Story: Kim Seok-go (Ryoo Seung-beom) unterrichtet an einer Schule Mathematik, doch hätte er mit seinem genialen Geist weitaus mehr erreichen
können. Er ist sehr zurückhaltend und scheint an nichts Freude zu haben, lediglich seine Nachbarin Hwa-seon (Lee Yo-won) interessiert ihn. Sie
anzusprechen, wagt er sich jedoch nicht. Eines Tages hört er dann durch die dünne Wand seiner Wohnung mit an, wie Hwa-seons Ex-Ehemann plötzlich bei ihr
auftaucht und sie sowie ihre Nichte Yoon-ah (Kim Bo-ra) misshandelt. Hwa-seon wehrt sich und tötet ihren Ex-Ehemann. Bevor sie allerdings die Polizei rufen
kann, um sich zu stellen, klingelt Seok-go bei ihr und bietet seine Hilfe an. Er erklärt, dass ersichtlich ist, dass auch die Nichte bei der Tötung mitgeholfen
hat und auch diese nicht ungestraft davonkommen würde. Daher willigt Hwa-seon ein, ihrem Nachbarn zu vertrauen, der sich um alles kümmern will. Ein paar
Tage später taucht dann die Leiche nahe des Flusses auf. Detective Min-beom (Jo Jin-woong) untersucht den Fall und hat sogleich Hwa-seon als Verdächtige im
Visier. Doch diese hat ein Alibi. Routinemäßig klingelt er auch bei Seok-go und es stellt sich heraus, dass die beiden sich aus der Schule kennen. Ist das
eine unerwartete Variable in Seok-gos Plan, mit der er umzugehen weiß?
Kritik: Die Gefahr, die sich ergibt, wenn man einen Film sieht, ohne sich vorher über diesen informiert zu haben, ist, dass man plötzlich ein
Remake schauen könnte. In diesem Fall das Remake des japanischen Thrillers "Suspect X" aus dem Jahr 2008, welcher wiederum auf dem viel gepriesenen Roman von
Keigo Higashino mit dem Titel "Verdächtige Geliebte" basiert. Hat man hier also einen Wein vor sich, der bereits zum zweiten Mal verwässert wurde? Es scheint
so, denn trotz einer ansprechenden Atmosphäre ist es schwierig, mit den Charakteren warm zu werden. Weiterhin gibt es ein paar Probleme mit dem Tempo,
sodass man auch mal über Durststrecken hinwegkommen muss. Am unverständlichsten ist jedoch, dass die Wende in gewisser Hinsicht unlogisch ist und
damit wahrscheinlich nicht gemäß der Vorlage. Oder es wurde einiges weggelassen. Eine Sichtung des Originals scheint unumgänglich, denn Potential beweist
der Stoff auf jeden Fall.
Es ist beinahe so, als hätte Seok-go ein für ihn nicht schwer zu lösendes mathematisches Problem mit einem anderen Problem gleichgesetzt, das nicht gelöst
werden kann. Was damit gemeint ist, zeigt sich im Laufe des Films, in jedem Fall ruft es aber große Fragezeichen hervor. Dieser Fehltritt in logischer
Glaubwürdigkeit trübt den Spaß um einiges. Das bedeutet aber nicht, dass "Perfect Number" nicht ein ordentlicher Thriller ist. Besonders die Atmosphäre
des Films kann gefangen nehmen. Die etwas düstere Farbgebung, das introvertierte Schauspiel, das typische Katz-und-Maus-Spiel, das alles sind Zutaten,
die zum Erfolg eines Thrillers beitragen, dennoch gibt es doch gerade bei den Schauspielern ein paar Mängel, oder vielmehr bei den Charakteren. Diesen
fehlt nämlich einfach das nötige Maß an Tiefe.
Es ist angenehm Ryoo Seung-beom ("The Suicide Forecast", "The Unjust") einmal in einer etwas
introvertierten Rolle zu sehen. Und er schafft es auch, dass wir ihm den genialen Mathematiker abnehmen, der nicht nur glaubt, jedem einen Schritt voraus
zu sein, ohne sich dafür anstrengen zu müssen, sondern der genau das auch schafft. Weiterhin vermag er es, dass wir ab einem bestimmten Punkt sogar ins
Zweifeln geraten, ob Seok-go tatsächlich nur aus Liebe Hwa-seon hilft oder nicht vielleicht sogar ein Monster in sich geweckt hat, dass nur darauf
gewartet hat, raus zu dürfen. Dennoch bleibt leider der Umstand bestehen, dass sein Charakter etwas besser ausgearbeitet hätte werden können. Schlimmer
verhält es sich aber mit Hwa-seon, gespielt von Lee Yo-won ("The Recipe"), der als hilflose Frau wirkliche Eigenschaften
fehlen.
Sympathieträger ist eigentlich aber der Detective. Jo Jin-woong ("Nameless Gangster") haucht seiner Rolle das nötige
Leben ein, doch ist man als Zuschauer zuweilen auch verwundert über die Hartnäckigkeit des Detectives, mit der er Hwa-seon als Täterin überführen will.
Trotz einiger Längen überzeugt der Film doch durch gut eingestreute neue Entwicklungen und auch die Auflösung beinhaltet gute Elemente, wenn man einmal
von jenem besagten Logikschnitzer absieht, auf den ich aus Spoiler-Gründen nicht näher eingehen werde. Gerade zum Ende hin erweist sich allerdings,
dass "Perfect Number" trotz seiner japanischen Vorlage durch und durch ein koreanischer Film ist. Schließlich driftet der Thriller ins Melodramatische
und Übersentimentale ab, mitsamt ein paar unnötig verbauten Slow-Motion Sequenzen.
Trotz der guten Ideen, die in dem Film stecken, kommt "Perfect Number" oft nicht über ein "nette Abendunterhaltung, in die ich zufällig reingeschaltet habe" hinaus. Besonders große Enttäuschung macht sich breit, wenn man weiß, dass der Thriller von der früheren Schauspielerin Bang Eun-jin ("Address Unknown") ist, die mit ihrem Regiedebüt "Princess Aurora" bereits einen sehr gelungenen Thriller abliefern konnte. Hier fehlt es den Charakteren irgendwie an Leben und man erwartet bei der mit Ausnahmen gut durchdachten Geschichte irgendwie mehr, als man dann im Endeffekt bekommt. In jedem Fall macht der Film aber neugierig auf das japanische Original. Und es muss ja nicht unbedingt der Film sein. Ab und zu ein Buch am Abend in die Hand zu nehmen, ist auch nicht verkehrt.