Story: Jeong-yeob (Lee Dong-hwi) sucht schon seit einer Weile einen Job bei einer guten Anwaltskanzlei. Momentan wohnt er bei seiner Schwester und ihrem Ehemann, doch da sich an Jeong-yeobs Situation schon seit einer Weile nichts geändert hat, macht seine Schwester ihm Druck, endlich irgendeinen Job zu finden. Also fängt er bei der lokalen Kinder- und Jugendhilfe an. Eines Tages holt ihn die Polizei auf die Station, da das zehnjährige Mädchen Da-bin (Choi Myung-bin) ihrer Stiefmutter Ji-sook (Yoo Sun) den Vorwurf macht, sie zu misshandeln. Jeong-yeob muss bald herausfinden, dass er in seinem neuen Job nicht viel mehr machen kann, als das Kind wieder der Mutter zu übergeben und dieser eine Rüge zu erteilen. Für Da-bin und ihren kleineren Bruder Min-joon (Lee Joo-won) macht das die Sache allerdings nur noch schlimmer. Obwohl Da-bin von ihrer Mutter weiter misshandelt wird, ignorieren sowohl ihre Lehrer als auch die Nachbarn, was bei dem Mädchen zuhause passiert. Der leibliche Vater interessiert sich ohnehin nicht für seine Kinder und kümmert sich nicht darum, was seine neue Frau mit ihnen macht. Da-bin erscheint daraufhin so gut wie jeden Tag mit ihrem Bruder bei Jeong-yeob, der sie bespaßen muss. Auch das gehört zu seinem Beruf. Als Jeong-yeob durch einen Bekannten endlich einen Job bei einer hoch angesehenen Anwaltskanzlei in Seoul bekommt, lässt er jedoch alles stehen und liegen, denn er hat endlich seinen Lebenstraum erfüllt. Da-bin fühlt sich von dem letzten Erwachsenen, dem sie noch vertraut hat, im Stich gelassen und kurz darauf kommt es zur Katastrophe in der Familie...
Kritik: Südkorea hat ein großes Problem und dieses wird auch immer wieder von den Medien aufgegriffen. Gemeint sind Kindesmisshandlungen, die wegen ihrer Grausamkeit daran zweifeln lassen, ob die Täter tatsächlich noch als Menschen bezeichnet werden können. "My First Client" nimmt sich eines der bekanntesten Fälle der letzten Jahre an und strickt darum einen Film. Ein schwieriges Unterfangen und so lässt sich als größte Problematik des Streifens festhalten, dass es sich eben um einen Film handelt. Das mag sich erstmal wie ein eigenartiger Kritikpunkt anhören, aber Filme sollten, um ein großes Publikum für sich gewinnen zu können, möglichst spannend, dramatisch und unterhaltsam sein. Bei einem Thema wie diesem kann das oft etwas unpassend wirken. Eine Dokumentation wäre vielleicht das passendere Format gewesen. Dennoch kann man nicht abstreiten, dass der Film größtenteils erfolgreich darin ist, seine Geschichte nahegehend zu präsentieren. Es wirkt alles insgesamt nur etwas zu kommerziell.
Die Familie, um die sich alles dreht, hat bereits damit zu kämpfen, dass es keine Mutter für die Kinder gibt und der Vater sich kaum für die Kleinen interessiert sowie eigentlich so gut wie immer durch Abwesenheit glänzt. Die kleine Da-bin übernimmt in gewisser Weise für ihren Bruder daher auch die Rolle der Mutter, bis schließlich eine neue Frau im Leben der Kinder auftaucht. Endlich eine Mutter zu haben, macht die liebenswerten Kinder glücklich, doch dieses Glück ist nur von kurzer Dauer. Das Grauen nimmt damit seinen Anfang, dass der kleine Min-joon nicht mit den Stäbchen umgehen kann. Fortan trägt Da-bin die Verantwortung dafür, dass er es lernt. Als sich der Kleine immer noch ungeschickt anstellt, ahnt man bereits, dass es eine schlimme Strafe gibt - aber zunächst wird zu einer anderen Szene geschnitten. Das ist gar nicht schlecht, da wir anfangs nur Vermutungen über das Ausmaß der Misshandlung haben und lediglich die eine oder andere Verletzung am Hals des Mädchens sehen. Erst mit der Zeit wird es visuell unangenehmer und die gezeigten Szenen werden immer grausamer.
