Story: Mrs. K (Kara Wai) ist mit einem Gynäkologen (Wu Bai) verheiratet und hat eine Tochter (Siow Li Xuan). Doch in dem Leben der Ehefrau stand nicht immer das Familienglück im Vordergrund. Eines Tages wird sie von einem ehemaligen Polizisten aufgesucht, der sie versucht zu erpressen. Er weiß nämlich, dass sie vor fünfzehn Jahren einen spektakulären Überfall auf ein Casino in Macau begangen hat. Ihre damaligen Komplizen wurden vor Kurzem getötet und der Erpresser findet bald heraus von wem. Der ehemalige Polizist Scarface (Simon Yam), der ebenfalls in den Überfall involviert war, sucht bereits seit Ewigkeiten Mrs. K und dank des Erpressers weiß er nun endlich, wo sie sich all die Jahre aufgehalten hat. Er hatte damals das Team verraten und wollte das Geld für sich behalten, weshalb Mrs. K keine andere Wahl hatte, als ihn zu erschießen. Unglücklicherweise überlebte Scarface und wird seit jenem Tag von grausamen Kopfschmerzen geplagt. Er entführt Mrs. Ks Tochter und verlangt Lösegeld. Mrs. K ist sich allerdings bewusst, dass Scarface in Wirklichkeit Rache will. Daher setzt sie alles daran, ihre Tochter zu finden. Dieser gelingt es aber selbst zu fliehen. Da sie sich irgendwo im Niemandsland befindet, ist nun die Frage, wer sie zuerst findet: ihre Mutter oder Scarface.
Kritik: Bei Filmen wie "Mrs. K" kann man sich als Kritiker nur uneins sein. Aber das ist auch kein Wunder, denn dieser Thriller, der zweifellos an "Taken"
erinnern muss, ist selbst recht inkonsistent in seinem Ton. Es gibt genug Elemente, die den Film erinnerungswürdig machen, genauso gibt es aber auch Momente, die glauben machen, man hätte hier wohl eher einen Independent-Streifen vor sich. Schuld daran ist größtenteils ein verworrenes Drehbuch, das die Geschichte nicht an einem Faden aufzieht,
sondern immer wieder Abzweigungen nimmt, die der Geschichte nicht wirklich weiterhelfen. Als Actionthriller ist der Film überdies etwas zu langsam geraten, obwohl es ab und zu ein paar Actionszenen gibt, die absolut überzeugen können, weil die Gefahr stets greifbar ist und Schläge und Tritte auch die nötige Härte besitzen. Immer wieder zeigt sich
aber, dass Regisseur Ho Yuhang selbst nicht so genau weiß, wo er mit seinem Film hin will.
Anstatt Liam Neeson in dem bereits erwähnten "Taken" ist es hier Kara Wai (oder Kara Hui), die den gealterten Action-Star mimt. Mit "My Young Auntie" ist sie einem Shaw-Brothers Klassiker verewigt, aber heutzutage ist sie eher in ruhigeren Rollen wie in "Rigor Mortis" zu sehen.
Kein Wunder, ist sie doch mittlerweile Ende fünfzig. Dennoch scheint es manchmal, als wollte Regisseur Ho sie hier wieder als Action-Ikone ins Rampenlicht rücken. Oder ihr zumindest ein Comeback als Hauptdarstellerin bieten wollen, so wie Tarantino es für Pam Grier gemacht hat. Dieser Vergleich liegt auch nahe, weil Mrs. K als musikalisches Motiv einen Spaghetti-Western-Song von Franco Micalizzi uand Roberto Pregadio bekommen hat und Tarantino sich ebenfalls oft solcher Soundtracks bedient hat. Das Lied steht in einem eigenartigen Kontrast zum ansonsten synthesizerlastigen Soundtrack von Fugu, der auf der durch "Stranger Things" wachgerufenen Nostalgie-Welle der 80er Jahre mitzureiten scheint.
Das Problem ist allerdings, dass sich "Mrs. K" ansonsten aber keineswegs wie ein 80er-Jahre-Film anfühlt. Bereits an der Musik kann man also erkennen, dass man hier keinen einheitlichen Thriller bekommt. Manchmal beißen sich die Kontraste enorm. Das wird auch in der Szene offenbar, in der uns Mrs. K vorgestellt wird. Diese ist leichtherzig und gibt uns einen Vorgeschmack darauf, dass die Protagonistin einige Leichen im Keller haben könnte. Diese Einleitung bereitet uns aber nicht auf den ansonsten recht düsteren Thriller vor. Der Hang zur Sprunghaftigkeit zeigt sich auch in der Entwicklung der Geschichte. Immer wieder scheint der Tochter die Flucht zu gelingen, nur damit sie kurz darauf wieder gefangen wird. Auch Mrs. K scheint andauernd im Kreis zu laufen. Davon abgesehen sind die Motive des Bösewichts, gespielt von Simon Yam ("Two Thumbs Up"), etwas unklar. Zumindest sein Verhalten deckt sich nicht immer mit dem, was wir über ihn wissen. Natürlich könnte man anführen, dass sein Charakter komplexer ausgelegt ist, als es zunächst den Anschein haben mag, aber dann haben die Drehbuchschreiber einfach schlechte Arbeit abgeliefert.
Der Wechsel der Schauplätze ist ebenfalls oft eigenartig. Das wird auch noch dadurch verschlimmert, dass es sogar die eine oder andere Traumsequenz gibt, deren Daseinsberechtigung freundlich ausgedrückt fragwürdig ist. Ein paar der Ideen und Schnitte sind auch zu stark darauf ausgelegt, den Zuschauer in die Irre zu führen. Vor allem die Szene, in der eine der Hauptfiguren augenscheinlich von einem Auto überrollt wird, ist eigenartig. Dann wiederum muss man sich fragen, ob Regisseur Ho nicht auch einen ungewöhnlichen Sinn für Humor beweisen wollte. Das lässt sich in der Parallelität der Szene erkennen, in der einer der Entführer zum zweiten Mal aufwacht und das Entführungsopfer nicht an seinem Platz vorfindet. Aber in diesem Fall kann der Humor nicht als gelungen bezeichnet werden. Er ist schlichtweg unsauber umgesetzt. Genau dasselbe kann über die Charaktere gesagt werden, die alle eine gewisse Tiefe zu haben scheinen, aber niemals etwas von dieser preisgeben.
Es gibt ebenfalls einige Cameos von Altstars sowie jungen Talenten, wobei Fruit Chans Auftritt (Regisseur von Filmen wie "The Midnight After") am eigenartigsten ist. Obwohl "Mrs. K" durchaus versucht, ein Actionthriller zu sein, ist er keineswegs auf ein breites Publikum zugeschnitten. Die Eigenheiten des Films sorgen aber dafür, dass stets eine gewisse Faszination für die Geschehnisse auf dem Bildschirm bleibt. Die Action und Brutalität ist zudem sparsam eingesetzt, kann aber qualitativ überraschen, sodass der Film auch hinsichtlich seines Unterhaltungswerts einiges abliefern kann. Ein gelungenes Finale rundet den ansonsten gemischten Gesamteindruck ab. Es bleibt am Ende also nur zu sagen, dass "Mrs. K" ein gewisser Charme des Eigenartigen anhaftet, dass der Streifen aber stets unterhaltsam genug ist, als dass dies ihm nicht immer negativ auszulegen ist.