Story: Zhong Wen (Jackie Chan) ist Polizist und hat sich auf Verhandlungen mit Geiselnehmern und Selbstmördern spezialisiert. Wegen seiner
Arbeit hatte er nie Zeit für seine Familie und so ist er verwundert, als sich seine Tochter Miao (Jing Tian) mit ihm in einer Bar treffen will. Doch Miao
ist nach wie vor wütend auf ihren Vater und hat ihn nur eingeladen, um ihm ihren Freund Wu Jiang (Liu Ye) vorzustellen. Dieser ist der Betreiber der fragwürdigen
Bar und Zhong kann ihn nicht leiden. Der Polizist soll mit seinem Gefühl Recht haben, denn plötzlich nimmt Wu die Barbesucher als Geiseln. Anscheinend ist
Zhong sein Hauptziel, aber er verlangt von der eintreffenden Polizei, dass noch ein bestimmter Gefängnisinsasse zu ihm gebracht wird. Zhong kann sich zunächst
befreien, aber es zeigt sich schnell, dass Wu die Geiselnahme seit langem geplant und an alles gedacht hat. Auch die Bemühungen der Polizei die Bar zu stürmen,
sind nicht von Erfolg gekrönt. Außerdem scheinen die Geiseln nicht zufällig an diesem Tag in der Bar zu sein. Wu verfolgt ein bestimmtes Ziel und Zhong
versucht hinter dieses zu kommen, indem er mit dem Geiselnehmer verhandelt.
Kritik: Es wurde schon einige Male zuvor gesagt, aber es besteht kein Zweifel daran - das größte Problem dieses düsteren Thrillers ist, dass
der Filmtitel "Police Story" beinhaltet. Denn mit Jackie Chans Vorzeigereihe hat der Film gar nichts zu tun. Es handelt sich um einen eigenständigen Film,
ähnlich wie "New Police Story", in dem Chan einen Festland-Chinesen spielt, der natürlich Polizist ist, aber
doch nicht mehr ganz der Jüngste. Dementsprechend darf man hier keine außergewöhnlichen Kämpfe erwarten und schon gar nicht gefährliche Stunts. Das
enttäuscht, denn das sind die Erwartungen, die man an einen Film mit diesem Titel heranträgt. Davon abgesehen erweist sich der Thriller aber als grundsolide
und bietet sogar eine Geschichte, bei der man sich zumindest Mühe gegeben hat.
Überraschend ist, dass Jackie Chan es schafft, einen durchgehend düsteren Ton im Film beizubehalten. Kein Slapstick, kein Humor, kein Unsinn. Das ist löblich,
aber andererseits auch nicht das erste Mal. Bereits in "Shinjuku Incident" hat Chan bewiesen, dass er in seinem Alter nun
auch bereit für ernste Rollen ist. Den Cop, den er mimt, kann man ihm durchaus abnehmen, aber der Film ist einfach kein "Police Story" und das schreit einem
andauernd jemand innerlich entgegen. Aber nicht nur das stört. Ebenfalls merkwürdig ist der Anfang des Films. Man wird sofort ins Geschehen geworfen und
bekommt die Bar vorgestellt, in der so gut wie der ganze Film stattfinden wird. Ein eigenartiges Setting, was umso deutlicher wird, wenn Chan in bester
John McClane Manier über Rohrleitungen klettert, um die Bösewichte auszuschalten.
Ganz so einfach ist die Geiselbefreiung dann aber doch nicht und plötzlich finden wir uns in Rückblenden wieder, die eine Verbindung zwischen Cop und Bösewicht
herstellen sollen. Das gelingt nur geringfügig. Schuld daran ist, dass die Charaktere recht flach gezeichnet sind. Speziell Liu Ye ("City
of Life and Death") hat Probleme einen konsistenten Bösewicht abzuliefern. Es ist zwar beabsichtigt, seine Motive bis zum Schluss sehr vage zu halten,
aber das schadet dem Film mehr als es ihm nutzt. Zumal sich später zeigt, dass man ziemlich stark mit dem guten Willen des Zuschauers spielt. Der Grund
für die Geiselnahme ist zwar nachvollziehbar, wirkt dann aber doch arg konstruiert. Wu Jiang hätte auch einfacher bekommen können, was er wollte.
Außerdem spielen einige Zufälle in die Geschichte mit hinein, die sich zu Logiklöchern ausweiten.
Die Regie von Ding Sheng ("Little Big Soldier") ist sehr modern und soll einen ganz eindeutig in den Sitz pressen. Doch
so spannend, wie man uns weißmachen will, ist dieser Thriller gar nicht. Irritierend ist in diesem Zusammenhang auch ein misslungener Soundtrack, der uns
versucht mit sich zu reißen. Immerhin ist die Atmosphäre zumeist recht dicht. Man macht auch nicht den Fehler, den gealterten Star der Filmreihe in einem
Kampf gegen jemand viel jüngeren unglaubwürdig gut dastehen zu lassen. Chan springt in dem eigentlich einzigen Kampf im Film nicht wild herum, sondern arbeitet
mehr mit Bodenkampf. Ein paar High-Speed-Kameraufnahmen geben den Szenen noch die gewisse Würze. "Police Story 2013" funktioniert als Thriller auch
gut ohne viel Action, nur ist der Titel dann fehlleitend.
Am Ende bekommt man einen erfrischend düsteren HK-Thriller. Einzig Jackie Chan wirkt manchmal einfach deplatziert. Er stört nicht wirklich, aber man hat immer noch gewisse Erwartungen, wenn man ihn in einem Film sieht. Vielleicht wäre ein anderer Hauptdarsteller keine schlechte Idee gewesen. Ding Sheng schafft es dank interessanter Regie und seinem Schnitt einen modernen Thriller auf die Beine zu stellen, der nur leider an einer Story kränkelt, die sich als intelligenter feiert als sie ist. Das ewige Festland-China konforme "Jedes Leben ist wertvoll" lässt weiterhin keinen Zweifel daran, dass der Film bis zum Ende moralisch einwandfrei bleibt. Das nimmt oft etwas die Fahrt aus dem Thriller, genauso wie das nicht immer glaubwürdige Drama, das sich am Ende mit seinen Wendungen fast schon in einer Seifenoper verliert. Als düsterer Thriller ist "Police Story 2013" aber durchaus annehmbar.