Die beiden Kleindarsteller sind hervorragend, besonders Choi Myung-bin als Da-bin kann überzeugen, auch wenn das Drehbuch gegen Ende ihr Trauma nicht hunderprozentig einzufangen weiß. Lee Dong-hwi ("Extreme Job"), der sonst eher in Nebenrollen zu sehen ist, übernimmt die eigentliche Hauptrolle und spielt einen Kerl, der unglaublich faul ist und sich wenig um seinen Job schert. Natürlich ändert sich dies mit der Zeit, er ist nicht mehr bereit, seine Seele für Geld zu verkaufen usw. Wir kennen das alles und gerade hier hält der Film einige Szenen bereit, die etwas zu abgedroschen sind. So ganz warm kann man mit dem Hauptcharakter daher nicht werden, auch wenn er sich später durchaus aufopfert und Sympathien für sich gewinnen soll. Yoo Sun ("Moss"), die die Stiefmutter verkörpert, kann das nötige Maß an Bösartigkeit in ihren Blick legen, sodass wir sie sogleich nicht leiden können. Später fragen wir uns sogar, wie Jeong-yeob sich noch beherrschen kann, als er mehr oder minder direkt Zeuge einer Misshandlung wird, und der Mutter nicht einfach eine verpasst, denn Grenzen wie Mann oder Frau sind bei einem Monster wie ihr ganz klar aufgehoben.
Yoo Sun kann gerade gegen Ende bei der unweigerlichen Gerichsszene - auch hier wirkt alles ein wenig wie Standard, aber immerhin zieht sich die Szene nicht unnötig in die Länge - noch einmal schauspielerisch einiges aus ihrer Rolle herausholen. Vor Gericht bekommen wir dann aber auch eine Szene, die zu sehr aus dem Fall herausreißt und uns klar macht, dass es sich hier um ein Drama handelt, das bei uns die Tränen rollen lassen will. Fast schon verkommt der Film damit zum Taschentuchdrama und das ist schade. Dramen wie "Miss Baek" zeigen überdies einen stimmigeren Ton auf. "My First Client" hat nämlich auch damit zu kämpfen, dass die düstere Grundthematik erstaunlich oft aufgelockert wird. Zu Beginn hat man sogar das Gefühl, eine Komödie zu sehen, wobei das Ziel ganz klar ist, eine Beziehung zwischen Jeong-yeob und den beiden Kindern aufzubauen. Man darf aber fragen, ob es denn unbedingt nötig ist, bei einem solchen Thema auch Humor unterzubringen, nur um auch wirklich jeden Zuschauer abzuholen.
Das Besondere an dem Fall, und es handelt sich überdies keineswegs um einen Einzelfall in Korea, ist, dass die Mutter die Täterin ist. Bereits zu Beginn wird ein wenig subtiler Hinweis darauf gegeben, dass auch die Mitwisserschaft des Vaters diesen zum Mittäter macht. Auch alle anderen um die beiden Kinder, wie die Lehrer und die Nachbarn, trifft eine gewisse Schuld, wenn auch bei letzteren eben nicht juristisch. Das wird aber gegen Ende leider als herauszuarbeitender Aspekt fallen gelassen. Selbstverständlich trägt auch der Held der Geschichte Schuld mit sich und wie er mit dieser leben und Wiedergutmachung leisten kann, da liefert "My First Client" durchaus überzeugende Arbeit ab. Der Film ist überdies alleine wegen seiner Thematik mitnehmend und hält immer wieder ein paar Schläge in die Magengrube bereit, aber durch das manchmal überzeichnete Drama verliert er etwas an Gehalt. Trotz einiger Kritikpunkte handelt es sich hier aber um ein Drama, das im Großen und Ganzen empfehlenswert ist.