Story: In der Zukunft hat die Menschheit eine neue Energiequelle entdeckt. Taikonauten haben von einem Asteroiden die Energiequelle Xianteng mitgebracht, die schon bald alle anderen Energiegewinnungsmethoden verdrängt hat. Das hat der Menschheit jedoch ein ganz neues Problem beschert. Außerirdische sind auf die Erde und vor allem das Xianteng aufmerksam geworden und haben bereits alle großen Städte, die Xianteng gelagert haben, ausradiert und die Energiequelle mitgenommen. Shanghai ist die letzte Festung auf dem Planeten, der noch Xianteng zur verfügung steht. Unter einem gigantischen Schild versuchen die Bewohner mit der konstanten Gefahr zu leben und das Militär bildet eine Spezialeinheit aus, die in der Lage ist, dem immer wieder auftauchenden Mutterschiff Einhalt zu gebieten. Einer der Piloten, die ausgebildet werden, ist der junge Jiang Yang (Lu Han), der heimlich in Offizierin Lin Lan (Shu Qi) verliebt ist. Er traut sich aber nicht, ihr seine Gefühle zu gestehen, bis es eines Tages zu spät sein könnte. Denn das Mutterschiff taucht wieder auf und die Vereinten Nationen beschließen, nachdem das Schild der Stadt beschädigt wurde, nicht nur Abfangjäger zu starten, sondern auch eine riesige Kanone einzusetzen, um das Mutterschiff zu zerstören. Die Geheimwaffe überrascht die Außerirdischen, vernichtet diese aber nicht, weshalb sie fliehen können. Durch die enorme Energie, welche die Kanone benötigte, besteht zurzeit eine Energiefluktuation, die dafür verantwortlich ist, dass das Schild um Shanghai sehr instabil ist. Die Stadt liegt auf dem Präsentierteller...
Kritik: Was genau haben die Macher von "Shanghai Fortress" bitte erwartet? Die Idee war selbstverständlich, an den enormen Erfolg von "The Wandering Earth" anzuknüpfen, ein Film, der auch nicht unbedingt ein Meisterwerk genannt werden kann, aber einen richtigen Sci-Fi-Boom in China ausgelöst hat. Regisseur Teng Huatao hat das chinesische Publikum wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Studios wollen Geld machen und gehen dabei den Weg des geringsten Widerstands. Das bedeutet viele Spezialeffekte, laute Explosionen, nahmhafte Stars. Der Rest bleibt auf der Strecke. Doch alles lässt sich das chinesische Publikum anscheinend nicht gefallen, auch wenn man bei so manchem Fantasy-Streifen den Eindruck bekommen könnte. "Shanghai Fortress" wurde in seinem Produktionsland nämlich mit unzähligen negativen Kritiken bestraft. Ein über Maßen schlechtes Drehbuch sowie bestenfalls mittelmäßige schauspielerische Leistungen sind der Grund dafür.
Der Umstand, dass sich so kritisch über den Film ausgelassen wurde und er auch an den Kinokassen ein ordentlicher Flop war, zwang sogar den Regisseur dazu, sich für den Film zu entschuldigen. Autor Jiang Nan, auf dessen Roman der Film basiert und der ebenfalls am Drehbuch mitgewirkt hat, musste ebenfalls ein paar Worte der Entschuldigung verkünden, um seine enttäuschten Fans zu besänftigen. Was ist aber das Problem des Sci-Fi-Streifens? Sicherlich kann es nicht nur sein, dass wir einen stupiden Actionstreifen bekommen, denn davon gibt es auch aus Hollywood genügend und diese können sogar manchmal Spaß machen. Es ist hauptsächlich die mangelnde Identität des Films. Denn auch wenn es sich hier um einen militärischen Sci-Fi-Film handeln soll, hat man doch irgendwann das Gefühl, eher eine Romanze zu sehen. Das ist unverständlich, denn damit der Film als solcher funktioniert, hätte die Charakterausarbeitung weitaus mehr bieten müssen als die gerade einmal skizzierten Protagonisten.
Shu Qi ("The Adventurers") verdient aber in der Tat ein paar positive Worte. Sie macht das beste aus der flachen Rolle des strikten Militäroffiziers, da sie der Person in ein paar Momenten etwas Menschliches und auch Weibliches zu geben vermag. Dann ist da auch noch Sun Jialing in einer Nebenrolle als weibliche Pilotin, die der Geschichte mehr Leben einhauchen kann. Aber das alles ist irrelavant, da mit Lu Han ein absoluter Fehlgriff gemacht wurde. Zunächst einmal dachte ich mir, dass ein solch androgyner Held vielleicht zwar ein interessanter Kontrast zum Testosteron-überladenem Superhelden sein mag, aber er hatte dann doch etwas zu Boygroupmäßiges an sich. Ja, wie ignorant kann man denn sein? Es handelt sich doch hier tatsächlich um das Ex-Mitglied der koreanisch-chinesischen Boyband EXO! Toll, aber schauspielern kann Lu Han trotzdem nicht. Außerdem wäre es nicht schlecht gewesen, hätte er mit seinen fast 30 Jahren einen Image-Wechsel angestrebt.
Weiterhin ist es irgendwie unpassend, dass sich die Liebesgeschichte um einen jungen Mann dreht, der augenscheinlich 20 ist und einen Offizierin, die von einer Darstellerin über 40 porträtiert wird. Zugegeben, beide Darsteller sehen zehn Jahre jünger als ihr tatsächliches Alter aus, aber eigenartig ist die Liebesgeschichte trotzdem. Vielleicht aber auch nur, weil sie niemals ernsthaft vom Fleck kommt. Eine Entwicklung gibt es nicht und von ein paar Nachrichten auf dem Handy abgesehen, geschieht auch sonst nichts, was eine Dynamik zwischen den Charakteren kreieren könnte. Die Einheit selbst soll ein eingespieltes Team sein, aber die Nebendarsteller sind nicht überzeugend und das obligatorische Ableben geht uns bei den meisten von ihnen nicht nahe. Das Drehbuch leistet also weder auf Storyebene noch bei der Charakterzeichnung irgendetwas Annehmbares ab. Die Dialoge sind zum Teil auch schrecklich. An einer Stelle wird sich über ein paar kitschige Zeilen lustig gemacht, nur um dann später in Monologen noch kitschiger zu werden.
Gelobt wurden von Kritikern aber manchmal die Spezialeffekte. Während die Zerstörung der Stadt manchmal ganz annehmlich aussieht, habe ich mir bei der Darstellung der Alienflieger anfangs nur gedacht, dass diese hoffentlich nur so schlecht aussehen, weil es sich um eine Simulation handelt. Doch auch später sah alles gleichermaßen billig aus. Da der Großteil der 57 Millionen Dollar angeblich doch nicht bei Lu Han gelandet sind, darf man sich fragen, wo sie denn nun sind? Jedenfalls nicht bei den Spezialeffekten. Auch nicht beim Drehbuch, schließlich werden die wichtigsten militärischen Einrichtungen von Soldaten mit ineffektiven Waffen beschützt und ein billiger Epilog an Epilog gereiht langweilt auch noch, nachdem die fade Action verpufft ist. Vielleicht mag es ein paar emotionale Momente geben, aber weder als Sci-Fi-Film noch Romanze funktioniert "Shanghai Fortress". Ein Film, den man getrost an sich vorbeiziehen lassen kann. Dann doch lieber den wesentlich nachdenklicher machenden "Last Sunrise" sehen.