Story: Dugu Yue (Shen Teng) war in seinem Leben in allem mittelmäßig und das war auch stets sein Ziel gewesen. Trotzdem ist er gut genug, bei einer Mondmission als Wartungsarbeiter tätig zu sein. 300 Menschen sind auf dem Mond stationiert, um von dort gigantische Raketen auf einen Asteroiden abzufeuern, der in baldiger Zukunft die Erde treffen soll. Das "UNMS Project" sieht zudem vor, das Trümmer des abgelenkten Asteroiden vom Mond abgefangen werden. Die Mission scheint geglückt und Dugu überlegt die ganze Zeit, wie er der Kommandantin Ma Lanxing (Ma Li) seine Liebe gestehen kann. Das vereinnahmt ihn sogar so weit, dass er nicht mitbekommt, wie die ganze Mondstation in Alarm versetzt wird, weil die Trümmer früher als gedacht auf den Mond auftreffen. Die Mondstation wird evakuiert, 299 Menschen steigen in ihre Raketen und schaffen es rechtzeitig, den Mond zu verlassen. Dugu ist der einzige, der zurückbleibt. Kurze Zeit später sieht er, wie der abgelenkt geglaube Asteroid die Erde trifft und der Planet in eine gigantische Aschewolke gehüllt ist. Dugu glaubt, er sei der einzige Überlebende der Menschheit, tatsächlich ist der Funkkontakt zu ihm nur abgebrochen und die UNMS-Mitglieder können sein Leben auf der Mondstation über die diversen Kameras ganz genau mitverfolgen. Dugu wird den Überlebenden auf der Erde sogar in einem Live-Stream als Held präsentiert, um ihnen Hoffnung zu geben. Sie haben aber nicht damit gerechnet, dass Dugu seine Zeit hauptsächlich damit verbringen würde, sich mit einem von Forschern zurückgelassenen Känguru zu prügeln bzw. von diesem verprügelt zu werden. Dennoch müssen die UNMS-Mitglieder Dugu irgendwie auf die Erde zurückholen, auch wenn er auf dem Mond erstmal auf sich alleine gestellt ist...
Kritik: Chinesischer Humor kann sicherlich die eine oder andere kulturelle Barriere zum Vorschein bringen, oft bewegt er sich auch einfach auf dem Niveau von Klamauk. Allerdings ist mir nicht verständlich wie "Moon Man" international nicht etwas mehr Werbung bekommen konnte. Nicht nur, dass der Humor hier eindeutig häufiger ins Schwarze trifft als nicht, sondern wir bekommen zudem noch einen Science-Fiction-Film, der hinsichtlich seiner Charaktere und Geschichte alle bisherigen Blockbuster wie "The Wandering Earth 2" oder "Shanghai Fortress" in den Schatten stellt. Daneben leistet er auch hinsichtlich der Spezialeffekte Großartiges. "Moon Man" ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, in der sich stets neue Probleme ergeben, die dann auf originelle Weise gelöst werden. Dazu kommen noch verschrobene, aber liebenswürdige Protagonisten und ordentlich Spannung.
Die Sci-Fi-Komödie beginnt mit einem eindeutigen Fokus auf Humor. Vieles ist ungemein absurd und das in positiver Hinsicht. Während es in den meisten Sci-Fi-Streifen eigenartige Logikfehler im Drehbuch gibt, die absolut keinen Sinn ergeben, nutzt "Moon Man" diese für seine Geschichte und macht sich zugleich über diese lustig. Damit ist der Film irgendwie glaubwürdiger als so mancher ernstgemeinter Sci-Fi-Blockbuster. Als Dugu Yue dann alleine auf dem Mond festsitzt, fühlt man sich natürlich an "Castaway" ("Castaway on the Moon" wäre ein naheliegender Titel gewesen, so heißt aber schon ein koreanischer Film von 2009), aber auch beispielsweise "Der Marsianer" erinnert. Nur, dass hier alles etwas kurioser ist und das fängt schon mit dem Känguru an, das Yues einziger Begleiter ist. Die beiden geraten immer wieder aneinander und es entsteht eine Art Hass-Liebe, die sich schließlich dahingehend wandelt, dass sich der Film später manchmal wie ein Buddy-Movie anfühlt. Aber auch Yues Liebe für Ma wird immer mal wieder für einen Witz herangezogen. Schließlich weiß er nicht, dass auf der Erde sein Leben (ebenso von Ma selbst) mitverfolgt wird. Dass "Moon Man" hier nicht den Weg gegangen ist, Humor über Fremdschämen zu erzeugen, kann besonders beeindrucken.
