Story: Kim Byeong-gook (Bae Seong-woo) ermordet mit einem Hammer seine gesamte Familie. Detective Jong-hoon (Park Seong-woong)
sucht den Arbeitsplatz des Mörders auf und sucht nach einem Motiv sowie einem möglichen Aufenthaltsort Byeong-gooks. Bei seiner Befragung der Angestellten
stellt sich heraus, dass Kim ein zuverlässiger Arbeiter war und nichts auf seine Tat hat schließen lassen. Nur die Praktikantin Lee Mi-rae (Ko Ah-seong)
scheint offensichtlich eine schlechtere Lügnerin zu sein als der Rest der Angestellten. Doch auch aus ihr bekommt die Polizei nicht mehr heraus. Tatsächlich war
Byeong-gook der einzige Kollege, mit dem sie sich gut verstanden hat, weshalb sie von seiner Tat am meisten geschockt ist. Doch Mi-rae hat genügend damit
zu tun, von ihren Kollegen akzeptiert zu werden und nichts falsch zu machen. Eigentlich müsste sie bald von der Firma übernommen werden, aber ihr Fleiß
scheint ihr einige Feinde zu machen. Als dann der nächste Tote im Büro gefunden wird, sind sich alle sicher, dass sich Byeong-gook irgendwo im Büro aufhält.
Für Mi-rae kommt daneben noch die Angst hinzu, ihre Arbeit zu verlieren, da plötzlich eine weitere Praktikantin eingestellt wird...
Kritik: Es ist schon etwas irritierend, dass 2015 gleich zwei Filme mit dem Titel "Office" aus Asien kommen. Wer nach dem Musical von
Johnnie To sucht, wird das andere "Office" meinen. Denn in dem südkoreanischen Thriller geht alles etwas düsterer und beklemmender
zu. Unglücklicherweise entpuppt sich der Streifen gegen Ende als Slasher-Film mit für Fans des Genres wiederum erstaunlich wenig Blut. Letztendlich versucht
der Film sowohl Horror-Fans als auch jene Zuschauer ansprechen zu wollen, die etwas Sozialkritik vertragen. Es sollte nicht überraschen, dass "Office"
schließlich keine der beiden Gruppen zufriedenstellen kann. Anfangs mag man noch ein paar satirische Elemente in dem Film vermuten, aber je weiter die Geschichte
voranschreitet, desto ernster nimmt sie sich und das ist nicht gut, denn besonders großartig geschrieben ist "Office" nicht.
Dabei bietet das Büro als geschlossener Raum mit seinem kühlen Licht und dem monotonen Geräusch des Tastaturgeklappers und Kopierers im Hintergrund
eigentlich eine ziemlich gut geeignete Bühne für einen Horrorstreifen. Der erste Mord ist äußerst brutal, auch wenn wir nichts davon zu sehen bekommen und
wir nur den Ton hören. Vor seinem Regiedebüt hat Hong Won-chan bereits an "The Chaser" mitgearbeitet und wer sich an den
Mord mit dem Hammer dort erinnert, weiß genau, was er hier zu erwarten hat. Bis zum Ende hin spielt sich aber alles recht unblutig ab. Um
Leben und Tod geht es aber dennoch. Jedoch nicht auf die Weise, wie man sich das vorstellt. Denn in "Office" geht es um den Erhalt des eigenen
Artbeitsplatzes und das ist in Korea mehr noch als in anderen Ländern gleichzusetzen mit dem eigenen Leben.
Der eigentliche Horror ist also, seinen Arbeitsplatz zu verlieren. Für Mi-rae, die schon seit einer Weile darauf hofft, überhaupt endlich unter Vertrag genommen
zu werden, geht es damit um besonders viel. Sie ist zwar enorm fleißig, doch wird sie von ihren Kollegen nicht akzeptiert, da ihre sozialen Kompetenzen etwas
zu wünschen übrig lassen. Dabei bemüht sie sich außerordentlich. Genau das macht sie aber unter ihren Kollegen und Kolleginnen unsympathisch. Niemand mag
jemanden, der versucht eine bessere Leistung als man selbst abzuliefern. Damit weist Mi-rae einige Parallelen zum Mörder Kim Byeong-gook auf. Der Film spielt
auch genau mit diesem Umstand und je mehr sich der Druck auf Mi-rae erhöht, desto spannender wird die Geschichte. Es ist dieses subtile Mobbing, das
"Office" zu seinen stärksten Momenten führt. Unglücklicherweise sind die Charaktere aber nicht annähernd so gut geschrieben, wie es nötig gewesen wäre, um
dem Film echte Tiefe zu verleihen.
Dementsprechend bleibt vieles nur angedeutet. Immerhin kann die Atmosphäre teilweise ein beklemmendes Gefühl hervorrufen und das nicht unbedingt in den Szenen,
in denen das Licht geisterhaft flackert, sondern wenn Mi-rae ihren stressigen Arbeitsalltag überstehen muss und von allen Seiten Ärger bekommt. Ko Ah-seong
("Thread of Lies", "Snowpiercer") kann mit ihrem stets erschrocken wirkenden Gesichtsausdruck
manchmal etwas über die Stränge schlagen, punktet aber wiederum in genügend anderen Szenen. Leider gibt ihr das Drehbuch nicht die Gelegenheit sonderlich zu
glänzen. Das gilt auch besonders für Park Seong-woong ("Tabloid Truth") als Detective. Er hat zwar ein gewisses Charisma und seine
Chemie mit Ko ist besser, als man es bei dem unsauberen Drehbuch erwarten würde, aber etwas Besonderes kann er auch nicht aus seiner Rolle machen.
Sobald klar ist, dass "Office" nur am Rande den typischen Arbeitsalltag zeigt und die Ängste eines jeden Büroangestellten nicht in den Fokus rückt, schwächelt der Film immer mehr. Und gegen Ende bekommen wir dann tatsächlich einen typischen Slasher zu sehen. Von all den Abzweigungen, die der Film hätte nehmen können, ist das die unspektakulärste und so macht sich am Ende auch Enttäuschung breit. Das Drehbuch hat aber nicht nur Probleme, wenn es um die Ausarbeitung seiner Charakter geht. Es gibt auch einige recht ungeschickte Wendungen, die den Fall voranbringen, und das irgendwie übernatürliche Element, das retrospektiv den ganzen Film durchzieht, passt einfach nicht. Auch hinsichtlich des Schnitts tun sich Mängel auf, da einige Rückblenden nicht gerade gelungen in den Film gewoben sind. Wenn da nicht trotz allem noch ein Funken Substanz in Form von Kritik an Firmenstrukturen auszumachen wäre, hätte man "Office" als eine noch größere Enttäuschung bezeichnen müssen. Potential ist da gewesen.