Story: Es ist das Jahr 1953, es herrscht Waffenstillstand im Korea-Krieg und das Land muss neu aufgebaut werden. Die Menschen haben kaum etwas
zu essen und es gibt zahllose, hungernde Waisen auf den Straßen. Tae-ho (Song Chang-ee) und Jong-doo (Lee Wan) sind zwei von ihnen und versuchen sich als
Laufburschen in einer Gangsterbande. Tae-ho schafft es dank seines Intellekts einen Job als Verkäufer von amerikanischen Waren innerhalb der Gangsterorganisation
zu bekommen. Jong-doo will dagegen lieber auf physischer Ebene sein Können unter Beweis stellen. Als dabei jedoch jemand umkommt - ein unglücklicher Unfall -
wird er von Gewissensbissen geplagt. Tae-ho denkt derweil an die Zukunft, denn er will nicht ewig für die Gangster arbeiten. Zusammen mit der Bettlergruppe,
deren Anführer Jong-doo versehentlich umgebracht hat, erbetteln sie eine gute Menge an Reis. Tae-ho erkennt nämlich, dass der Preis für Reis immer weiter
steigen wird und sich damit auf dem Schwarzmarkt ein Vermögen machen lässt. Die Bettlerin Soon-nam (Greena Park) stellt außerdem ein weiteres Interesse der
beiden Freunde dar. In der Gangsterorganisation gibt es allerdings bald einen Machtwechsel, der auch Tae-ho und Jong-doo direkt beeinflusst.
Kritik: 1953 ist ein interessantes Jahr für einen Film. Schließlich ist der Korea-Krieg gerade zu Ende gegangen, das Land hat keine Richtung, das Volk hungert, die politische Bühne ist unüberschaubar und es herrscht auf der Straße des Recht des Stärkeren. In dieser Zeit begleiten wir zwei Teenager, die sich auf unterschiedliche Weise einen Namen machen wollen. Der eine mit dem Kopf, der andere mit den Fäusten. Leider verfehlt es der Film, genauer auf die geschichtlichen und politischen Begebenheiten einzugehen. Stattdessen dient das Setting lediglich als durchaus innovativer Hintergrund für eine Gangstergeschichte, wie man sie bereits einige Male gesehen hat. Nur dass diesmal das Stichwort weniger "Bruderschaft" als vielmehr "Familie" lautet. Erfrischenderweise fehlt das Element des Verrats, denn die beiden Freund bleiben bis zum Schluss Brüder.
Vorweg genommen wurde damit jedoch nichts, denn hätte es einen Verrat zwischen den beiden Freunden gegeben, wäre das äußerst unglaubwürdig gewesen. Der Film
arbeitet nie in diese Richtung, auch wenn an der Oberfläche immer wieder ein Keil zwischen die beiden getrieben wird. Positiv ist dabei zu erwähnen, dass es
auch ein Liebesinteresse gibt, dieses aber nicht dafür verantwortlich ist, dass die beiden Protagonisten immer mehr voneinander wegdriften. Vielmehr ist dafür
das Geld verantwortlich und das, was es heißt, eine Familie zu sein. Zwei Dinge, von denen Jong-doo und Tae-ho unterschiedliche Vorstellungen haben. Eigenartig
ist die Nebengeschichte mit dem Mädchen daher aber umso mehr. Denn einen wirklichen Zweck erfüllt diese nicht. Vielmehr findet sie mehr im Hintergrund statt
und wird wieder fallengelassen, als sie ihren Höhepunkt erreicht hat. Das ist gut, da der Originalitätsfaktor eher gering ist, allerdings fragt man sich dann,
warum man sie überhaupt eingearbeitet hat.
Tae-ho ist eher der analytische Typ und seine Ideen versprechen tatsächlich Erfolg zu bringen. Er will das große Geld machen, unterschätzt dabei aber, dass
er in einer Branche arbeitet, die von Gangstern dominiert wird. Jong-doo will dagegen lieber der Starke sein, der von niemandem abhängig ist. Er ist
prädestiniert eines Tages selbst Gangster zu werden. Myeong-soo, von Ahn Kil-kang ("The Divine Move") durch seine tragische
Coolheit zu einem kleinen Highlight des Films gemacht, dient ihm dabei als Vorbild, auch wenn dieser genau das eben nicht sein will. "Once Upon a Time in
Seoul" spielt gekonnt mit unseren Erwartungen, denn die beiden Protagonisten wandeln sich im Laufe der Geschichte bzw. zeigen andere Seiten von sich, die
sie beinahe in einem komplett anderen Licht darstellen. Eine der unerwartet positiven Elemente des Films.
Daneben überrascht leider nur wenig. Song Chang-ee ("A Reason to Live") spielt seinen Charakter recht kühl, aber niemals
so kühl, dass man sich nicht mit ihm identifizieren könnte. Lee Wan gewinnt als Jong-doo anfangs nicht gerade unsere Zuneigung, aber er ist emotional und
reißt uns immer wieder mit. Eine außergewöhnliche Chemie zeichnet die beiden Personen aber nicht aus, sodass man zu Recht fragen darf, was denn noch bleibt,
wenn sich das Bruderschaft-Motiv somit nicht unbedingt als Stärke des Action-Dramas herausstellt. Unglücklicherweise bleibt nicht viel. Die Gangstergeschichte,
die als Rahmen dient, ist nicht gerade ausgefallen, einzig das Setting des sandigen Marktplatzes und des ewigen Hungers als Begleiter weiß "Once Upon a Time
in Seoul" von ähnlichen Werken abzugrenzen. Spektakuläres bekommt man aber nicht zu sehen, sodass sogar die knapp 100 Minuten fast schon zu lang
erscheinen.
Ein paar Actionszenen gibt es dann doch zu sehen, allerdings stechen diese nicht heraus. Abgesehen von einem Peitschenkampf, der jedoch als Finale eine Enttäuschung darstellt. Hier hätte viel mehr möglich sein können. Regisseur Bae Hyeong-joon ("Too Beautiful to Lie") hat gut daran getan, seinen Film mit vergleichsweise unverbrauchten Gesichtern zu besetzen, aber bei der Geschichte hätte mehr Hand angelegt werden müssen. Zumindest stärkere Bande zum Setting in den 50ern wären nötig gewesen, um dem Film etwas mehr Tiefgang zu geben. Die Charaktere leiden letzten Endes auch unter dem mittelmäßigen Drehbuch, da man sich in den dramatischen Szenen wenig berührt fühlt. Handwerklich solide umgesetzt, kann das Action-Drama letzten Endes also nur mit seinen Schauplätzen punkten. Der Rest bleibt lediglich Durchschnitt.