho (Oh Dal-soo) finden schnell
heraus, dass es sich bei dem Tod des Mädchens um einen unglücklichen Unfall gehandelt hat und die Polizei den geistig behinderten Mann mit Schlägen und
Versprechungen zu einem Geständnis gezwungen hat. Selbst der Gefängnisdirektor (Jeong Jin-yeong) zweifelt an Yong-goos Schuld. Irgendwie gelingt es Yong-goos
neuen Freunden dann sogar Ye-seung in das Gefängis zu schmuggeln. Viel Zeit bleibt den beiden aber nicht, denn Yong-goo ist zum Tode verurteilt...
Kritik: Es kommt vor, dass Dramen extrem manipulativ vorgehen und dennoch ihr Ziel wider jeglichen besseren Wissens erreichen. "Miracle
in Cell No. 7" fällt nicht nur in diese Kategorie, sondern weiß auch gar nicht so recht, was er überhaupt sein soll. Eine abgedrehte Komödie, die nebenbei
ein problembehaftetes Rechtssystem anprangert, oder ein Drama über die Ungerechtigkeit, die einem geistig behinderten Menschen zustößt, aus einem sehr
humorgeschwängertem Blickwinkel. Nicht mal als Tragikomödie kann der Film bezeichnet werden, da er dafür zu sehr ein Familiendrama ist. Es gibt genügend
Gründe, den Film schlechtzureden, aber er funktioniert einfach trotz allem unwahrscheinlich gut, nicht zuletzt dank einer hervorragenden Besetzung, die
jegliche Probleme des Drehbuchs unter den Teppich kehrt.
Schon die Geschichte des Films zeigt uns, dass hier eigentlich nicht zusammenpassende Teile zu einem Ganzen zusammengesetzt werden und man dem Zuschauer
ziemlich viel abverlangt, wenn er damit zurechtzukommen soll. Aber irgendwie geht dieser Mix trotz extremen Kitsches dennoch auf. Regisseur Lee Hwan-gyeong
hat bereits mit "Champ" und "Lump Sugar" zwei Filme über Pferde gedreht, die sich auf wohlig warmen Kitsch spezialisiert haben. Wie sehr er seine Kunst
perfektioniert hat, ist auch hier zu sehen. Die Szenen sind alle sehr sonnendurchflutet, die Bilder sehr bunt und dennoch bleibt genügend Raum für Herzschmerz
und zugegeben auch ein paar sehr gut funktionierende lustige Einlagen. Ein paar der Witze mögen zwar in der Übersetzung verloren gehen, aber es gibt auch
ausreichend Situationskomik.
Ryoo Seung-ryong spielt häufig die zweite Geige in Filmen, so z.B. in "Masquerade" oder "War of the
Arrows", diesmal übernimmt er die Hauptrolle, dann wiederum aber auch nicht, da das Drama doch eher ein Ensemble-Stück ist. Dennoch ist seine Leistung wieder
einmal erstaunlich. Nicht nur, dass man ihn zuerst gar nicht erkennt, er erinnert vielmehr an Shin Ha-kyun, sondern er meistert auch eine schwierige Rolle,
schließlich läuft die Porträtierung eines Behinderten immer darauf hinaus, dass man Gefahr läuft, lächerlich zu wirken. Ryoo hat es verdient, endlich mal
den großen Durchbruch zu erlangen und lange kann das nicht mehr dauern. An seiner Seite spielt Gal So-won die Tochter, wobei sie manchmal etwas zu erwachsen
und dann auch wieder zu süß scheint. Schauspielerisch muss man aber auch vor ihr den Hut ziehen.
Die eigentliche Stärke sind aber die restlichen Nebendarsteller. Oh Dal-su, seit "Oldboy" ewiger Nebendarsteller, führt die
Zellenkameraden an und sorgt mit den anderen trotz zuweilen karikativer Züge für viel Spaß und dafür, dass man die Charaktere schnell ins Herz schließt.
Einzig Park Sin-hye ("Cyrano Agency") als taffe, zuweilen hölzerne Anwältin in der Rahmenhandlung, die vor Gericht spielt,
kann nicht ganz überzeugen. Es ist ohnehin fraglich, ob jene Rahmenhandlung wirklich notwendig ist, denn ein Gerichtsdrama ist der Film sicherlich nicht,
andererseits dann aber doch. Man kann sich schlecht vorstellen, dass "Miracle in Cell No. 7" tatsächlich das koreanische Rechtswesen anprangern will, auf der
anderen Seite schafft er es, dass man sich genügend Gedanken darüber macht, was vermuten lässt, dass genau dies das Ziel war.
Neben der technisch einwandfreien Umsetzung inklusive einem ungewöhnlich gut gelungenen Soundtrack, kann der Film trotz vieler manipulativer Tränen vollkommen überzeugen. Man weiß bei den Zutaten, einem geistig Behinderten, einer kleinen Tochter, die ihren Vater braucht, dem Gefängnis als Schauplatz und der ausgesprochenen Todesstrafe, sehr wohl, was einen erwartet, aber mitleiden wird man dennoch. Da fragt man sich doch, ob man vor einem Film, bei dem man weiß, dass man nach allen Regeln der Kunst zum Tränenvergießen genötigt wird, besonderen Respekt haben muss, wenn ihm dies trotz allem tatsächlich noch gelingt. "Miracle in Cell No. 7" ist einer jener wenigen Filme, die auf dem Papier nicht funktionieren können, aber auf dem Bildschirm eine tolle Achterbahnfart voll Humor und Drama bieten.