Story: Doo-yeong (Doh Kyung-soo) ist dabei, für sein Land die Goldmedaille im Judo zu holen. Allerdings verliert er letztlich und wird so schwer
verletzt, dass er sein Sehvermögen verliert. Sein älterer Halbbruder Doo-sik (Jo Jeong-seok) sitzt wegen Betrugs im Gefängnis und nutzt die Behinderung seines
Bruders als Grund, um auf Bewährung freizukommen. Aber er hat nicht ernsthaft vor, sich um seinen Bruder zu kümmern. Doo-yeong ist außerdem alles andere
als begeistert, dass sein Bruder zu ihm zieht, zumal er sich wegen seiner Behinderung vor allen verstecken will. Als Doo-sik jedoch sieht, wie depressiv
sein Bruder ist und dass dieser sogar wegen Mangelernährung ins Krankenhaus muss, fängt er zunächst widerwillig an, ihm zu helfen. Langsam aber sicher baut
sich ein Band des Vertrauens auf, auch wenn Doo-sik von seinen alten, betrügerischen Gewohnheiten noch nicht losgekommen ist. Darüber hinaus taucht Doo-yeongs
ehemaliger Coach Soo-hyeon (Park Shin-hye) auf und möchte, dass dieser sein Training fortsetzt und bei den Paralympics antritt. Der Judoka ist alles andere
als bereit dazu und sein Bruder unterstützt ihn zuerst bei seiner Entscheidung. Allerdings erfährt Doo-sik dann, dass er nicht mehr lange zu leben hat,
und so möchte er seinem Bruder wieder einen Sinn im Leben geben.
Kritik: Auf dem Papier sieht "My Annoying Brother" wie alle anderen koreanischen Dramen aus, die zunächst auf humoristischer Ebene Sympathien
für die Charaktere aufbauen, um dann in der zweiten Hälfte das Drama mit voller Breitseite zuschlagen zu lassen. Diese Form der Zuschauermanipulation ist
billig und hat schon so manchen interessanten Film gegen die Wand gefahren. Allerdings ist das hier anders. Wir sind tatsächlich gewillt, uns von den
vorhersehbaren, ja eigentlich schon obligatorischen Szenen des Dramas mitnehmen zu lassen und die eine oder andere Träne zu vergießen. Der Grund dafür ist ein
toll geschriebener Protagonist und seine besondere Beziehung zu seinem Bruder. Wir lachen und wir weinen und letzteres kann nur funktionieren, weil die
dramatischen Szenen mit immer wieder eingestreutem Humor kontrastieren und damit das Schlimmste ihres Klischeegehalts verlieren.
An sich scheint der Plot auch nicht viel herzumachen. Ein Lügner und Betrüger kehrt nach Jahren zu seinem Bruder zurück, um diesen zu pflegen. Zumindest
offiziell, weil er so auf Bewährung aus dem Gefängnis kommt. Natürlich zeigen sich nach und nach die guten Seiten des älteren Bruders und sein
Verantwortungsgefühl wächst immer weiter. Es gibt eigentlich kaum etwas, das man bei dem Drehbuch nicht vorhersehen könnte. Allerdings gibt es da die Dialoge
und Charaktere, die einfach großartig geraten sind. Vor allem Doo-sik ist eine ungemein interessante und auch vielschichtige Persönlichkeit. Es hätte jedoch
ohne Weiteres passieren können, dass die verschiedenen Seiten dieser Person nicht zu einem kohärenten Ganzen zusammengesetzt werden. Schließlich bietet
der Film nur wenig Raum, um Doo-siks 180°-Wende glaubwürdig auf den Bildschirm zu bringen.
Glücklicherweise gelingt Darsteller Jo Jeong-seok ("The Face Reader") genau das. Der Film steht und fällt eigentlich mit ihm.
Und Jo macht keine Fehler. Sei es in den dramatischen Szenen, in denen er aus dem Nichts glaubwürdig Tränen hervorbringen kann, die nicht danach aussehen,
als würden sie für ein Taschentuchdrama fließen, oder in den kleinen Nuancen, die seine Gefühle so echt erscheinen lassen. Daneben ist seine etwas rauhere Art
ebenso verantwortlich dafür, Klischees aufzubrechen, indem er diese stets sarkastisch kommentiert, auch wenn ihm dabei selbst die Tränen fließen. Auf
elegante Art umschifft der Film damit auch einige der augenscheinlichen Stereotype um Millimeter. Aber es sind genau diese Millimeter, die dafür sorgen, dass
man nicht die Augen verdreht, sondern sich gerne von dem Drama auf eine zugegeben vorhersehbare Reise mitnehmen lässt.
Vielleicht gebührt Drehbuchschreiberin Yoo Yeong-ah aber auch mehr Lob, als man ihr anfangs zukommen lassen will. Denn tatsächlich sind es auch einige kleine
Sätze und Dialoge, die "My Annoying Brother" qualitativ so sehr über andere Taschentuchdramen setzt. Nicht zuletzt hat sie auch an dem Drehbuch zu
"As One" mitgeschrieben. Parallelen zu diesem Film zeigen sich auch im Sportthema und dem Finale. Interessant ist hier, dass das
Sportfinale gar nicht so fehl am Platz wirkt, wie es eigentlich hätte sein müssen. Und trotz einiger Klischees, trauriger Musik (wenn auch nicht ganz so
aufdringlich wie in anderen Werken) und den obligatorischen Rückblenden, erspart man uns die schlimmsten Vergehen dieses Genres wie lange Krankenhausszenen.
Überdies machen die lockeren Sprüche Doo-siks einen mit Tränen in den Augen lachen.
Doh Kyung-soo ("Unforgettable), von der Boyband Exo, verblasst gegen seinen Schauspielkollegen, aber die Chemie zwischen den beiden Brüdern ist da. Daneben gibt es noch eine interessante lustige Nebenrolle von Kim Kang-hyun (oft nur in Nebenrollen wie in "Whistle Blower zu sehen), während Park Shin-hye ("The Royal Tailor) nicht sinnvoll eingesetzt wird. Am Ende ist aber vor allem Doo-sik das Herz des Films. Außerdem gibt es viel zu lachen, sodass die 110 Minuten fast schon etwas zu kurz ausfallen. Und kommt es dann zum Drama, lässt man sich gerne darauf ein. Es ist interessant, zu sehen, dass es tatsächlich auch immer noch gute Taschentuchdramen gibt, die einem zeigen, dass Kitsch auch erträglich und sogar lustig verpackt sein kann. Dieses schmutzige Gefühl, das man auf manipulative Art zu Tränen gerührt werden soll, bleibt hier aus, obwohl es eigentlich aufkommen müsste, und zum Großteil ist das der Verdienst des Humors und eines großartigen Darstellers.