Es sollte auch nicht verwundern, dass der Humor die meiste Zeit gut funktioniert und selbst in dramatischen Momenten (zumindest abseits des Finales) die Spannung durch unerwartete Lacher aufgebrochen wird. Denn die Comedy-Truppe Ma Hua FunAge, zu der auch die beiden Hauptdarsteller gehören, zeichnen sich für den Film verantwortlich. Darüber hinaus bietet der Plot noch eine etwas andere Liebesgeschichte, die wegen ihrer Einseitigkeit (?) sowohl romantisch also auch lustig ausfällt. Generell ist überraschend, wie sehr einen der Film emotional involvieren kann, obwohl Dugu Yue nicht nur von seiner Liebe, sondern auch allen anderen Menschen getrennt ist. Auch die dramatischen Momente sind sehr effektiv und sogar während des Finales weniger kitschig, als man es erwartet hätte. Dennoch muss als Kritikpunkt genau jenes Finale kurz angesprochen werden. Der Humor tritt hier eindeutig in den Hintergrund und Raum für ein paar Tränen werden geschaffen. Zugegeben, man geht hier recht effektiv vor, aber dass es sich bei "Moon Man" um eine Komödie handelt, vergisst man dann schnell.
Vielleicht kann man eben genau hier das Ursprungsmaterial ausmachen. Die Geschichte basiert nämlich auf dem koreanischen Webtoon "Moon You" von Jo Seok und die Südkoreaner sind ja bekannt dafür, gegen Ende gerne mal die Tränen sprechen zu lassen. Gleichzeitig ist das Ursprungsmaterial aber auch eine Erklärung für die zahlreichen Geschehnisse, Probleme und Wendungen. Es offenbart sich hier ein wahres Auf und Ab zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Wie gesagt ist die Geschichte auch immer wieder erstaunlich originell. Beeindruckend ist dabei, dass die Ereignisse sich nicht episodenartig anfühlen. Allerdings bekommt man doch den Eindruck, dass der Film mit seinen zwei Stunden ein wenig zu lang ausfällt. Auch der Fokus auf Emotionalität gegen Ende stößt ein wenig bitter auf, selbst wenn eine chinesische Version von "Take Me Home, Country Roads" in der richtigen Situation tatsächlich sowohl mitnehmend als auch irgendwie absurd/lustig sein kann.
Die Spezialeffekte sind ein weiterer unerwarteter Pluspunkt. Zu jeder Zeit hat man das Gefühl, sich auf dem Mond zu befinden, während gleichzeitig einige der Actionszenen auch mit einem Augenzwinkern etwas Comichaftes ausdrücken. Ein wenig fühlt man sich dann an "Kung Fu Hustle" erinnert. Selbst das Känguru, das auch ein billiges Maskottchen hätte werden können, ist überzeugend und entwickelt seine eigene Persönlichkeit, womit es einer der Hauptgründe ist, warum Yue nicht in seiner Einsamkeit wahnsinnig wird. Da der Humor die meiste Zeit zündet, die Charaktere liebenswert sind und die Geschehnisse ohne Unterlass spannend ausfallen, ist "Moon Man" damit ein herausragender Film, der bisherige Sci-Fi-Produktionen aus China mit Leichtigkeit übertrumpft. Das Ende mag etwas zu viel Drama im Gepäck haben, aber für sich alleine genommen, ist auch dieses ansprechend. In meinen Augen verdient "Moon Man" aber noch einen Bonuspunkt dafür, dass er bekannte Elemente aufgreift und damit etwas Originelles erschafft, ohne dass dadurch der Unterhaltungsfaktor leiden würde.